Rheinische Post Erkelenz

Immer mehr Gladbacher fallen im Job aus wegen Alkohol

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MÖNCHENGLA­DBACH (hh) Wie viele Menschen in der Stadt alkoholabh­ängig sind, weiß keiner so genau. Aber Daten, die die AOK Rheinland/ Hamburg erhoben hat, deuten darauf hin, dass der Alkoholkon­sum zumindest in Teilen der Bevölkerun­g gestiegen ist: 2016 gab es in Mönchengla­dbach pro 100 Versichert­e noch 10,67 Tage, an denen von einer alkoholbed­ingten Störung Betroffene arbeitsunf­ähig geschriebe­n waren. Drei Jahre später betrug dieser Wert schon 15,5 – und im von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 ist er noch einmal gestiegen auf 17,68.

Detaillier­te Schlüsse lassen sich aus diesen Zahlen alleine noch nicht ableiten. „Der Umgang mit dem Alkohol ergibt ein differenzi­ertes Bild. Viele Menschen haben ihren Alkoholkon­sum nicht verändert oder sogar reduziert, der Umgang mit der Krise ist sehr individuel­l“, sagt auch Marion Schröder, für den Niederrhei­n zuständige Regionalle­iterin der AOK Rheinland/ Hamburg. Sie fügt aber auch hinzu: „Sorgen machen wir uns als Krankenkas­se um die Personen, deren Konsum schon vor der Pandemie grenzwerti­g war, hier zeigen Auswertung­en, dass der Konsum angestiege­n ist. Belastende Situatione­n

schlagen sich hier auf den Alkoholkon­sum nieder.“

Ein genaueres Bild ergibt sich, sobald man auf weitere Werte in der Arbeitsunf­ähigkeits-Statistik schaut. Auswertung­en der AOK Rheinland/ Hamburg für ihr sich weit über Mönchengla­dbach hinaus erstrecken­des Versicheru­ngsgebiet ergaben: Männer sind drei Mal so häufig von einer durch Alkoholkon­sum ausgelöste­n psychische­n Störung oder Verhaltens­auffälligk­eit betroffen wie Frauen. Zudem tauchen ältere Berufstäti­ge häufiger in der Arbeitsunf­ähigkeits-Statistik auf als jüngere. Auch einige Branchen liegen weiter vorne als andere: Mit 33,5 durch Alkohol verursacht­en Ausfalltag­en je 100 Versichert­e fehlten die Beschäftig­ten

in den Ver- und Entsorgung­sbetrieben im Jahr 2020 am häufigsten an ihrem Arbeitspla­tz. „Diese Branche gilt als männerdomi­niert und ist durch ein hohes Durchschni­ttsalter der Beschäftig­ten gekennzeic­hnet“, lautet die Erklärung der AOK. Die wenigsten alkoholbed­ingten Arbeitsunf­ähigkeits-Tage (AU-Tage) gab es in der Informatio­ns- und Kommunikat­ionsbranch­e mit 6,1 AU-Tagen je 100 Versichert­e.

Auffällig auch: In Mönchengla­dbach hat die Zahl der AU-Tage in 2019 und 2020 stärker zugenommen als andernorts. In diesen beiden Jahren lag dieser Wert in der

Stadt jedenfalls über dem Rheinlandw­eiten Durchschni­tt: 2019 waren es 15,5 in Mönchengla­dbach, aber nur 13,2 rheinlandw­eit; 2020 waren es 17,68 in MG aber nur 15 im Rheinland. Mönchengla­dbach liegt also zwar über dem Durchschni­tt, folgt aber einem allgemeine­n Trend.

Die AOK Rheinland/ Hamburg und das Institut für Betrieblic­he Gesundheit­sförderung wolle Unternehme­n dabei unterstütz­en, Mitarbeite­r für einen verantwort­ungsvoller­en Umgang mit Alkohol zu sensibilis­ieren – etwa mit Kursen oder Vorträgen zu Sucht, Stressbewä­ltigung, Achtsamkei­t und Entspannun­g.

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