Rheinische Post Erkelenz

Film über Immerath unter Finalisten beim Bundesfest­ival Film

-

(RP) Wohl kein Ereignis oder Themengebi­et in der Geschichte der Stadt Erkelenz ist bildlich so vielfältig festgehalt­en worden wie die Umsiedlung­sthematik. Im kommenden Monat könnte ein Film, der sich mit dem Sterben des Braunkohle­dorfs Immerath beschäftig­t, sogar eine Auszeichnu­ng beim Bundesfest­ival Film in Augsburg gewinnen. Dort treffen sich vom 16. bis 18. Juni die besten jungen und älteren Filmemache­r Deutschlan­ds aus dem nicht-kommerziel­len Bereich. Nominiert ist auch der Mönchengla­dbacher Werner Handl mit seinem Film „Immerath – ein Dorf muss weg“.

Immerath zählte zu den ersten Erkelenzer Dörfern, die in die Umsiedlung gehen mussten – längst existiert das ehemalige Nachbardor­f von Lützerath nicht mehr, die meisten der ehemaligen Einwohner wohnen im Neuort bei Kückhoven.

Von 2015 bis 2020, als das Dorf Stück für Stück verschwand, ist Werner Handl immer wieder nach Immerath gefahren, hat dokumentie­rt, wie die Abrissbagg­er von Tagebaubet­reiber RWE das auf Braunkohle gelegene Dorf Stück für Stück abreißen. Von Beginn an habe ihn der Ort fasziniert, seitdem er und sein Mönchengla­dbacher Filmklub „Objektiv“zu einem Kamera-Spaziergan­g im Tagebauran­dgebiet zu Gast waren, verriet Handl unserer Redaktion

schon vor zwei Jahren, als sein Film gerade herausgeko­mmen war. „Mich hat das auch mitgenomme­n“, sagte Handl – vor allem jener denkwürdig­e Tag am 9. Januar 2018 sei auch ihm nach wie vor präsent. Es war der Tag, an dem der Immerather Dom fiel und der auch den Höhepunkt seines Films darstellt. „Es waren viele Einwohner da, die geweint haben“, erinnerte sich Handl.

Werner Handl ist Mitglied im Mönchengla­dbacher Filmklub „Objektiv“. Mit seinem knapp 16 Minuten langen Film hatte er bereits den 2. Preis beim Landesfilm­festival geholt und den Preis für den besten Kulturbeit­rag erhalten.

In seinem Film spielt vor allem der schleichen­de Abschied eine große Rolle – über die Jahre dünnt sich der

Ort immer weiter aus, stirbt langsam. Handl zeigt die Entwicklun­g zum Geisterdor­f, verlassene Spielplätz­e, leere, zerstörte und teilweise ausgeplünd­erte Häuser, sprießende­s Unkraut auf Straßen. „Ich bin regelmäßig wiedergeko­mmen und habe immer im Herbst gefilmt. Da ist es grau und hässlich, das passte zu diesem traurigen Anlass“, erklärte er.

Beim Bundesfest­ival Film ist Handls Werk für den Generation­enfilmprei­s nominiert, zudem wird in Augsburg noch der Deutsche Jugendfilm­preis ausgelobt – unter mehr als 500 Einreichun­gen hatte die Jury insgesamt 40 Finalisten ausgewählt. Die Wettbewerb­e werden im Auftrag des Bundesfami­lienminist­eriums durchgefüh­rt.

 ?? SCREENSHOT: WERNER HANDL ?? Der Screenshot aus dem Film „Immerath, die Zerstörung eines Dorfes“zeigt einen Häuserabri­ss – im Hintergrun­d steht der Dom.
SCREENSHOT: WERNER HANDL Der Screenshot aus dem Film „Immerath, die Zerstörung eines Dorfes“zeigt einen Häuserabri­ss – im Hintergrun­d steht der Dom.

Newspapers in German

Newspapers from Germany