So läuft der Landwirte-Protest in Erkelenz
Autofahrer müssen am Montagmorgen in Erkelenz und Umgebung mit großen Einschränkungen rechnen: Die Landwirte wollen den Verkehr lahmlegen. Bei der Polizei wurden vier Demonstrationen angemeldet.
ERKELENZ Wer am Montagmorgen im Erkelenzer Land zur Arbeit oder zur Schule muss, muss möglicherweise deutlich mehr Zeit einplanen. Ab dem frühen Morgen wollen dutzende Landwirte mit ihren Traktoren den Verkehr lahmlegen und damit gegen die von der Bundesregierung geplanten Steuererhöhungen protestieren. Dass die Ampelregierung am Donnerstagnachmittag einlenkte und die Änderungen teilweise zurücknahm, hat keinen Einfluss auf die Pläne.
Die Polizei berichtet auf Anfrage von vier angemeldeten Versammlungen am Montag: In Erkelenz am RWG-Gelände (Kreisverkehr vor Tenholt) ist ab 10 Uhr eine Versammlung mit 100 Teilnehmern geplant, bei der es auch Redebeiträge geben soll. In Rath-Anhoven sowie an einem Feldweg zwischen Klinkum und Arsbeck sind kleinere Veranstaltungen mit 20 Fahrzeugen angemeldet, die sich in Richtung Erkelenz aufmachen wollen. Und am Geilenkirchener Marktplatz sei eine weitere stationäre Versammlung mit 100 Teilnehmern geplant.
Der Erkelenzer Landwirt Hubert Fell, der zu den Mitorganisatoren des Protests zählt, sagt: „Es kann gut sein, dass einige Menschen eine Stunde zu spät zur Arbeit kommen.“Demnach sei geplant, dass sich die Landwirte ab 6 Uhr morgens im ganzen Kreisgebiet in Bewegung setzen, um im Schneckentempo über die Straßen zu fahren.
So soll die angemeldete Veranstaltung in Rath-Anhoven etwa den Verkehr an der B57 aufhalten. Aber auch an vielen anderen Stellen könnte es zum Chaos kommen. Dies gilt umso mehr, da am Montag auch die Schule nach den Weihnachtsferien wieder beginnt. Auch im Öffentlichen Nahverkehr könnte es zu großen Verspätungen kommen.
Wie die Landwirte mitteilen, sei die Startzeit um 6 Uhr bewusst gewählt. „Zu dem Zeitpunkt war schon Schichtwechsel im Krankenhaus und bei der Polizei“, sagt Hubert Fell.
Dass im Kreisgebiet großflächig der Verkehr auf zahlreichen Straßen behindert werden soll, davon ist der Kreispolizei bislang nichts bekannt. „Unsere Kollegen werden die angemeldeten Veranstaltungen absichern, wir gehen von einem friedlichen Verlauf aus“, sagt Polizeisprecher Frank Linkens.
Tabu seien bei den Protesten allerdings die Autobahnen, betont Hubert Fell. Dass bei ähnlichen
Protesten im Dezember Autobahnen mit Traktoren blockiert worden waren, hatte für viel Kritik gesorgt – auch, weil dadurch potenziell lebensgefährliche Situationen hätten entstehen können.
Auf den Land- und Bundesstraßen hingegen soll ein „deutliches Zeichen“gesetzt werden, wie Hubert Fell sagt: „Wir wollen den Menschen zeigen, wie es aussieht, wenn wirklich mal alle Traktoren auf der Straße fahren. Wie viele Landwirte mit ihren Maschinen wirklich teilnehmen, sei schwer zu beziffern. Er rechnet allerdings mit einigen Hunderten.
Mit den Klimakleber-Protesten des vergangenen Jahres wollen sich die Landwirte derweil tunlichst nicht vergleichen. „Wir wollen den Verkehr ja nicht blockieren, aber deutlich
entschleunigen“, sagt Fell.
Der Protest soll nach Plan der Landwirte dabei für jeden offen sein. Sie rechnen damit, dass sich auch viele Autofahrer anschließen. Mit bestimmten politischen Gesinnungen oder Parteien wolle man sich nicht gemein machen: „Das wollen wir da raushalten“, sagt Fell. Bei der Kundgebung am RWG-Gelände soll jeder, der etwas zu sagen hat, die Möglichkeit dazu erhalten. Nach Auskunft der Landwirte haben sich dafür auch Politiker und Verbandsvertreter angekündigt.
Der Rheinische Landwirtschaftsverband hatte sich auf Anfrage unserer Redaktion von den für Montag angekündigten Protesten distanziert. In Whatsapp-Gruppen, in denen einige der Landwirte vernetzt seien, würden auch extreme politische Charaktere versuchen, Einfluss zu nehmen. Unter anderem Reichsbürger und AfD-Anhänger seien darunter, sagte Bernhard Conzen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Er warnte vor solchen Trittbrettfahrern: „Unsere Empfehlung war ganz klar, aufzupassen, wen man als Trittbrettfahrer bei so einer Aktion mitnimmt und radikal in Szene setzt.“