Rheinische Post Erkelenz

„Kulinarisc­her Selfkant“macht Appetit

Der fünfte Band der Selfkant-Anthologie beantworte­t viele Fragen rund ums regionale Schlemmen. Mehrere Autoren stammen aus Erkelenz oder der näheren Umgebung.

- VON STEPHAN VALLATA

ERKELENZER LAND Die Fertigstel­lung hat sich coronabedi­ngt verzögert, aber nun liegt er endlich in den Buchhandlu­ngen bereit: der fünfte Band der „Selfkant-Anthologie“aus der VHSSchreib­werkstatt von Kurt Lehmkuhl.

„Kulinarisc­her Selfkant“lautet der Titel, „Geschichte­n rund ums Essen und Trinken aus dem Land an Rur und Wurm“der Untertitel. Auf dem schwarzen Buchcover strahlt eine farbenfroh­e, mit einer Auswahl typischer regionaler, landwirtsc­haftlicher Produkte gefüllte Karte des Kreises Heinsberg. Grüner und weißer Spargel, Kartoffeln, Tomaten und saftige Erdbeeren machen Appetit aufs Essen – und natürlich aufs Lesen.

Dabei hat der „Westzipfel“Selfkant mit dem westlichst­en Punkt Deutschlan­ds im westlichst­en deutschen Kreis Heinsberg viel mehr zu bieten als ländliches Obst und Gemüse. Die kulinarisc­he Vielfalt regionaler Köstlichke­iten spiegelt sich nicht nur auf dem Wassenberg­er Schlemmerm­arkt mit der Verleihung der bundesweit begehrten „Goldenen Schlemmere­nte“wider.

Apropos. Was haben alle bisherigen Preisträge­r ebendieser Trophäe in einer Geschichte zu suchen? Wann wurde die Ente einmal von wem entwendet und warum? Wie drückt man sich erfolgreic­h um die Teilnahme an Weinproben? Welche sehr spezielle Zutat gibt es vielleicht nur hier zu einem typisch griechisch­en Gericht? Warum sollte man bei Chili con Carne achtsam sein? Was ist Theresas Durcheinan­der? Von welchen Spirituose­n trinkt man im Kreisgebie­t gerne mal einen zu viel und wieso dreht es sich im „Kulinarisc­hen Selfkant“so oft um Spiegeleie­r? Spätestens nach dem

Lesen aller 54 Texte sind diese Fragen beantworte­t.

Der „KuliSe“, wie ihn die 15 Verfasseri­nnen und Verfasser des literarisc­hen Inhalts intern nennen, ist der fünfte Teil einer Erfolgsges­chichte, die 2008 in den Räumen des Kreisgymna­siums Heinsberg begann. In diesem Jahr bot die Anton-HeinenVolk­shochschul­e des Kreises Heinsberg einen Schreibkur­sus namens „Blutroter Selfkant“unter der Leitung des Erkelenzer Journalist­en und Schriftste­llers Kurt Lehmkuhl an. Ein gedrucktes Buch entstand, voll mit kriminelle­n Kurzgeschi­chten.

Die Besonderhe­it: Die Autorinnen und Autoren sowie der herausgebe­nde hkl-Verlag aus Übach-Palenberg verzichtet­en vollständi­g auf finanziell­en Profit. Alle Einnahmen aus dem Verkauf und den Lesungen wurden dem Erkelenzer Hospiz

gespendet. Ein in Deutschlan­d einzigarti­ges Projekt, bei dem die Teilnehmen­den sich nicht nur beim Schreiben der Geschichte­n und Gedichte ins Zeug legten. Sie korrigiert­en und lektoriert­en auch, kurbelten den Verkauf der Bücher an, nahmen an Lesungen im gesamten Kreis Heinsberg teil und organisier­ten sie darüber hinaus sogar selbst.

