Wenn der Roboter das Essen bringt
Das China-Restaurant Wan Hao in Erkelenz hat eine elektronische Aushilfe – und die ist bei den Gästen sehr beliebt.
ERKELENZ Er ist schnell, zuverlässig, belastbar, kann singen und steht geduldig für Selfies zur Verfügung – seit einigen Wochen hat das Restaurant Wan Hao an der Erkelenzer Neumühle einen neuen Kellner. Das Besondere daran: Bei der Servicekraft handelt es sich um einen Roboter. Seit November dreht „Wan Hao“, wie die Inhaber ihn passend zum Restaurantnahmen getauft haben, in dem großen Lokal seine Runden.
Wan Hao, das heißt übersetzt soviel wie „es läuft gut“– und so beschreibt Inhaber Zheng He auch die Erfahrung, die er und sein zehn (menschliche) Mitarbeiter starkes Team bislang mit dem neuen Kollegen gemacht haben. Für viele Besucher sei der Roboter noch ungewohnt, aber die meisten würden lachen und sich an dem ungewöhnlichen Kellner freuen. „Vor allem auf Kindergeburtstagen, die hier häufiger mal stattfinden, ist der Roboter sehr beliebt. Das ist ganz lustig, dabei zuzugucken“, sagt Zheng. Dann würden sich regelrechte Kindertrauben um den neuen Kollegen mit seinen kullernden Katzenaugen bilden.
Das Wan Hao ist ein vergleichsweise großes Restaurant mit 80 Tischen, das neben chinesischer Küche auch mongolisches und japanisches Essen anbietet. Zum Preis von 18,90 Euro kann man so viel essen, wie man möchte. Neben einem großen Buffet mit servierbereiten Speisen gibt es auch ein frisches Buffet, auf dem sich Gäste Teller mit Fleisch, Gemüse und Beilagen zusammenstellen können, der dann in der Küche zubereitet wird. Und hier kommt der Roboter ins Spiel: Gerade im Hauptbetrieb sind es extrem viele Teller, die zu den Gästen gebracht werden müssen. Nach einmaliger Programmierung weiß der Roboter genau, wo im Restaurant welcher der 80 Tische steht, kann sie ansteuern und auf dem Weg dahin auch Hindernissen ausweichen. Der Koch muss in das Bedienfeld dann lediglich eintippen, welche Tische angesteuert werden müssen.
„Wan Hao“fährt dann mit fröhlicher Dudel-Melodie durch den Raum, stellt sich vor den entsprechenden Tisch und zeigt mit einem
leuchtenden Ring an, auf welcher der vier Etageren die Teller stehen, die für die entsprechenden Gäste bestimmt sind. Per Druck auf das Display können die Gäste den Empfang des Essens bestätigen. Mit einem „Guten Appettit“fährt er dann weiter zum nächsten Tisch oder zurück in die Küche.
Natürlich hat dieses Modell Grenzen, wie Zheng He sagt. Getränke bringen sei damit kompliziert – denn welche der drei Colas jetzt die zuckerfreie ist, wer das alkoholfreie
Bier bekommt, das führe zu Komplikationen. „Und bei größeren Gruppen von sechs Leuten oder mehr wird es auch beim Essen schnell unübersichtlich. Das machen wir dann lieber per Hand.“Aber gerade in der Abfertigung der Buffetgerichte sei der Roboter eine große Hilfe: „Wenn zum Beispiel drei Gerichte an Tisch 59 müssen, dann stellen wir einfach die drei Teller ab und müssen uns um nichts mehr kümmern“, sagt er. Dank kleiner mit Nummern markierten Klemmen, die wie Wäscheklammern
aussehen, wissen die Gäste, welcher Teller für wen am Tisch bestimmt ist. Und falls etwas nicht klappt, stehen die restlichen Kellner und Aushilfen ja auch noch zur Verfügung.
Die Idee hat Zheng He, der aus der Nähe von Shanghai stammt, aus China: „In unserem Heimatland ist das mittlerweile fast normal, dass Roboter in Restaurants helfen.“Das sei durch die Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen noch einmal deutlich beschleunigt worden. Aktuell kommen die elektronischen Kellner auch bei den Olympischen Spielen zum Einsatz, zum Beispiel bei der Bewirtung der Athleten in den olympischen Dörfern. „Da sehen die Athleten in den Restaurants keine Menschen, das sind alles Roboter“, meint Zheng He. Das Land fährt weiter eine strikte Null-CovidStrategie, achtet penibel auf Infektionsschutz.
Sein Restaurant sei bislang das einzige in der Region, das den elektronischen Kellner einsetze. Der passt freilich auch längst nicht zu jedem Restaurant: In den großen Essenssaal, in dem wegen der vielen Tische und des Buffets ohnehin ein ständiges Kommen und Gehen und eine rege Geräuschkulisse herrscht, fügt sich der Roboter gut ein. In einem urigen, romantischen Lokal wäre das eher nicht der Fall.
Ersetzen will der Inhaber seine Mitarbeiter durch den Roboter aber nicht. „Nein, da muss keiner Angst haben“, sagt er lachend. Alle hätten den neuen Kollegen längst liebgewonnen, der ihnen im stressigen Restaurantalltag viel Arbeit abnimmt.