Kungelrunden und ein Vorentscheid
Die Synode der Evangelischen Kirche Deutschland tagte bis in den Dienstagabend.
BREMEN/BIELEFELD Ausgesprochen langatmig verlief am Dienstag die Wahl des wichtigsten Leitungsgremiums des deutschen Protestantismus, des Rates der EKD. Doch gleich im ersten Wahlgang, um kurz nach 9 Uhr, die erste Vorentscheidung: Die westfälische Präses Annette Kurschus schaffte als einzige Bewerberin sofort die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Das macht sie an diesem Mittwoch zur Favoritin, wenn ein Nachfolger von Heinrich Bedford-Strohm als EKD-Ratsvorsitzender gewählt werden soll. Kirsten Fehrs, die ebenfalls als eine Favoritin für den Ratsvorsitz galt, erhielt dagegen im ersten Wahlgang nur 93 Stimmen. Ihr gelang erst im zweiten Wahlgang mit 116 Stimmen der Einzug ins Gremium.
Die bisherige stellvertretende Ratsvorsitzende Kurschus hatte sich in ihrer Vorstellungsrede für eine nach außen sichtbare Kirche ausgesprochen. „Aus meiner Sicht hat der Rat die Chance, die Vielfalt unserer Kirche nach außen zu tragen“, sagte die Theologin. „Diese Chance gilt es zu nutzen.“Sie reize es, eine „erkennbare Rolle und eine wahrnehmbare Stimme“in der EKD zu übernehmen. Zudem sprach sie sich für eine stärkere Zusammenarbeit der 20 selbständigen Landeskirchen aus. „Wir merken bei etlichen Themen, wie wichtig es ist, gut abgestimmt und wirklich gemeinsam zu handeln, egal, ob es um eine ehrliche Klimatrategie oder eine menschenwürdige Migrationspolitik geht“, sagte Kurschus. „Wo immer wir uns einmischen, müsste es aber um die Frage gehen, ob die Kirche auch die Verlierer im Blick habe.“
Doch nach der schnellen Wahl von Fehrs und Kurschus wurde es zäh. Immer wieder baten die „Synodalen Gruppen“um Unterbrechungen. In gesonderten Zoom-Räumen wurde verhandelt, manche Absprachen misslangen. Im neunten Wahlgang
wählte die Synode am Dienstagabend den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung, den Religionspädagogik-Professor Michael Domsgen, die bisherige stellvertretende Referatsleiterin im Auswärtigen Amt, Silke Lechner, und die Verfassungsrechtlerin Anna von Notz in das kirchliche Leitungsgremium. Alle vier erhielten die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Qua Amt gehört auch die Präses der EKD-Synode, AnnaNicole Heinrich, zum Rat.
Bei den weiteren Abstimmungen erhielten der sächsische Landesbischof Tobias Bilz, der Pharma-Manager Andreas Barner, die SPD-Politikerin Kerstin Griese, die hannoversche Kirchenamtspräsidentin Stephanie Springer, der Pfälzer Dekan Michael Diener, die norddeutsche Pastorin Josephine Teske, der in Düsseldorf lebende Juraprofessor Jacob Joussen und der CDUPolitiker Thomas Rachel genügend Stimmen. (mit epd)