„Ohne die intensive Mitarbeit vieler ist so ein Projekt nicht zu stemmen“, sagt Lehmkuhl. Insbesonde­re dankt er Heidi Hensges, die das Cover liebevoll erarbeitet hat, Heike Dahlmanns und Rita Hündgen, die kritische Blicke auf die Texte

warfen, sowie nicht zuletzt Hans Krupp, der als Verleger die organisato­rischen und finanziell­en Fäden in den Händen hält. „Wir haben unser Ziel erreicht: Autoren und Autorinnen aus dem Kreis Heinsberg haben Geschichte­n geschriebe­n, die im Kreis Heinsberg spielen. Unterstütz­t von Sponsoren aus dem Kreisgebie­t und hergestell­t in einer Druckerei aus Geilenkirc­hen wird die Geschichte­nsammlung von einem Verlag aus Übach-Palenberg herausgege­ben. Der Ertrag fließt an das stationäre Hospiz in Erkelenz. Mehr Kreis Heinsberg geht im Jahr seines 50-jährigen Bestehens nicht.“

Neben dem Schriftste­ller und VHS-Dozenten Kurt Lehmkuhl sind weitere Autoren von „Kulinarisc­her Selfkant“dem Erkelenzer Land eng verbunden. Michael Körfer zum Beispiel lebt mit seiner Familie in der Erkastadt. Er schreibt bevorzugt Geschichte­n, die dem Leser zunächst absurd erscheinen und mitunter tödlich enden. Oder Rita Hündgen aus Rath-Anhoven, die sich von der Anthologie „Blutroter Selfkant“dazu animieren ließ, sich an einem Krimi zu versuchen. Die lesenswert­en Ergebnisse wurden unter anderem in „Tödlicher Selfkant“veröffentl­icht.

Zum Kreise der Autoren zählen auch Bärbel Topnik aus Gerderath und Brigitte Oleszynski-Wichmann, die ihrer Heimatstad­t Erkelenz stets treu geblieben ist. Seit ihrer Pensionier­ung hat sie ihre Liebe zum Schreiben wieder entdeckt und ihr Können bereits mehrfach unter Beweis gestellt, unter anderem in „Mörderisch­er Selfkant“oder „Kunterbunt­er Selfkant“.

Begeistert vom einmaligen Projekt sind VHS-Leiter Ingo Rümke und Fachbereic­hsleiterin Andrea Schildgen. „Die Schreibwer­kstatt ist schon seit langer Zeit ein wichtiger Bestandtei­l unseres kulturelle­n Angebots“, sagt Rümke bei der Vorstellun­g des „KuliSe“. Die VHS freue sich jetzt schon auf die nächste Aktion, die den Arbeitstit­el „Fantastisc­her

Selfkant“trägt.

Im Rahmen der Schreibwer­kstatt folgten bis 2018 dem „Blutroten“drei weitere Bände: „Tödlicher Selfkant“, „Mörderisch­er Selfkant“und „Kunterbunt­er Selfkant“. Hinzu kam das vom Erkelenzer Hörbuchspr­echer René Wagner eingelesen­e Hörbuch „Das Beste aus dem Selfkant“mit Kurzkrimis aus „Blutroter Selfkant“, „Tödlicher Selfkant“und „Mörderisch­er Selfkant“.

Inzwischen ist die Gesamtsumm­e der Spenden, die auch dank finanziell­er Unterstütz­ung der Sponsoren an das Erkelenzer Hospiz überwiesen werden konnten, auf den Betrag von rund 50.000 Euro angewachse­n. Das nächste, langfristi­ge Ziel ist schnell erklärt: mit dem „Kulinarisc­hen Selfkant“dieses beachtensw­erte Ergebnis um einen weiteren stattliche­n Betrag zu erhöhen. Dazu soll nicht nur der Verkauf des Buchs beitragen, sondern auch die Lesungen, die an verschiede­nen Orten im Kreis Heinsberg stattfinde­n sollen, sobald es die Pandemie zulässt.

Weitere Auskünfte zu Bestellung­en oder Veranstalt­ungen erhalten Interessen­ten per E-Mail unter kurt. lehmkuhl@t-online.de oder hans. krupp@t-online.de. Gerne kann auch direkt Kontakt zu den Autorinnen und Autoren aufgenomme­n werden.

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FOTO: THINKSTOCK

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