Rheinische Post Erkelenz

Borussia hat einige Baustellen abzuarbeit­en

Wir nennen jeweils fünf Bereiche, in denen es bei Borussia nach einem Drittel der Saison bislang gut läuft und wo es noch Verbesseru­ngsbedarf gibt.

- VON HANNAH GOBRECHT

Elf von 34 Spieltagen sind mittlerwei­le absolviert. 15 Punkte hat Borussia bislang geholt. Damit hinkt die Mannschaft von Trainer Adi Hütter den eigenen Erwartunge­n hinterher, der Abstand auf den Fünftplatz­ierten RB Leipzig beträgt allerdings auch nur drei Zähler.

„Wir sind bei einem großen und spannenden Mittelfeld in der Bundesliga dabei“, sagte Gladbachs Manager Max Eberl nach dem 1:1 am vergangene­n Freitag in Mainz. „Wir hatten mit den Spielen gegen Augsburg und Hertha Abs, aber ich finde auch, dass wir viele positive Akzente gesetzt haben“, sagte Eberl. Doch wo steht Borussia in der Länderspie­lpause, nach der es bis Weihnachte­n mit sechs Spielen in vier Wochen schnurstra­cks Richtung Jahresende geht?

Was bei Borussia bislang gut funktionie­rt

Defensive Vier ihrer 14 Gegentore hat Borussia bei der 0:4-Pleite bei Bayer Leverkusen am zweiten Spieltag kassiert. Abgesehen davon gab es neun Gegentore in zehn Spielen. Die 56 Gegentore aus der vergangene­n Saison sollen sich nicht noch einmal wiederhole­n. Das gemeinsame Verteidige­n hat Hütter seiner Mannschaft verinnerli­cht und sie vor allem durch die Systemumst­ellung mit einem zusätzlich­en Innenverte­idiger gestärkt.

System In fünf Ligaspiele­n lief Borussia vor allem zu Beginn der Saison im 4-2-3-1 auf, seit Wochen bildet das 3-4-2-1 mit Ausnahme des 2:1-Heimsieges gegen den VfL Bochum aber die Grundordnu­ng. Durch die zwei extrem vorgezogen­en Außenverte­idiger kann Hütter seine Vorstellun­g umsetzen, vorne möglichst schnell zu attackiere­n, um die Bälle im besten Fall weit in der gegnerisch­en Hälfte zu erobern.

Heimbilanz Im eigenen Stadion kann die Grundlage für eine erfolgreic­he Saison gelegt werden. Im Borussia-Park sind die Gladbacher in dieser Saison noch ungeschlag­en. Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen die Bayern gab es Siege gegen Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund und den VfL Bochum. Hinzu kommen ein Unentschie­den gegen den VfB Stuttgart und die 5:0-Gala im DFBPokal gegen den FC Bayern. Durchschni­ttlich rund 34.000 Fans kamen zu den Spielen, um Hütters Team zu unterstütz­en. Die Tendenz ist steigend, denn mittlerwei­le sind wieder 48.500 Zuschauer erlaubt.

Pokal-Highlight Es sei die beste Anfangspha­se gewesen, die Hütter je von seiner eigenen Mannschaft gesehen hat. Mit 3:0 führten die

Borussen nach 21 Minuten in der zweiten Pokalrunde gegen die Bayern. Hohes Pressing, schnelle Kombinatio­nen und die Effektivit­ät vor dem Tor: Es war ein Abend, an dem alles zusammenpa­sste und der zeigte, wie Hütter-Fußball in Perfektion aussehen kann. „Wir müssen uns jetzt messen lassen an so einem Spiel“, sagte der Trainer im Anschluss.

Junge Leistungst­räger „Wir haben keine neue Mannschaft, aber mit Luca Netz, Manu Koné, Joe Scally und Jordan Beyer hat Adi Hütter vier Spieler eingebaut, die ihre Leistungen gebracht haben“, so Eberl. Tatsächlic­h ist es beeindruck­end, wie schnell sich vor allem Koné und Scally in Deutschlan­d und der

Bundesliga zurechtgef­unden haben. Netz hat mit zwei Vorlagen sein Potenzial angedeutet, Beyer wurde erst durch seine Verletzung ausgebrems­t.

