Wand an Problem-Baugrube eingestürzt
Bei den Arbeiten an der Straße Neukrapohl gibt es immer wieder Schwierigkeiten. Ein Nachbargebäude wurde schon stark beschädigt und war nicht mehr bewohnbar. Nun gab es einen weiteren Vorfall.
HEYDEN Als Hannelore Meyer* am Freitagmorgen auf die Straße tritt, traut sie ihren Augen kaum. In der Baugrube gegenüber ihres Hauses liegen überall Ziegel, Schutthaufen und Steinbrocken. „In der Nacht ist eine Kellerwand vom früheren Nachbarhaus eingestürzt. Das ist der helle Wahnsinn da drüben“, sagt Meyer. „Eigentlich sollte die Grube ab Montag nach meinen Informationen eingeschalt werden, der Kran war schon bestellt.“Meyer lebt seit 35 Jahren an der kleinen Straße Neukrapohl in Heyden. Sie mag die Ruhe, die nette Nachbarschaft. Doch seit mehr als anderthalb Jahren gibt es immer wieder Probleme.
Eigentlich soll nur wenige Meter von Meyers Zuhause entfernt ein neues Mehrfamilienhaus mit zehn Wohneinheiten entstehen. Davon ist allerdings noch nichts zu sehen – und von großen Teilen des früheren Nachbargebäudes mit der Hausnummer 4 auch nicht mehr. Das Gebäude, das in den 1930erJahren errichtet worden ist, war einsturzgefährdet. Die städtische Bauaufsicht hatte Ende November 2022 den Bewohnern die Nutzung des Hauses untersagt. Grund war die mangelnde Standsicherheit des Altbaus, durch dessen Fassade sich klar erkennbare Risse zogen. Beides ging laut Stadt auf die „unsachgemäße Aushebung der angrenzenden Baugrube“zurück. Die Baustelle wurde vorerst stillgelegt und die Bewohner von Hausnummer 4 musste der Eigentümer anderweitig unterbringen.
Er ist auch der Bauherr des neu geplanten Mehrfamilienhauses – und entschied sich, den beschädigten Altbau nebenan abreißen zu lassen. Inzwischen steht nur noch dessen Keller, der nach Informationen unserer Redaktion erst später abgebaut werden sollte. Doch nun gab in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 5. Januar, eine Wand des Kellers nach, die Überreste liegen in der Baugrube verstreut. „Gegen 1 Uhr nachts habe ich einen lauten Knall gehört und ein Beben ging durch unser Haus“, berichtet eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Ich konnte im Dunkeln nichts erkennen, habe deswegen erst einmal gegoogelt, ob es in Mönchengladbach ein Erdbeben gab. Dass es mit der Baugrube zutun hat, dachte ich mir allerdings schon.“
Die Bauordnung der Stadt nennt als Grund für den Einbruch der Kellerwand die Krangewichte aus Beton, die „auf der statisch nicht dafür ausgelegten Kellerdecke gelagert wurden“, teilt ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Laut Anwohnerin
Hannelore Meyer seien die Gewichte am Donnerstag geliefert worden, schließlich sollte bald mit dem Kran gearbeitet werden. Die Gewichte mussten am Freitag umgehend entfernt werden. Sie lagern nun mitten auf der Straße Neukrapohl.
Diese ist ohnehin seit über einem Jahr wegen der Baustelle gesperrt. Für Autos ist kein Durchkommen, Fußgänger können den gegenüberliegenden Bürgersteig nutzen. Durch den neuen Vorfall besteht laut der Bauordnung vorerst keine Gefahr für die umliegenden Gebäude. Wie es aber auf der Baustelle selbst weitergeht, ist noch nicht bekannt. Nach Angaben des Stadtsprechers sei dies nun Sache des Bauherrn.
Die Stadt behalte aber die Baustelle im Blick.
Auch Hannelore Meyer sieht seit Monaten zwangsläufig, was rund um die Baugrube vor sich geht. Sie wohnt schließlich nicht weit von ihr entfernt. Der plötzliche Einsturz der Kellerwand sei nur eines von vielen Problemen gewesen. Sie zeigt auf ihrem Handy Fotos von den Abrissarbeiten des Altbaus mit der Hausnummer 4. Darauf sind junge Männer zu sehen, die ohne Helm oder erkennbare Sicherung auf dem Dach des Gebäudes stehen und dessen Mauern mit einer Brechstange zerlegen. „Ich will nicht gerne jemanden anschwärzen. Aber es sah wirklich gefährlich aus und deswegen habe ich mir große Sorgen gemacht und mich an entsprechende Stelle gewandt“, sagt Meyer. „Wenn jemand zu Schaden gekommen wäre und ich vorher von den Umständen wusste, hätte ich mir das nicht verzeihen können.“Es sei schnell reagiert worden, sagt die Anwohnerin. Auch sei die Baustelle in anderen Fällen immer wieder kontrolliert worden.
Meyer hofft nun, dass sich die Lage bald bessert. Sie kümmert sich um ihren pflegebedürftigen Mann und wünscht sich wieder ein ruhiges Leben an der kleinen Straße Neukrapohl.
*Name von der Redaktion geändert.