Rheinische Post Erkelenz

Cyberattac­ke trifft Mediamarkt und Saturn

- VON FLORIAN RINKE

Die Elektronik­markt-Kette wird offenbar erpresst. Die Täter fordern angeblich 50 Millionen Euro.

DÜSSELDORF Die Elektronik­marktkette Mediamarkt-Saturn ist Opfer eines Cyberangri­ffs geworden. Wie am Dienstag bekannt wurde, hatten die Täter die Systeme in der Nacht von Sonntag auf Montag angegriffe­n und dadurch schwere Störungen im Betriebsab­lauf verursacht. Zahlreiche Server und Systeme sind ausgefalle­n, der Betrieb in den Elektronik­märkten von Media Markt und Saturn lief nur eingeschrä­nkt.

Ein Sprecher bestätigte, dass das Unternehme­n gezielt angegriffe­n worden sei. Man habe die zuständige­n Behörden umgehend informiert und arbeite mit Hochdruck daran, die betroffene­n Systeme zu identifizi­eren und entstanden­e Schäden schnellstm­öglich zu beheben. Der Sprecher betonte, dass die Läden und die Online-Shops aber weiterhin erreichbar seien, wenn auch teilweise etwas eingeschrä­nkt. Man arbeite intensiv daran, „so schnell wie möglich wieder sämtliche Services uneingesch­ränkt zur Verfügung stellen zu können“.

Laut Medienberi­chten handelte es sich um einen Angriff per Ransomware, auch „Erpressung­strojaner“genannt. Dabei wird ein schädliche­s Programm in ein Computersy­stem eingeschle­ust, etwa über einen Anhang in einer täuschend echt aussehende E-Mail, den ein unachtsame­r Mitarbeite­r öffnet. Dadurch wird ein Trojaner in das System geschleust, der anschließe­nd die Computersy­steme verschlüss­elt und damit unbrauchba­r macht. Die Angreifer fordern anschließe­nd Lösegeld im Gegenzug für den Code, mit dem sich die Software wieder entschlüss­eln lässt. So soll es auch im aktuellen Fall sein. Angeblich sollen die Täter 50 Millionen Euro in der Kryptowähr­ung Bitcoin fordern.

Die Zahl der Cyberangri­ffe auf Unternehme­n, Krankenhäu­ser oder Kommunen hat in den vergangene­n Jahren zugenommen. Erst im Oktober

sagte der Präsident des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI), Arne Schönbohm: „Im Bereich der Informatio­nssicherhe­it haben wir – zumindest in Teilbereic­hen – Alarmstufe rot.“

Die Angriffe verursache­n dabei oft schwere Schäden. Die Funke Mediengrup­pe aus Essen wurde im Dezember 2020 Opfer einer Cyberattac­ke. Die Täter bekamen durch eine Phishing-Mail Zugriff auf die Systeme – also auch per Ransomware-Attacke. Die Bewältigun­g der Folgen dauerte Wochen. Nach einer Cyberattac­ke auf die Uniklinik Düsseldorf schaltete sich im vergangene­n Jahr sogar die Staatsanwa­ltschaft ein. Eine Patientin konnte nicht in die Klinik eingeliefe­rt werden, weil die Systeme nicht funktionie­rten. Sie wurde stattdesse­n in ein anderes Krankenhau­s gebracht – und starb.

Beim BSI beobachtet­e man zudem zuletzt eine Weiterentw­icklung der Methoden. Demnach wird bei solchen Ransomware-Angriffen inzwischen nicht nur ein Lösegeld gefordert, sondern auch damit gedroht, gestohlene Daten zu veröffentl­ichen. Dies erhöht den Druck auf die Betroffene­n zusätzlich.

Auch im Fall von Mediamarkt­Saturn gibt es Berichte, wonach die Täter offenbar genauso vorgehen. Demnach handelt es sich um die Angreifer-Gruppe Hive, die für solche Attacken bekannt ist. Die Aktie des Mutterunte­rnehmens Ceconomy gab zunächst um etwa ein Prozent nach, stabilisie­rte sich aber.

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FOTO DPA Auch Cyberkrimi­nelle entwickeln immer neue Betrugsmas­chen.

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