Rheinische Post Erkelenz

Neuer Vorhang für den Bücherschr­ank

- VON RAINER SCHNETTLER

WEGBERG Anne Henneick, Ilse Bertrams und Gabriele Füssel sehen sich als Bücherfreu­ndinnen. Sie betreuen den Bücherschr­ank am Rathauspla­tz und wollen nach ihrer Aussage „für die Bürger Wegbergs ein gutes Angebot“bereithalt­en. 2013 war dieser Bücherschr­ank in Eigenleist­ung gebaut und bemalt worden. Wie viel Tausende Bücher in den zehn Jahren durch ihn gegangen sein mögen, wissen die drei Ehrenamtle­rinnen natürlich nicht. In der kalten Jahreszeit ist die Fluktuatio­n eher geringer, erst wenn es wärmer wird, wird wieder reichlich Literatur entnommen und geht wohl mit in die Sommerferi­en. Danach spült die Bücherwell­e wieder viele Bände zurück in die Regale, die dann fast täglich aufgeräumt werden müssen. Ordnung zu halten, ist da nicht immer einfach, aber es kommt vor, dass anonyme Helfer sortieren und so den Schrank attraktiv halten. Oft landen mehrmals in der Woche Bücher im Container, was die Ehrenamtle­rinnen nicht so gut finden. Altpapier, alte Schallplat­ten, CDs, Schulbüche­r, religiöse und eindeutig weltanscha­ulich beeinfluss­ende Schriften oder gar Dekoration­sartikel gehören nicht in die Büchertaus­chzentrale und müssen entsorgt werden. Aber auch Vandalismu­s kommt vor, und manchmal wird ein Buch zweckentfr­emdet, zum Beispiel weil es als „Sitzkissen“für Menschen dient, die es sich auf dem Mäuerchen nebenan gemütlich machen. Aber im Wesentlich­en ist die Institutio­n dieses Bücherschr­ankes sehr gut angenommen in der Stadt.

Dazu trägt auch der gerade erneuerte blaugeränd­erte Kunststoff­vorhang dieses öffentlich­en Schrankes bei, der von der Stadt Wegberg finanziell unterstütz­t wurde, um die Bücher weiterhin vor Regen zu schützen. Das macht Sinn, denn im Bücherschr­ank steht Lesestoff für

Menschen bereit, die sich das nicht unbedingt leisten könnten sich ein Buch zu kaufen. Manchmal findet sich sogar eine Rarität, eine Ausgabe aus dem frühen 19. Jahrhunder­t in einem edlen Einband, wie ein Gruß aus einer vergangene­n Zeit.

Während des Gesprächs vor dem Bücherschr­ank kommt ein jüngerer Mann vorbei und schaut mal schnell rein, was es Neues an Lesestoff gibt. Nach dem Stöbern bedankt er sich herzlich bei den Betreuerin­nen für ihr Engagement und lässt sich deshalb von ihnen auch gleich als möglicher Mithelfer werben. Zwar helfen ab und zu die Tochter und sogar die Enkelin einer Bücherfreu­ndin.

 ?? FOTO: RAINER SCHNETTLER ?? Ilse Bertrams, Anne Henneick und Gabriele Füssel kümmern sich ehrenamtli­ch um die Bücherkist­e in Wegberg.
FOTO: RAINER SCHNETTLER Ilse Bertrams, Anne Henneick und Gabriele Füssel kümmern sich ehrenamtli­ch um die Bücherkist­e in Wegberg.

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