„In der Offensive müssen wir uns steigern“
Der Eishockey-Bundestrainer spricht vor dem Deutschland-Cup in Krefeld über seine Olympia-Planung.
KREFELD Von Donnerstag bis Sonntag spielt die Eishockey-Nationalmannschaft beim Deutschland-Cup in Krefeld. Normalerweise steht da eine Art Perspektivteam auf dem Eis, nicht so dieses Jahr. Bundestrainer Toni Söderholm sieht sein Team zwar erstmals seit dem starken vierten Platz bei der WM im Frühsommer in Lettland, aber auch zum letzten Mal vor Olympia. Ein Problem: Er weiß noch nicht, ob er im Februar in Peking NHL-Stars wie Leon Draisaitl zur Verfügung hat. Also muss er möglichst viele Spieler für den Ernstfall testen. Außerdem werden nur geimpfte Spieler mit nach Peking reisen können, da es bei einer Quarantäne von 21 Tagen für Ungeimpfte sonst nicht praktikabel sei, sagt der Deutsche Eishockeybund. umdrehen: Wir machen aus den besten Spielern die beste Mannschaft. Aber wir haben vor Olympia nicht so viel Zeit, wie wir eigentlich bräuchten. Wir müssen also die Spieler finden, die mit ihrer Rolle am schnellsten zurechtkommen. Die, die zu dem Zeitpunkt ihr bestes Eishockey spielen. Und dann kommt unsere Verantwortung, daraus eine Mannschaft zu bilden. Denn im deutschen Eishockey wird es immer „Team first“heißen.
Zu Beginn der Corona-Zeit hatten Sie die Befürchtung, dass der deutsche Nachwuchs zurückfällt, weil hier im Gegensatz zu anderen Ländern nicht gespielt werden konnte. Hat sich das bewahrheitet? SÖDERHOLM: Das könnte ein U-Nationaltrainer besser beurteilen, aber ich sehe schon eine gewisse Gefahr, was die U16 und die U18 betrifft. Die U20 ist ganz okay durchgekommen, aber ich würde mit rot unterstreichen, wenn ich sage: Wir müssen jetzt aufpassen. Wir müssen unsere Talente bestmöglich unterstützen.
Auch bei den Profis gab es zuletzt Probleme, in der DEL gab es viele
Corona-Fälle. Haben Sie die Sorge, dass es noch mehr wird, was wiederum Einfluss auf die Nationalmannschaft hätte?
SÖDERHOLM: Ich weiß nicht, ob das Einfluss hätte. WM und Olympia werden gespielt. Aber klar ist: Jeder muss jetzt aufpassen, dass er sich hygienisch richtig verhält. Niemand schaut gerade zurück und sagt: Das war ein tolle Zeit, dahin will ich zurück.
Was sagen Sie bislang zum sportlichen Niveau der DEL?
SÖDERHÖLM: Es gab Spiele, in denen
die Qualität nicht so hoch war. Es gab Spiele, in denen Intensität und Tempo richtig gut waren. Im Vergleich zum Eishockey, das in anderen Ligen gespielt wird, sind wird wir noch nicht ganz da. Wir können uns spielerisch verstärken. Ich weiß nicht, ob das mit der Wiedereinführung von Auf- und Abstieg zusammenhängt, ob sicherer gespielt wird oder einige nervös sind.
Sie wünschen sich mehr Offensive und mehr Aktionen mit dem Puck? SÖDERHOLM: Wenn man sich Offensive wünschen könnte: ja. Aber das ist keine Sache des Wünschens. Generell ist das Spiel in der offensiven Zone ein Bereich, in dem wir noch nicht so gut sind – nicht nur taktisch, auch technisch und von der Schnelligkeit her, da müssen wir uns steigern. Deutschland war so lange auf die Defensive fokussiert, deswegen ist die Offensive der Bereich, der abfällt.
Einen gibt es aber, der das herausragend macht: Leon Draisaitl, der Abend für Abend Weltklasseleistungen bringt, allerdings in Nordamerika. Wird er ihrer Meinung nach hierzulande noch immer unterschätzt?
SÖDERHOLM: Ich glaube schon, dass er die Anerkennung kriegt. Die, die ihn kennen, wissen was er leistet. Die, die ihn noch nicht kennen, werden das irgendwann wissen. Wir reden über einen der besten Spieler der Welt, seit Jahren. Er hat sogar noch Platz für Entwicklung, und das ist das Beängstigende für die Gegner.