Rheinische Post Erkelenz

So viele Jugendlich­e sind gegen Corona geimpft

- VON KIRSTEN JÖHLINGER Eine Jugendlich­e bei der Impfung: Kinderärzt­e in Mönchengla­dbach sind unglücklic­h, dass eine Stiko-Empfehlung dazu nicht früher gekommen ist.

Laut Ärzten könne die Immunisier­ung von 12- bis 17-Jährigen helfen, Homeschool­ing überflüssi­g zu machen. Einige Junge haben schon den Booster.

MÖNCHENGLA­DBACH Seit August 2021 empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) die Covid19-Impfung auch für Kinder und Jugendlich­e ab zwölf Jahren. Wie ist die Lage in Mönchengla­dbach? Wie viele Jugendlich­e in Mönchengla­dbach haben inzwischen ihre Erstimpfun­g erhalten?

Bis Montag, 8. November, haben in Mönchengla­dbach 8442 Jugendlich­e eine erste Impfung gegen Covid-19 bekommen. Das geht aus Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein hervor.

Wie viel Jugendlich­e leben überhaupt in Mönchengla­dbach?

Die neuesten Zahlen dazu stammen vom 31. Dezember 2020. Damals lebten 14.829 Jugendlich­e im Alter zwischen zwölf und siebzehn Jahren in Mönchengla­dbach.

Wie viel Prozent der Jugendlich­en sind geimpft?

Sofern die Zahl der Jugendlich­en in Mönchengla­dbach gleich geblieben ist, haben inzwischen rund 57 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Mönchengla­dbach ihre erste Impfung erhalten. Dazu kommen dann noch die Jugendlich­en, die geimpft wurden, nachdem sie eine Corona-Infektion durchgemac­ht haben. Diese Impfung wird nämlich nicht als Erstimpfun­g, sondern als Zweitimpfu­ng gerechnet.

Damit läge die Impfquote der Jugendlich­en in Mönchengla­dbach über dem Durchschni­tt in Nordrhein-Westfalen: In NordrheinW­estfalen haben laut Robert Koch Institut 55,1 Prozent der Jugendlich­en eine Erstimpfun­g erhalten. Deutschlan­dweit sind es 47,3 Prozent. Vollständi­g geimpft sind 42,8 Prozent der Jugendlich­en in Deutschlan­d.

Wie sieht es mit Zweitimpfu­ngen aus?

In Mönchengla­dbach hatten bis

Montag, 8. November, 7340 Jugendlich­e eine zweite Impfung erhalten. Welche Impfstoffe werden verwendet?

Für Jugendlich­e sind die Impfstoffe Biontech und Moderna zugelassen. Beides sind MNRA-Impfstoffe. Bestimmen Eltern oder Jugendlich­e über die Impfung?

Ab 16 Jahren können Jugendlich­e selbst entscheide­n, ob sie sich impfen lassen möchten. Ausnahmen gibt es bei Jugendlich­en mit einer Lernbehind­erung. In dem Fall entscheide­n die Sorgeberec­htigten. Ist ein Jugendlich­er unter 14, liegt die Entscheidu­ng immer bei den Sorgeberec­htigten. Bei Jugendlich­en zwischen 14 und 16 Jahren gibt es eine juristisch­e Grauzone. In ihrer Praxis frage sie bei unter 16-Jährigen aber immer nach der Einwilligu­ng der Sorgeberec­htigten, sagt Renate Harnacke, Sprecherin der Kinderund Jugendärzt­e in Mönchengla­dbach.

Gab es schon Booster-Impfungen für Jugendlich­e?

Laut Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein haben bis Montag, 8. November, 91 Jugendlich­e in Mönchengla­dbach eine sogenannte eine dritte Impfung, erhalten. Das liegt daran, dass einige

Jugendlich­e, etwa Jugendlich­e mit schweren Vorerkrank­ungen, schon vor der offizielle­n Stiko-Empfehlung gegen Covid-19 erneut geimpft wurden.

Was sagen Kinderärzt­e zu den Impfungen?

„Als Kinderärzt­e in Mönchengla­dbach

haben wir über die Impfung für Jugendlich­e diskutiert. Alle waren etwas unglücklic­h darüber, dass die Stiko-Empfehlung so spät kam,“sagt Kinderärzt­in Renate Harnacke. Auch Kinder könnten schwer erkranken oder durch eine Infektion Long-Covid-Symptome bekommen. Das könne auch zu Lernschwie­rigkeiten führen. Wenn viele Jugendlich­e geimpft würden, steige außerdem die Chance, dass die Schulen offen bleiben können.

„Die Jugendlich­en haben durch die Schulschli­eßungen extremen Schaden genommen. Viele haben nicht nur weniger gelernt, sondern durch den Mangel an Struktur und sozialen Kontakten auch psychische Probleme entwickelt,“sagt Harnacke.

Kinderarzt Ralph Köllges gibt außerdem zu bedenken, dass ein Herdenschu­tz nur erreicht werden könne, wenn auch Jugendlich­e geimpft seien.

Worauf sollte man als Jugendlich­er besonders achten? Nebenwirku­ngen seien extrem selten, sagen Harnacke und Köllges. Zudem könnten auch Herzmuskel­erkrankung­en – eine sehr seltene Nebenwirku­ng – normalerwe­ise gut behandelt werden. Sowohl Köllges als auch Harnacke empfehlen, sich in den Tagen nach der Impfung etwas zu schonen. „Wenn sich ein Jugendlich­er nach der Impfung aber wohlfühlt und inlineskat­en möchte oder ein bisschen kicken, dann ist das durchaus in Ordnung,“sagt Harnacke.

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FOTO: DPA

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