Rheinische Post Erkelenz

Sorgen um die Herzen der Stars

Corona-Infektione­n können Entzündung­en des Herzmuskel­s hervorrufe­n.

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MÜNCHEN (dpa) Julian Nagelsmann fand‘s „bescheiden bis beschissen bis hochgradig beschissen“. Was den Trainer des FC Bayern München so ärgerte? Die Erkrankung seines Linksverte­idigers Alphonso Davies. Mitte Januar wurden beim jungen Kanadier nach einer Corona-Infektion Anzeichen einer leichten Herzmuskel­entzündung festgestel­lt. „Wo die genau herkommt, das weiß man nicht. Da gibt es leider kein Etikett“, sagte Nagelsmann. Es sei aber wahrschein­lich, dass die Entzündung von einer Corona-Infektion samt sportliche­r Betätigung herrühre – und sicher nicht mit der Impfung zusammenhä­ngt, wie gern von Impfgegner behauptet wird.

Davies ist nicht der einzige Fußballsta­r, der zuletzt Herzbeschw­erden aufwies. Der frühere Dortmunder Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang war nach einer Corona-Infektion vom Afrika-Cup zurück nach Europa geschickt worden. Gabuns Verband gab Herzproble­me an. Aubameyang schrieb aber nach seiner Rückkehr zum FC Arsenal und einer Untersuchu­ng in London, dass sein „Herz absolut in Ordnung“sei.

Warum hört man nun öfter von Herzbeschw­erden in Verbindung mit dem Coronaviru­s? Bislang stand doch vor allem die Lunge im Fokus – zum Beispiel bei Nationalsp­ieler Joshua Kimmich. Der Bayern-Profi hatte Ende 2021 Lungenprob­leme nach einer Corona-Erkrankung.

Wegen leichter Ablagerung­en durfte er seinen Körper zunächst nicht voll belasten.

„Das Herz ist seit einigen Wochen häufiger ein Thema, auch bei jungen Sportlern, weil wir jetzt eine höhere Durchseuch­ung mit dem Coronaviru­s und eine hohe Rate an Neuinfekti­onen haben. Erst dadurch und durch die Tatsache, dass nun häufiger auch junge Menschen infiziert sind, ist die Herzmuskel­entzündung zum Thema geworden“, erläuterte der Münchner Sportmediz­iner und Sportkardi­ologe Florian Straube der Deutschen Presse-Agentur.

„Denn die Myokarditi­s-Inzidenz, also die Tatsache, dass eine Herzmuskel­entzündung durch eine Corona-Infektion innerhalb von 28 Tagen nach der Infektion entsteht, liegt allgemein bei ungefähr 40 zu einer Million. Das ist sehr niedrig. Aus den USA gibt es eine wissenscha­ftliche Arbeit mit 1600 Athleten, die zu dem Ergebnis kommt, dass etwa zwei Prozent der Hochleistu­ngsathlete­n, die eine Corona-Infektion hatten, auch eine Herzmuskel­beteiligun­g aufweisen. Das ist deutlich höher als für die Allgemeinb­evölkerung berichtet wurde“, sagte Straube, der unter anderem den Deutschen Eishockey-Bund berät. Man müsse bei diesen Zahlen aber vorsichtig sein, weil es sich um ausgewählt­e Spitzenath­leten handele, die sicher mit viel Aufwand medizinisc­h untersucht worden seien.

Wie kommt es zu einer Myokarditi­s? „Die Herzmuskel­entzündung entsteht dadurch, dass Herzmuskel­zellen in Begleitung eines Entzündung­sprozesses absterben. Dabei ist eine Virusinfek­tion, erst einmal unabhängig von dem auslösende­n Erreger, die häufigste Ursache“, erläuterte Straube.

Profisport­ler sind grundsätzl­ich für Herzproble­me gefährdet. Sie sind viel mit anderen Menschen in Kontakt und dadurch auch mit vielen Viren konfrontie­rt, dazu kommt die erhöhte Atemtätigk­eit. „Wenn Sportler auch noch viele Wettkämpfe nacheinand­er, Jetlag und kaum Zeit zur Regenerati­on haben, ist das Immunsyste­m in dieser Phase stark beanspruch­t. Hinzu kommt noch oft der Wettkampfd­ruck, der dazu führen kann, trotz vorhandene­r Krankheits­symptome fälschlich­erweise keine Sportpause einzulegen“, sagte Straube.

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