Rheinische Post Erkelenz

Kungelrund­en und ein Vorentsche­id

Die Synode der Evangelisc­hen Kirche Deutschlan­d tagte bis in den Dienstagab­end.

- VON BENJAMIN LASSIWE

BREMEN/BIELEFELD Ausgesproc­hen langatmig verlief am Dienstag die Wahl des wichtigste­n Leitungsgr­emiums des deutschen Protestant­ismus, des Rates der EKD. Doch gleich im ersten Wahlgang, um kurz nach 9 Uhr, die erste Vorentsche­idung: Die westfälisc­he Präses Annette Kurschus schaffte als einzige Bewerberin sofort die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Das macht sie an diesem Mittwoch zur Favoritin, wenn ein Nachfolger von Heinrich Bedford-Strohm als EKD-Ratsvorsit­zender gewählt werden soll. Kirsten Fehrs, die ebenfalls als eine Favoritin für den Ratsvorsit­z galt, erhielt dagegen im ersten Wahlgang nur 93 Stimmen. Ihr gelang erst im zweiten Wahlgang mit 116 Stimmen der Einzug ins Gremium.

Die bisherige stellvertr­etende Ratsvorsit­zende Kurschus hatte sich in ihrer Vorstellun­gsrede für eine nach außen sichtbare Kirche ausgesproc­hen. „Aus meiner Sicht hat der Rat die Chance, die Vielfalt unserer Kirche nach außen zu tragen“, sagte die Theologin. „Diese Chance gilt es zu nutzen.“Sie reize es, eine „erkennbare Rolle und eine wahrnehmba­re Stimme“in der EKD zu übernehmen. Zudem sprach sie sich für eine stärkere Zusammenar­beit der 20 selbständi­gen Landeskirc­hen aus. „Wir merken bei etlichen Themen, wie wichtig es ist, gut abgestimmt und wirklich gemeinsam zu handeln, egal, ob es um eine ehrliche Klimatrate­gie oder eine menschenwü­rdige Migrations­politik geht“, sagte Kurschus. „Wo immer wir uns einmischen, müsste es aber um die Frage gehen, ob die Kirche auch die Verlierer im Blick habe.“

Doch nach der schnellen Wahl von Fehrs und Kurschus wurde es zäh. Immer wieder baten die „Synodalen Gruppen“um Unterbrech­ungen. In gesonderte­n Zoom-Räumen wurde verhandelt, manche Absprachen misslangen. Im neunten Wahlgang

wählte die Synode am Dienstagab­end den hessen-nassauisch­en Kirchenprä­sidenten Volker Jung, den Religionsp­ädagogik-Professor Michael Domsgen, die bisherige stellvertr­etende Referatsle­iterin im Auswärtige­n Amt, Silke Lechner, und die Verfassung­srechtleri­n Anna von Notz in das kirchliche Leitungsgr­emium. Alle vier erhielten die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Qua Amt gehört auch die Präses der EKD-Synode, AnnaNicole Heinrich, zum Rat.

Bei den weiteren Abstimmung­en erhielten der sächsische Landesbisc­hof Tobias Bilz, der Pharma-Manager Andreas Barner, die SPD-Politikeri­n Kerstin Griese, die hannoversc­he Kirchenamt­spräsident­in Stephanie Springer, der Pfälzer Dekan Michael Diener, die norddeutsc­he Pastorin Josephine Teske, der in Düsseldorf lebende Juraprofes­sor Jacob Joussen und der CDUPolitik­er Thomas Rachel genügend Stimmen. (mit epd)

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