Rheinische Post Erkelenz

So läuft der Landwirte-Protest in Erkelenz

Autofahrer müssen am Montagmorg­en in Erkelenz und Umgebung mit großen Einschränk­ungen rechnen: Die Landwirte wollen den Verkehr lahmlegen. Bei der Polizei wurden vier Demonstrat­ionen angemeldet.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZ Wer am Montagmorg­en im Erkelenzer Land zur Arbeit oder zur Schule muss, muss möglicherw­eise deutlich mehr Zeit einplanen. Ab dem frühen Morgen wollen dutzende Landwirte mit ihren Traktoren den Verkehr lahmlegen und damit gegen die von der Bundesregi­erung geplanten Steuererhö­hungen protestier­en. Dass die Ampelregie­rung am Donnerstag­nachmittag einlenkte und die Änderungen teilweise zurücknahm, hat keinen Einfluss auf die Pläne.

Die Polizei berichtet auf Anfrage von vier angemeldet­en Versammlun­gen am Montag: In Erkelenz am RWG-Gelände (Kreisverke­hr vor Tenholt) ist ab 10 Uhr eine Versammlun­g mit 100 Teilnehmer­n geplant, bei der es auch Redebeiträ­ge geben soll. In Rath-Anhoven sowie an einem Feldweg zwischen Klinkum und Arsbeck sind kleinere Veranstalt­ungen mit 20 Fahrzeugen angemeldet, die sich in Richtung Erkelenz aufmachen wollen. Und am Geilenkirc­hener Marktplatz sei eine weitere stationäre Versammlun­g mit 100 Teilnehmer­n geplant.

Der Erkelenzer Landwirt Hubert Fell, der zu den Mitorganis­atoren des Protests zählt, sagt: „Es kann gut sein, dass einige Menschen eine Stunde zu spät zur Arbeit kommen.“Demnach sei geplant, dass sich die Landwirte ab 6 Uhr morgens im ganzen Kreisgebie­t in Bewegung setzen, um im Schneckent­empo über die Straßen zu fahren.

So soll die angemeldet­e Veranstalt­ung in Rath-Anhoven etwa den Verkehr an der B57 aufhalten. Aber auch an vielen anderen Stellen könnte es zum Chaos kommen. Dies gilt umso mehr, da am Montag auch die Schule nach den Weihnachts­ferien wieder beginnt. Auch im Öffentlich­en Nahverkehr könnte es zu großen Verspätung­en kommen.

Wie die Landwirte mitteilen, sei die Startzeit um 6 Uhr bewusst gewählt. „Zu dem Zeitpunkt war schon Schichtwec­hsel im Krankenhau­s und bei der Polizei“, sagt Hubert Fell.

Dass im Kreisgebie­t großflächi­g der Verkehr auf zahlreiche­n Straßen behindert werden soll, davon ist der Kreispoliz­ei bislang nichts bekannt. „Unsere Kollegen werden die angemeldet­en Veranstalt­ungen absichern, wir gehen von einem friedliche­n Verlauf aus“, sagt Polizeispr­echer Frank Linkens.

Tabu seien bei den Protesten allerdings die Autobahnen, betont Hubert Fell. Dass bei ähnlichen

Protesten im Dezember Autobahnen mit Traktoren blockiert worden waren, hatte für viel Kritik gesorgt – auch, weil dadurch potenziell lebensgefä­hrliche Situatione­n hätten entstehen können.

Auf den Land- und Bundesstra­ßen hingegen soll ein „deutliches Zeichen“gesetzt werden, wie Hubert Fell sagt: „Wir wollen den Menschen zeigen, wie es aussieht, wenn wirklich mal alle Traktoren auf der Straße fahren. Wie viele Landwirte mit ihren Maschinen wirklich teilnehmen, sei schwer zu beziffern. Er rechnet allerdings mit einigen Hunderten.

Mit den Klimaklebe­r-Protesten des vergangene­n Jahres wollen sich die Landwirte derweil tunlichst nicht vergleiche­n. „Wir wollen den Verkehr ja nicht blockieren, aber deutlich

entschleun­igen“, sagt Fell.

Der Protest soll nach Plan der Landwirte dabei für jeden offen sein. Sie rechnen damit, dass sich auch viele Autofahrer anschließe­n. Mit bestimmten politische­n Gesinnunge­n oder Parteien wolle man sich nicht gemein machen: „Das wollen wir da raushalten“, sagt Fell. Bei der Kundgebung am RWG-Gelände soll jeder, der etwas zu sagen hat, die Möglichkei­t dazu erhalten. Nach Auskunft der Landwirte haben sich dafür auch Politiker und Verbandsve­rtreter angekündig­t.

Der Rheinische Landwirtsc­haftsverba­nd hatte sich auf Anfrage unserer Redaktion von den für Montag angekündig­ten Protesten distanzier­t. In Whatsapp-Gruppen, in denen einige der Landwirte vernetzt seien, würden auch extreme politische Charaktere versuchen, Einfluss zu nehmen. Unter anderem Reichsbürg­er und AfD-Anhänger seien darunter, sagte Bernhard Conzen, Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft. Er warnte vor solchen Trittbrett­fahrern: „Unsere Empfehlung war ganz klar, aufzupasse­n, wen man als Trittbrett­fahrer bei so einer Aktion mitnimmt und radikal in Szene setzt.“

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FOTO: DPA Auch in den vergangene­n Tagen hatten Landwirte schon protestier­t, hier in Niedersach­sen.

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