Vereine bekommen die Hallen nicht voll
In den Teamsportarten sind viele Klubs weit entfernt von den Zuschauerzahlen vor der Pandemie.
BERLIN/NEUSS (dpa) Die Teamsportarten kämpfen um ihre Fans. Zwar sind die Zuschauer in den Handball-, Basketball-, Volleyball- oder Eishockey-Hallen nach Monaten der Corona-Pandemie mit leeren Rängen wieder zurück. Doch die ersten Spieltage der neuen Saison haben gezeigt: Leicht ist es nicht, die Arenen wieder zu füllen. Selbst begrenzte Kapazitäten werden oft nicht ausgeschöpft.
„Wir sind noch weit weg vom Normalzustand. Aber alles andere wäre auch überraschend gewesen“, sagt Bob Hanning, der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. Die Tendenz zieht sich durch die verschiedenen Ligen, betrifft etliche Klubs und bereitet finanzielle Sorgen. In der Handball-Bundesliga (HBL) steht die Zuschauer-Rückkehr und der erhoffte Weg zur Vollauslastung als wichtiges Thema auf der Agenda einer Klausurtagung für Mitte November. Füchse-Macher Hanning beschwichtigt zwar, die nicht vollständige Auslastung sei „für uns gerade relativ unproblematisch“, weil noch Staatshilfen fließen. Der HBLPräsident klingt besorgter: „Ja, im Moment ist noch alles ok“, sagt Uwe Schwenker: „Aber natürlich muss es jetzt langsam wieder Richtung Vollauslastung gehen.“
In der Basketball-Bundesliga war es am vergangenen Wochenende in Ulm (4898) und Bonn (4765) fast voll. Andere Klubs sind weit davon entfernt. Insgesamt ging es aufwärts: Erstmals besuchten wieder mehr als 30.000 Zuschauer die neun BBL-Spiele – gut 5000 mehr als am Spieltag zuvor.
In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) schafften es bislang beispielsweise selbst die Adler Mannheim nicht, die maximal erlaubte Kapazität von 9500 Zuschauern zu erreichen. Ein geringeres Zuschauer-Interesse in der DEL zum Saisonbeginn ist allerdings ein Stück weit normal. Das Interesse wächst mit dem Saisonverlauf. Doch die Zahlen hinken hinterher. Im Vergleich zu „normalen Jahren“liegen sie bei „etwa 70 Prozent“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke und erklärt sich „noch zufrieden“. Zuschauerprimus Köln konnte schon einige Male die maximal zugelassenen 11.400 Besuchern begrüßen.
Die finanzielle Abhängigkeit von den Zuschauereinnahmen ist hoch.
„Vor Corona waren im Schnitt etwa 60 Prozent der Erlöse spieltagsbezogen. Bei einigen Klubs bis zu 80 Prozent. Die Etats sind dementsprechend derzeit reduziert“, sagt Tripcke nun.
Ob geimpft, genesen oder getestet – für den Hallen-Eintritt müssen die Zuschauer Nachweise erbringen. Die Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, sei es nicht, vor der die Menschen hauptsächlich zurückschrecken, schildert der Fan-Beauftragte der Adler Mannheim, Patrik Löffel, seine Eindrücke aus dem Eishockey. Ihn überraschen die kleineren Kulissen nicht. „Man hat sich in der langen Zeit ohne Eishockey daran gewöhnt“, sagt der Angestellte der Adler. „Es gibt den harten Kern, der kommt zum großen Teil noch. Der Gelegenheitsfan hat sich das vielleicht abgewöhnt, für seine Familie 120 Euro auszugeben für ein Eishockeyspiel, wenn er eineinhalb Jahre gemerkt hat, dass er das gar nicht so braucht.“