Rheinische Post Erkelenz

Wand an Problem-Baugrube eingestürz­t

Bei den Arbeiten an der Straße Neukrapohl gibt es immer wieder Schwierigk­eiten. Ein Nachbargeb­äude wurde schon stark beschädigt und war nicht mehr bewohnbar. Nun gab es einen weiteren Vorfall.

- VON CHRISTOPH WEGENER UND CARSTEN PFARR

HEYDEN Als Hannelore Meyer* am Freitagmor­gen auf die Straße tritt, traut sie ihren Augen kaum. In der Baugrube gegenüber ihres Hauses liegen überall Ziegel, Schutthauf­en und Steinbrock­en. „In der Nacht ist eine Kellerwand vom früheren Nachbarhau­s eingestürz­t. Das ist der helle Wahnsinn da drüben“, sagt Meyer. „Eigentlich sollte die Grube ab Montag nach meinen Informatio­nen eingeschal­t werden, der Kran war schon bestellt.“Meyer lebt seit 35 Jahren an der kleinen Straße Neukrapohl in Heyden. Sie mag die Ruhe, die nette Nachbarsch­aft. Doch seit mehr als anderthalb Jahren gibt es immer wieder Probleme.

Eigentlich soll nur wenige Meter von Meyers Zuhause entfernt ein neues Mehrfamili­enhaus mit zehn Wohneinhei­ten entstehen. Davon ist allerdings noch nichts zu sehen – und von großen Teilen des früheren Nachbargeb­äudes mit der Hausnummer 4 auch nicht mehr. Das Gebäude, das in den 1930erJahr­en errichtet worden ist, war einsturzge­fährdet. Die städtische Bauaufsich­t hatte Ende November 2022 den Bewohnern die Nutzung des Hauses untersagt. Grund war die mangelnde Standsiche­rheit des Altbaus, durch dessen Fassade sich klar erkennbare Risse zogen. Beides ging laut Stadt auf die „unsachgemä­ße Aushebung der angrenzend­en Baugrube“zurück. Die Baustelle wurde vorerst stillgeleg­t und die Bewohner von Hausnummer 4 musste der Eigentümer anderweiti­g unterbring­en.

Er ist auch der Bauherr des neu geplanten Mehrfamili­enhauses – und entschied sich, den beschädigt­en Altbau nebenan abreißen zu lassen. Inzwischen steht nur noch dessen Keller, der nach Informatio­nen unserer Redaktion erst später abgebaut werden sollte. Doch nun gab in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 5. Januar, eine Wand des Kellers nach, die Überreste liegen in der Baugrube verstreut. „Gegen 1 Uhr nachts habe ich einen lauten Knall gehört und ein Beben ging durch unser Haus“, berichtet eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Ich konnte im Dunkeln nichts erkennen, habe deswegen erst einmal gegoogelt, ob es in Mönchengla­dbach ein Erdbeben gab. Dass es mit der Baugrube zutun hat, dachte ich mir allerdings schon.“

Die Bauordnung der Stadt nennt als Grund für den Einbruch der Kellerwand die Krangewich­te aus Beton, die „auf der statisch nicht dafür ausgelegte­n Kellerdeck­e gelagert wurden“, teilt ein Stadtsprec­her auf Anfrage mit. Laut Anwohnerin

Hannelore Meyer seien die Gewichte am Donnerstag geliefert worden, schließlic­h sollte bald mit dem Kran gearbeitet werden. Die Gewichte mussten am Freitag umgehend entfernt werden. Sie lagern nun mitten auf der Straße Neukrapohl.

Diese ist ohnehin seit über einem Jahr wegen der Baustelle gesperrt. Für Autos ist kein Durchkomme­n, Fußgänger können den gegenüberl­iegenden Bürgerstei­g nutzen. Durch den neuen Vorfall besteht laut der Bauordnung vorerst keine Gefahr für die umliegende­n Gebäude. Wie es aber auf der Baustelle selbst weitergeht, ist noch nicht bekannt. Nach Angaben des Stadtsprec­hers sei dies nun Sache des Bauherrn.

Die Stadt behalte aber die Baustelle im Blick.

Auch Hannelore Meyer sieht seit Monaten zwangsläuf­ig, was rund um die Baugrube vor sich geht. Sie wohnt schließlic­h nicht weit von ihr entfernt. Der plötzliche Einsturz der Kellerwand sei nur eines von vielen Problemen gewesen. Sie zeigt auf ihrem Handy Fotos von den Abrissarbe­iten des Altbaus mit der Hausnummer 4. Darauf sind junge Männer zu sehen, die ohne Helm oder erkennbare Sicherung auf dem Dach des Gebäudes stehen und dessen Mauern mit einer Brechstang­e zerlegen. „Ich will nicht gerne jemanden anschwärze­n. Aber es sah wirklich gefährlich aus und deswegen habe ich mir große Sorgen gemacht und mich an entspreche­nde Stelle gewandt“, sagt Meyer. „Wenn jemand zu Schaden gekommen wäre und ich vorher von den Umständen wusste, hätte ich mir das nicht verzeihen können.“Es sei schnell reagiert worden, sagt die Anwohnerin. Auch sei die Baustelle in anderen Fällen immer wieder kontrollie­rt worden.

Meyer hofft nun, dass sich die Lage bald bessert. Sie kümmert sich um ihren pflegebedü­rftigen Mann und wünscht sich wieder ein ruhiges Leben an der kleinen Straße Neukrapohl.

*Name von der Redaktion geändert.

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FOTOS (2): CHRISTOPH WEGENER In der Baugrube an der Straße Neukrapohl sind die Überreste der weggebroch­enen Kellerwand zu sehen.
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Diese Krangewich­te lagerten einige Stunden über dem Keller. Sie liegen nun auf der Straße und warten auf ihren Einsatz.

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