Jonathan Tah erinnert sich gerne an Fortuna
Über Düsseldorf gelang Jonathan Tah einst der Sprung in die Bundesliga. Nun trifft er mit Bayer Leverkusen auf seinen Ex-Klub.
LEVERKUSEN/DÜSSELDORF Wenn Jonathan Tah das Spielfeld betritt, strahlt er die Souveränität eines gestandenen Profis aus, eines Spielers, der über 100 Einsätze in der Bundesliga hinter sich und Erfahrung in der Champions League gesammelt hat. Längst ist er Nationalspieler – und ein Hoffnungsträger für die Defensive der DFB-Auswahl. Viele Beobachter vergleichen ihn mit dem jungen Jérôme Boateng. Doch es ist gerade einmal fünf Jahre her, dass seiner Karriere ein Knick drohte.
Ein vermeintlicher Rückschritt machte sich dann für ihn bezahlt. Nachdem er die Jugendteams des Hamburger SV durchlaufen hatte, kam er bei den Profis der Hanseaten nur sporadisch zum Einsatz. Auf der Suche nach Spielpraxis schloss er sich 2014 auf Leihbasis dem damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf an.
Und sein überzeugendes Jahr in der Landeshauptstadt ebnete ihm den Weg nach oben. 23 Einsätze absolvierte er für Fortuna, fand sich beinahe ohne Anlaufzeit in der Mannschaft zurecht und wurde einer ihrer Leistungsträger. „Ein 18-Jähriger lenkt Fortunas Abwehr“, titelte unsere Redaktion zum Beispiel nach dem 0:0 gegen das damalige Zweitliga-Spitzenteam FC Ingolstadt, nachdem Tah nach einer Muskelverletzung gerade erst zurückgekehrt war. Bei der Abstimmung zum „Fortunen des Spiels“setzte sich der Youngster mit 40,6 Prozent der Stimmen knapp gegen Axel Bellinghausen durch – dieser ist inzwischen Co-Trainer der Fortuna, die Tahs aktuellen Klub Bayer Leverkusen am Samstag um 15.30 Uhr in ihrer Arena erwartet.
Nach der Saison 14/15 hätten die „Man hat mir dort Spielpraxis gegeben und vertraut – auch, wenn es mal nicht ganz so gut lief.“Entsprechend positiv geprägt ist sein Blick auf die Zeit beim rheinischen Rivalen. „Ich konnte meine Entwicklung vorantreiben, mich verbessern und Erfahrungen sammeln, die für mich sehr wichtig waren. Ich bin dabei von allen unterstützt worden“, erinnert sich der gebürtige Hamburger. „Deswegen habe ich noch heute große Sympathien für den Klub.“
Das darf natürlich am Samstagnachmittag zumindest für etwa 90 Minuten keine Rolle mehr spielen. Beide Vereine sind gut in die Saison gekommen, haben die zweite Pokalrunde erreicht und den ersten Spieltag mit einem Sieg beendet. Dass sie nun im ersten der insgesamt zwölf rheinischen Duelle in dieser Bundesligasaison aufeinandertreffen, birgt also nicht nur wegen der Nähe beider Städte einen gewissen Reiz. Fortuna kann in der Partie beweisen, dass der Auftaktsieg in Bremen mehr als nur ein Strohfeuer war und Bayer 04 seinen Anspruch untermauern, zu den Topklubs Deutschlands zu gehören.
Tah geht daher von einem intensiven Spiel aus. „Ich weiß nicht, ob man es Derby nennt oder nicht, aber es ist auf jeden Fall eine gewisse Rivalität da“, sagt der Nationalspieler. Der Sieg zum Auftakt habe beiden Teams gutgetan. Entsprechend gestärkt sei jeweils das Selbstvertrauen. „Wir haben ja schon in der vergangenen Saison in Düsseldorf gespielt. Da ging es richtig ab, und es war ein sehr schweres Match für uns. Wir haben gewonnen, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Genauso erwarte ich es auch wieder am Samstag.“Entsprechend hätte sich das Team von Trainer Peter Bosz auf die Partie vorbereitet: „Wir müssen bereit sein – aber das sind wir.“