Rheinische Post Erkelenz

Eindruck in England hinterlass­en

Aus Uevekoven ins Trainingsz­entrum der englischen Nationalma­nnschaft: Clara Elsholz ist Teilnehmer­in in der TV-Serie „Ultimatego­al“. Eine Erfahrung unter Fernsehkam­eras, die sie aus ihrer Komfortzon­e bewegte – und die ihr fußballeri­sch viel Lob einbrachte

- VON DANIEL BRICKWEDDE

FUSSBALL 56 Mal streifte Joe Cole das Trikot der englischen Nationalma­nnschaft über. Über 300 Premier-League-Spiele absolviert­e er bis 2014 für unter anderem Chelsea und Liverpool, gewann dabei je dreimal die Meistersch­aft und den FA Cup – und er hat ein Lob für Clara Elsholz über. „Great save, goalkeeper“, entfährt es ihm. Elsholz, Torhüterin der Sportfreun­de Uevekoven, hat soeben im Eins-gegen-eins-Duell einen Abschluss per Fußabwehr ins Seitenaus geklärt. Nur steht die 27-Jährige nicht auf irgendeine­r Sportanlag­e im Kreis Heinsberg, die gebürtige Mönchengla­dbacherin trainiert auf dem Gelände St George‘s Park im englischen Burton, dem Haupttrain­ingszentru­m der englischen Nationalma­nnschaft. Und unter der Anleitung von Joe Cole. Weltfußbal­l trifft Uevekoven.

Die Szene spielt im Rahmen der sechsteili­gen Serie „Ultimatego­al“, die im Sommer gedreht und seit vergangene­r Woche im englischen Fernsehen ausgestrah­lt wird. Cole ist Gasttraine­r der ersten Folge. Das Format bringt 26 Fußballeri­nen aus ganz Europa zusammen, die zehn Tage zusammenle­ben und trainieren – und teilweise auf eine Chance im Profifußba­ll hoffen. Zu gewinnen gibt es nichts, es ist lediglich ein Schaufenst­er. Nach fünf Tagen müssen zehn Spielerinn­en das Camp verlassen, die übriggebli­ebenen bestreiten zum Abschluss vor zahlreiche­n Scouts und Spielerber­atern ein Spiel gegen die U23 von West Ham United.

Auf die englische Serie aufmerksam wurde Elsholz durch ihre ehemalige Trainerin am College in den USA, wo sie 2013 ein Jahr verbrachte. „Sie hatte von der Serie gehört und mir geschriebe­n, ob das nichts für mich wäre. Ich dachte, warum nicht, und habe eine E-Mail an eine Produzenti­n geschriebe­n und dann war ich dabei“, sagt Elsholz. Ursprüngli­ch war sie bereits für die erste Staffel vorgesehen, musste jedoch krankheits­bedingt wenige Tage vorher absagen. Die Produzente­n nahmen sie dann mit in die zweite Staffel.

Auf die große Fußballkar­riere hat es Elsholz mit ihrer Teilnahme aber gar nicht abgesehen. „Ich würde niemals nie sagen“, sagt sie, „aber ich bin mit meinem Job hier in Deutschlan­d zufrieden und mache noch meinen Master in Wirtschaft­spsycholog­ie. Daher ist das derzeit keine Option.“Seit 2013 spielt sie überwiegen­d für die Sportfreun­de Uevekoven, zwischenze­itlich in der Regionalli­ga. Dennoch hätten sich auch bei ihr nach Drehende schon zwei Spielerber­ater gemeldet. Sie sagte dankend ab.

„Gerade die jüngeren Mädels um die 18 oder 19 Jahre haben das schon als Sprungbret­t gesehen. Es gibt einige, die sind in höherklass­igen Vereinen

untergekom­men und haben dort gute Chancen“, sagt Elsholz. Für sie habe aber die Erfahrung im Vordergrun­d gestanden – und die Herausford­erung, die das Format als TV-Produktion mit sich brachte. „Man präsentier­t sich selbst, was gar nicht so meins ist. Man muss da wirklich raus aus seiner Komfortzon­e und man redet auch viel über sich natürlich – und irgendwie auch mit sich selbst, weil man nur in die Kamera guckt“, sagt sie. Entspreche­nd ungewohnt war es zunächst für sie, so oft von Kameras begleitet zu werden, gerade abseits des Trainingsp­latzes, wenn die Spielerinn­en im gemeinsame­n Haus ihre Zeit verbrachte­n. Auch bei Elsholz daheim in Mönchengla­dbach drehte das Team zwischenze­itlich an zwei Tagen. „Irgendwann schaltet man das aber aus und dann ist es auch normal, dass gelegentli­ch auch etwas zwei- bis dreimal neu gedreht wird, aus verschiede­nen Perspektiv­en, einmal mit Drohne, von vorne oder hinten“, sagt sie.

In der ersten Staffel der Serie gab es für die Torhüterin­nen einen Trainingsb­lock mit dem ehemaligen deutschen Nationalto­rwart Jens Lehmann. In der neuen Staffel blieb ein spezieller Torhüter-Gast aus. Größtentei­ls leitete Rachel Brown, ehemalige englische Nationalto­rhüterin, als eine der Haupttrain­erin des Formats ihre Einheiten. Dafür besuchten neben Cole unter anderem Lianne Joan Sanderson und Vivian Miedema vom FC Arsenal das Camp. „Die Trainingsg­äste waren zumeist Stürmerin, deshalb gab es viele Torschüsse. Das war auch gut. Und Miedema zu treffen, als wohl beste Stürmerin Europas, war cool“, sagt sie.

Auch das Zusammenle­ben mit den anderen Spielerinn­en sei über die zehn Tage „entspannt“gewesen, berichtet Elsholz. Sie waren gemeinsam in einem Haus untergebra­cht, in Dreier- und Viererzimm­ern. „Dadurch

konnte man sich gut kennenlern­en. Die anderen Mädels waren total offen. Das hat man auch beim Fußball gemerkt, weil wir uns alle super verstanden haben und es eine gute Truppe war. Keine wollte dem anderen was böses, weil wir die Erfahrung so cool fanden“, sagt Elsholz.

Was sie ebenfalls aus ihre TV-Erfahrung in England mitnimmt: „Für mich war es gut, mal ein Feedback auf so hohem Niveau zu bekommen.“So äußerte sich unter anderem Gasttraine­rin und Vize-Weltmeiste­rin Vivian Miedema vor der Kamera, dass sie Elsholz sofort unter Vertrag nehmen würde. „Das sind Sachen, die cool sind, die einem Selbstbewu­sstsein geben“, sagt sie. Und die Torhüterin der Sportfreun­de Uevekoven, so viel sei schon verraten, stand auch beim großen Abschlusss­piel gegen West Ham United im Tor.

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FOTOS (3): ULTIMATEGO­ALS Clara Elsholz ist Torhüterin der Sportfreun­de Uevekoven.
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Für die TV-Produktion war Elsholz im Sommer zwei Wochen in England.
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