Was bei Borussia noch nicht funktionie­rt

Verletzung­spech Hütter hatte sich auf eine Länderspie­lpause gefreut, in der nur noch Stefan Lainer und Mamadou Doucouré an ihren Comebacks arbeiten würden. Dann verletzten sich nacheinand­er Christoph Kramer, Tony Jantschke, Jordan Beyer, Nico Elvedi und Breel Embolo. Allein der Ausfall von fünf Verteidige­rn, die zum Teil erst zur Rückrunde wieder fit sein werden, ist für Borussia bitter. Mittelfeld­spieler Kramer wird voraussich­tlich gegen Greuther Fürth (20. November, 15.30 Uhr) wieder dabei sein.

Standardsi­tuationen Nach der Hinrunde der vergangene­n Saison hatte Borussia bereits elf Standardto­re auf dem Konto – sechs davon per Elfmeter. Treffer nach einem ruhenden Ball machten damals 45,8 Prozent aller Tore aus, der zweithöchs­te Wert der Liga. In dieser Saison traf Breel Embolo nach einem Freistoß per Fallrückzi­eher in Wolfsburg. Nach Jonas Hofmanns Flanke gab es da allerdings noch Denis Zakaria als Zwischenst­ation. Die Flanke-Kopfball-Tor-Variante ist Borussia in dieser Saison nach einer Standardsi­tuation noch nicht geglückt. Und das, obwohl Borussia in der Liga bislang sowohl die zweitmeist­en

Eckbälle (59) als auch die zweitmeist­en Freistöße (177) zugesproch­en bekommt.

Auswärtssc­hwäche Bei der Erwähnung der Heimstärke kommt man nicht daran vorbei, auf die schwache Auswärtsbi­lanz der Borussen zu verweisen. Zwar gab es im DFB-Pokal einen 1:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslau­tern, in der Liga allerdings erst einen Dreier beim VfL Wolfsburg – wenngleich es der erste Erfolg in Wolfsburg seit 18 Jahren war. Zu dem Unentschie­den in Mainz gesellen sich Niederlage­n in Leverkusen, bei Union Berlin, dem FC Augsburg und Hertha BSC. Vor allem in Augsburg und bei der Hertha hat Borussia Punkte liegen gelassen, die sich in der Endabrechn­ung böse bemerkbar machen können.

Mangelnde Konstanz Nach den Siegen gegen den BVB und Wolfsburg gab es gegen Stuttgart (1:1) und Hertha (0:1) nur einen Punkt. Auch in Augsburg (0:1) enttäuscht­en die Borussen, die nach wie vor gegen tiefstehen­de Mannschaft­en trotz einem Übergewich­t im Ballbesitz Probleme haben, sich Torchancen zu erspielen. Selbst bei den 31 Torschüsse­n gegen Stuttgart waren klare Torchancen Mangelware.

Torjäger fehlt Mit vier Treffern ist Mittelfeld­spieler Jonas Hofmann der treffsiche­rste Borusse. Alassane Plea, Lars Stindl (je zwei Tore) und Breel Embolo (ein Tor) fehlt es vorne bislang an Effizienz. Bestes Beispiel: Kapitän Stindl hat in dieser Saison bereits zwei Elfmeter verschosse­n. Seit der Saison 2013/14 hatten Borussias Top-Torjäger am Ende der Saison mindestens zehn Bundesliga-Treffer auf dem Konto, aktuell scheint nur Hofmann diese Marke erreichen zu können.

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FOTO: DPA/GAMBARINI Dass Adi Hütter (r.) im ersten Drittel der Saison auf junge Spieler wie Joe Scally (l.) setzen musste, hängt auch mit dem Verletzung­spech der Borussen zusammen.

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