„Kulinarischer Selfkant“macht Appetit
Der fünfte Band der Selfkant-Anthologie beantwortet viele Fragen rund ums regionale Schlemmen. Mehrere Autoren stammen aus Erkelenz oder der näheren Umgebung.
ERKELENZER LAND Die Fertigstellung hat sich coronabedingt verzögert, aber nun liegt er endlich in den Buchhandlungen bereit: der fünfte Band der „Selfkant-Anthologie“aus der VHSSchreibwerkstatt von Kurt Lehmkuhl.
„Kulinarischer Selfkant“lautet der Titel, „Geschichten rund ums Essen und Trinken aus dem Land an Rur und Wurm“der Untertitel. Auf dem schwarzen Buchcover strahlt eine farbenfrohe, mit einer Auswahl typischer regionaler, landwirtschaftlicher Produkte gefüllte Karte des Kreises Heinsberg. Grüner und weißer Spargel, Kartoffeln, Tomaten und saftige Erdbeeren machen Appetit aufs Essen – und natürlich aufs Lesen.
Dabei hat der „Westzipfel“Selfkant mit dem westlichsten Punkt Deutschlands im westlichsten deutschen Kreis Heinsberg viel mehr zu bieten als ländliches Obst und Gemüse. Die kulinarische Vielfalt regionaler Köstlichkeiten spiegelt sich nicht nur auf dem Wassenberger Schlemmermarkt mit der Verleihung der bundesweit begehrten „Goldenen Schlemmerente“wider.
Apropos. Was haben alle bisherigen Preisträger ebendieser Trophäe in einer Geschichte zu suchen? Wann wurde die Ente einmal von wem entwendet und warum? Wie drückt man sich erfolgreich um die Teilnahme an Weinproben? Welche sehr spezielle Zutat gibt es vielleicht nur hier zu einem typisch griechischen Gericht? Warum sollte man bei Chili con Carne achtsam sein? Was ist Theresas Durcheinander? Von welchen Spirituosen trinkt man im Kreisgebiet gerne mal einen zu viel und wieso dreht es sich im „Kulinarischen Selfkant“so oft um Spiegeleier? Spätestens nach dem
Lesen aller 54 Texte sind diese Fragen beantwortet.
Der „KuliSe“, wie ihn die 15 Verfasserinnen und Verfasser des literarischen Inhalts intern nennen, ist der fünfte Teil einer Erfolgsgeschichte, die 2008 in den Räumen des Kreisgymnasiums Heinsberg begann. In diesem Jahr bot die Anton-HeinenVolkshochschule des Kreises Heinsberg einen Schreibkursus namens „Blutroter Selfkant“unter der Leitung des Erkelenzer Journalisten und Schriftstellers Kurt Lehmkuhl an. Ein gedrucktes Buch entstand, voll mit kriminellen Kurzgeschichten.
Die Besonderheit: Die Autorinnen und Autoren sowie der herausgebende hkl-Verlag aus Übach-Palenberg verzichteten vollständig auf finanziellen Profit. Alle Einnahmen aus dem Verkauf und den Lesungen wurden dem Erkelenzer Hospiz
gespendet. Ein in Deutschland einzigartiges Projekt, bei dem die Teilnehmenden sich nicht nur beim Schreiben der Geschichten und Gedichte ins Zeug legten. Sie korrigierten und lektorierten auch, kurbelten den Verkauf der Bücher an, nahmen an Lesungen im gesamten Kreis Heinsberg teil und organisierten sie darüber hinaus sogar selbst.
„Ohne die intensive Mitarbeit vieler ist so ein Projekt nicht zu stemmen“, sagt Lehmkuhl. Insbesondere dankt er Heidi Hensges, die das Cover liebevoll erarbeitet hat, Heike Dahlmanns und Rita Hündgen, die kritische Blicke auf die Texte
warfen, sowie nicht zuletzt Hans Krupp, der als Verleger die organisatorischen und finanziellen Fäden in den Händen hält. „Wir haben unser Ziel erreicht: Autoren und Autorinnen aus dem Kreis Heinsberg haben Geschichten geschrieben, die im Kreis Heinsberg spielen. Unterstützt von Sponsoren aus dem Kreisgebiet und hergestellt in einer Druckerei aus Geilenkirchen wird die Geschichtensammlung von einem Verlag aus Übach-Palenberg herausgegeben. Der Ertrag fließt an das stationäre Hospiz in Erkelenz. Mehr Kreis Heinsberg geht im Jahr seines 50-jährigen Bestehens nicht.“
Neben dem Schriftsteller und VHS-Dozenten Kurt Lehmkuhl sind weitere Autoren von „Kulinarischer Selfkant“dem Erkelenzer Land eng verbunden. Michael Körfer zum Beispiel lebt mit seiner Familie in der Erkastadt. Er schreibt bevorzugt Geschichten, die dem Leser zunächst absurd erscheinen und mitunter tödlich enden. Oder Rita Hündgen aus Rath-Anhoven, die sich von der Anthologie „Blutroter Selfkant“dazu animieren ließ, sich an einem Krimi zu versuchen. Die lesenswerten Ergebnisse wurden unter anderem in „Tödlicher Selfkant“veröffentlicht.
Zum Kreise der Autoren zählen auch Bärbel Topnik aus Gerderath und Brigitte Oleszynski-Wichmann, die ihrer Heimatstadt Erkelenz stets treu geblieben ist. Seit ihrer Pensionierung hat sie ihre Liebe zum Schreiben wieder entdeckt und ihr Können bereits mehrfach unter Beweis gestellt, unter anderem in „Mörderischer Selfkant“oder „Kunterbunter Selfkant“.
Begeistert vom einmaligen Projekt sind VHS-Leiter Ingo Rümke und Fachbereichsleiterin Andrea Schildgen. „Die Schreibwerkstatt ist schon seit langer Zeit ein wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Angebots“, sagt Rümke bei der Vorstellung des „KuliSe“. Die VHS freue sich jetzt schon auf die nächste Aktion, die den Arbeitstitel „Fantastischer
Selfkant“trägt.
Im Rahmen der Schreibwerkstatt folgten bis 2018 dem „Blutroten“drei weitere Bände: „Tödlicher Selfkant“, „Mörderischer Selfkant“und „Kunterbunter Selfkant“. Hinzu kam das vom Erkelenzer Hörbuchsprecher René Wagner eingelesene Hörbuch „Das Beste aus dem Selfkant“mit Kurzkrimis aus „Blutroter Selfkant“, „Tödlicher Selfkant“und „Mörderischer Selfkant“.
Inzwischen ist die Gesamtsumme der Spenden, die auch dank finanzieller Unterstützung der Sponsoren an das Erkelenzer Hospiz überwiesen werden konnten, auf den Betrag von rund 50.000 Euro angewachsen. Das nächste, langfristige Ziel ist schnell erklärt: mit dem „Kulinarischen Selfkant“dieses beachtenswerte Ergebnis um einen weiteren stattlichen Betrag zu erhöhen. Dazu soll nicht nur der Verkauf des Buchs beitragen, sondern auch die Lesungen, die an verschiedenen Orten im Kreis Heinsberg stattfinden sollen, sobald es die Pandemie zulässt.
Weitere Auskünfte zu Bestellungen oder Veranstaltungen erhalten Interessenten per E-Mail unter kurt. lehmkuhl@t-online.de oder hans. krupp@t-online.de. Gerne kann auch direkt Kontakt zu den Autorinnen und Autoren aufgenommen werden.