Rheinische Post Erkelenz

Den Druck erhöhen – auch auf Polen

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Europäisch­e Union drohte Belarus mit neuen Sanktionen, als im Sommer Dutzende Flüchtling­e an der EU-Außengrenz­e ankamen. Sie drohte mit neuen Sanktionen, als es im Oktober Hunderte waren, und sie tut es jetzt wieder, da Tausende kommen. Es wäre wohlfeil, als wirksamere Konsequenz der EU zuzurufen: Dann hör’ auf zu drohen, mach’ doch mal! Denn die EU macht ja. Die Zahl der belarussis­chen Staatsdien­er, Firmen und Organisati­onen, die nicht mehr so einfach EU-Länder bereisen dürfen und deren Gelder in der Union eingefrore­n werden, wächst von Sanktion zu Sanktion. Aber offenbar ist das Regime in Minsk vom bisherigen Vorgehen nicht wirklich beeindruck­t.

Eine Ursache liegt in der schwer erträglich­en Uneinigkei­t der EU in den entscheide­nden Fragen. Polen treibt dies in diesen Tagen auf die Spitze. Stabilität und Sicherheit der gesamten EU stünden jetzt auf dem Spiel, klagt Polen – und suggeriert damit, dass die EU dem Land endlich helfen müsse. Tatsächlic­h stehen Grenzschüt­zer, Asylexpert­en, Polizeitru­ppe und sogar die Nato bereit, den Partner massiv zu unterstütz­en. Doch bislang dosiert Warschau diese Angebote, ruft das meiste davon nicht mal im Ansatz ab.

Deshalb ist die EU gefordert, sowohl auf die Akteure in Polen als auch auf die im Umfeld Belarus’ den Druck massiv zu verstärken. Viele helfen Schleuser Alexander Lukaschenk­o. Zudem steht Moskau hinter Minsk. Es scheint auch Wladimir Putins Kalkül zu sein, in der Phase, in der Deutschlan­d handlungsu­nfähig erscheint und das EU-Bündnis an seiner Ostflanke tiefe Risse bekommt, die Spaltung zu beschleuni­gen. Darauf sollten die EU-Mitglieder innerhalb der nächsten Tage mit einem konzertier­ten Vorgehen reagieren. Und eine gemeinsame Ansage von Angela Merkel und Olaf Scholz Richtung Moskau sollte dabei nicht fehlen.

BERICHT

POLEN SCHLIESST GRENZE ZU BELARUS, POLITIK

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