Bitcoin & Co. im Sinkflug – was tun?
Digitalwährungen haben jüngst massiv an Wert verloren. Vor allem steigende Zinsen bremsen Investments. Anleger müssen vorsichtig sein.
DÜSSELDORF Kryptowährungen sind eine der Geldanlageformen mit den größten Renditechancen, aber auch mit den größten Risiken. Der Kurs der ersten und wohl bekanntesten unter ihnen, dem Bitcoin, ist 2021 nach vielen Aufs und Abs in den Vorjahren explosionsartig gestiegen. Zwischen Anfang Januar und Mitte November 2021 hat er sich auf rund 68.000 US-Dollar (mehr als 60.000 Euro) mehr als verdoppelt. Aber binnen nicht einmal zwei Monaten hat er fast alles von diesem Plus wieder verloren. Am Freitagmorgen lag er bei etwa 36.000 Dollar. Anderen Kryptowährungen ging es zuletzt kaum besser. Manche verloren am vergangenen Wochenende binnen 24 Stunden teilweise bis zu einem Drittel ihres Wertes. Anleger fragen sich, was sie tun sollen.
Warum stürzen die Kurse derart drastisch ab? „Die Kryptowährungen sind im Würgegriff der Zinswende“, so der Bitcoin-Experte Thilo Emden. Mit der Zinswende ist vor allem die in den USA gemeint; dort wurden zuletzt allein für dieses Jahr drei Anhebungen der Leitzinsen in Aussicht gestellt. Damit wollen die Amerikaner der starken Inflation entgegenwirken; die Rate war in den USA im Dezember des vergangenen Jahres auf sieben Prozent gestiegen.
Warum schaden steigende Zinsen den Kryptokursen? Je häufiger und je stärker die Zinsen steigen, umso interessanter werden für Anleger sogenannte zinstragende Produkte.
Zu denen gehören beispielsweise Staats- und Unternehmensanleihen. Mit wachsender Attraktivität solcher Geldanlagen sinkt der Reiz anderer Investments – auch der von Aktien, aber erst recht der von so hochspekulativen Anlagen wie den Kryptowährungen.
Wie sind die Regulierungspläne weltweit? Auch die wachsende Regulierung weltweit setzt dem Kurs des Bitcoin zu, weil sie den Spekulanten das Leben schwer macht. China hat zuletzt das Mining, also das Schürfen von neuem Kryptogeld verboten, um den horrenden Energieverbrauch zu begrenzen. Allerdings hat das Schürfen damit nicht aufgehört; angeblich läuft es mancherorts über Wasserkraftwerke, deren Energiereserven besonders leicht anzuzapfen sind. In Russland soll der Handel nur noch über ausländische Börsen möglich sein; die Amerikaner arbeiten an einem Stablecoin, einer digitalen Währung, die an einen „stabilen“Reservewert wie den US-Dollar oder Gold gekoppelt ist. So soll die Schwankungsanfälligkeit im Verhältnis zu den Digitalwährungen wie Bitcoin und Co. verkleinert werden.
Hat mehr Regulierung auch Vorteile für Anleger? Je stärker die Aufsichtsbehörden die Entwicklung unter Kontrolle haben, desto weniger interessant ist das Ganze für die Zocker. Stärkere Regulierung bedeutet jedoch auch mehr Sicherheit. Und es könnten mehr institutionelle Investoren in den Markt drängen, die für steigende Kurse sorgen könnten.
Wie entwickelt sich der Bitcoinkurs in nächster Zeit? Manche Analysten sehen jetzt schon wieder die Zeit für Schnäppchenjäger. Doch Anleger sind vorsichtiger geworden. „Viele Investoren haben sich in der Vergangenheit die Finger verbrannt“, so Experte Emden. Kurse von 100.000 Dollar, wie sie von manchen noch im Herbst des vergangenen Jahres vorausgesagt wurden, sind gegenwärtig nicht in Sicht.
Sollten Anleger jetzt kaufen? Vorsicht: Weil die Kursprognose schwierig ist, ist der Markt derzeit vor allem etwas für Zocker. Für alle anderen gilt die alte Börsenweisheit: Niemals in ein fallendes Messer greifen. Heißt: So lange es keine Indizien für einen deutlichen Kursanstieg gibt, sollte man noch nicht kaufen.