Wer rast, muss tiefer in die Tasche greifen
voranzukommen. Dann werden 240 bis 320 Euro fällig. Hinzu kommen 2 Punkte im Flensburger Fahreignungsregister und einen Monat Fahrverbot. Ähnlich sehen die Strafen für das Nicht-Bilden einer Rettungsgasse aus.
Ebenso im Fokus des neuen Bußgeldkataloges stehen Mitglieder der so genannten Posing-Szene. Dabei handelt es sich um überwiegend junge Männer, die in getunten Fahrzeugen unnötig viel Lärm und Abgase verursachen. „Auch dieses Phänomen gewinnt immer mehr an Bedeutung“, sagt Stephan Keller. „Bei uns im Kreis Heinsberg allerdings nur in sehr geringem Ausmaß – nicht so wie in manchen Großstädten.“Eine Poser-Szene gibt es unter anderem in Erkelenz am KauflandParkplatz. Anwohner beschweren sich schon seit geraumer Zeit über quietschende Reifen und dröhnende Musik in den Abendstunden – der Polizei ist das Problem bekannt.
Dass die härtere Gangart bei den Bußgeldern durchaus eine präventive Wirkung entfalten kann, hält Keller für nicht unwahrscheinlich. Oder im Umkehrschluss: „Wenn es keine Kontrollen gibt, warum sollte man sich dann an die Regeln halten?“Allerdings sei die Kreispolizeibehörde nach Einführung des neuen Bußgeldkatalogs keineswegs
gezielt dazu angehalten worden, die Kontrolldichte zu erhöhen. Gleiche Auskunft erteilte der Kreis Heinsberg, der ebenfalls Anlagen zur Tempoüberwachung unterhält. Das bestehende System der Geschwindigkeitskontrollen oder deren Häufigkeit würden nicht verändert, so die Pressestelle.
Neben Sanktionen betrachtet Keller verkehrserzieherische Maßnahmen von frühester Kindheit als die die beste Prävention. „Wir beginnen damit schon im Grundschulalter, wenn die Kinder ihre Fahrradprüfungen machen.“Ältere Jugendliche und junge Erwachsene könnten dann so genannte Crash-Kurse belegen, in denen Teilnehmern die Gefahren von leichtsinnigem Verhalten im Straßenverkehr sowie von Drogen- und Alkoholkonsum vor Augen geführt werden. Senioren haben ebenso die Möglichkeit, spezielle Trainings zu belegen, die zum Beispiel den sicheren Umgang mit Fahrrad oder Pedelec vermitteln.
Nicht zuletzt weist Keller auf die Sinnhaftigkeit manueller Verkehrskontrollen hin. Nach dem Verkehrsdelikt werden die betreffenden Personen sofort angehalten, um sie mit ihrem Fehlverhalten direkt zu konfrontieren. „Wir können durch verkehrsdidaktische Gespräche anders auf Verkehrsteilnehmer eingehen als bei rein repressiven Maßnahmen.“Das sei zwar aufwendiger, mitunter aber auch effektiver. Natürlich seien nicht alle Ertappten einsichtig: „So individuell die Menschen sind, so individuell sind auch die Reaktionen“, weiß Keller.