Stadt plant neues Rathaus weiterhin mit SOP
Fast ein Jahr nach dem Stopp des geplanten großen Neubaus in Rheydt liegen nun Details für die nächsten Schritte bei der kleineren Lösung vor. Welche Rolle das frühere Karstadt-Gebäude spielt und wann der Bau starten soll.
Das Architekturbüro Slapa Oberholz Pszczulny (SOP) hat in Mönchengladbach bereits einige markante Gebäude entworfen: Das Borussia-Hotel und die Textilakademie gehören dazu. Auch das neue Rathaus am Rheydter Marktplatz sollte nach dem Entwurf der Düsseldorfer gebaut werden. SOP war 2019 in einem Wettbewerb von der Jury zum Sieger gewählt worden. Ein moderner Glasriegel sollte sich dabei über die drei Baufelder vom Marktplatz bis zur Harmoniestraße ziehen.
Als Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) im vergangenen Frühjahr die Pläne aus Kostengründen stoppte und eine kleinere Version des Neubaus mit nur noch zwei Baufeldern in Aussicht stellte, stand nicht nur der Entwurf, sondern auch die gesamte Durchführung mit SOP auf der Kippe. Jetzt steht fest: Das Architekturbüro bleibt bei dem Projekt an Bord und entwirft auch die verkleinerte Version.
„Das spart uns unglaublich viel Zeit“, sagt Heinrichs. Die Verträge müssten etwas abgeändert werden, aber es müssten nicht alle Aufträge neu vergeben werden. Denn das Gerüst steht, SOP kennt sich gut aus mit der Situation in Rheydt, muss sich nicht einarbeiten. Im Ausschuss für Betriebe und Vergabe wurden die Details zu Zeitplan und weiterem Vorgehen erstmals in einem politischen Gremium vorgestellt.
Damit geht es los Am weitesten fortgeschritten sind die Planungen für das sogenannte Baufeld 1. Dabei handelt es sich um den Block, in dem sich das heutige Rathaus befindet, zwischen Marktplatz, Limiten- und Stresemannstraße sowie der Gasse Am Neumarkt. Bis auf einige Häuser an der Stresemann-/ Ecke Limitenstraße befindet sich das komplette Grundstück im städtischen Besitz. Die denkmalgeschützten Gebäude – historisches Rathaus und alte Kommandatur – bleiben erhalten, alles andere wird abgerissen und neu gebaut. Bebaut wird auch ein größerer Teil des heutigen Innenhofs. So soll ausreichend Raum für mehr als 700 Arbeitsplätze entstehen. Sie sollen modern gestaltet werden, nicht nur technisch, sondern auch von der Aufteilung: Statt vieler kleiner Amtsstuben sind helle Großraumbüros vorgesehen. Die nächsten Monate sind für die Entwurfsplanung und genaue Kalkulation der Kosten vorgesehen. Im Dezember dieses Jahres soll der Stadtrat für diesen Abschnitt
den Bau- und Investitionsbeschluss fassen. Bis Sommer 2025 sollen die Abriss- und Bauarbeiten beginnen, nach etwas drei Jahren soll dieser Abschnitt fertig sein.
Was mit dem früheren Karstadt-Gebäude geplant ist
Dies ist die weitaus spannendere Frage. Eine Machbarkeitsstudie soll zeigen, was möglich ist, ob alle Arbeitsplätze untergebracht und die modernen Arbeitsweisen umgesetzt werden können. Fest steht, dass dieses Gebäude, das sich aktuell noch im Besitz der Stadttochter EWMG befindet, Teil des neuen Rathaus-Komplexes wird. Sicher ist auch schon, dass es nicht komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, sondern im Bestand umgebaut wird. Es handelt sich um das Baufeld 2. Geprüft werden nun drei Varianten, für die SOP Vorschläge skizziert hat. Geplant wird ohne Einzelhandel im Basement. Außerdem muss die Fassade nicht wie bei den großen RathausPlänen
nach hinten versetzt werden, weil der Glasriegel entfällt.
Wie sich die drei Varianten unterscheiden
Entstehen sollen zwischen 36.000 und 40.000 Quadratmeter Fläche. Neben den beiden Untergeschossen und dem Erdgeschoss sind vier Obergeschosse vorgesehen, die obersten zwei als Staffelgeschosse, die sich in den Varianten von der Größe her unterscheiden. Bei Vollausbau wäre Platz für 600 Schreibtische und 800 Beschäftigte. Vorgesehen sind unterschiedliche Bausteine mit Flächen für Verwaltungsbüros, die Stadtbibliothek, einen Tagungsund Konferenzbereich (in dem auch der Stadtrat tagen soll), Bürgerservice und Veranstaltungen.
Die Segmente sind in den drei Varianten unterschiedlich verteilt. In der ersten Variante belegt die Bibliothek eine große Fläche im ersten Stock, eine kleinere im Erdgeschoss, in der zweiten ist sie auf Erd- und Untergeschoss verteilt, in der dritten
ebenfalls. Immer ist sie zur Seite des Marktplatzes ausgerichtet, damit dort auch nach Behördenschluss Frequenz garantiert ist. Die Tagungsräume sind zur Stresemannstraße hin ausgerichtet. Architektonisch sind bei der ersten Variante oben große Lichthöfe vorgesehen, in der zweiten kleinere, dazu aber ein Lichtband.
Wie beim Baufeld 2 der Zeitplan ist
Bis Ostern soll klar sein, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Denkbar ist laut Heinrichs auch, reduzierter zu bauen und an anderer Stelle Räume anzumieten. „Bis Ostern soll klar sein, was wir realisieren wollen“, betont er. Dass im Bestand umgebaut werde, biete die Möglichkeit, die unteren Geschosse schon mal so vorzubereiten, dass Bibliothek und Bürgerservice bereits anfangen und später angepasst werden können. Geklärt werden muss noch die Frage, ob das Gebäude im Besitz der EWMG bleibt oder die Stadt es kauft.
Wie die Politik eingebunden wird „Wir bereiten eine Begleitkommission für das Projekt vor, der alle im Rat vertretenen Gruppen und Fraktionen angehören sollen und die den Fortschritt beobachten soll“, sagt Heinrichs. Die Fachgremien sollen regelmäßig informiert werden. Der erste große Beschluss ist der im Dezember zum ersten Bauabschnitt. Das war einigen Mitgliedern in der Sitzung zu wenig. „Das ist legitim, aber politisch fraglich“, sagte Annette Bonin (CDU) und forderte, weitere Beschlüsse politischer Gremien einzubauen. Unterstützung erhielt sie vom Ausschussvorsitzenden Andreas Wurff (Grüne): „Die verschiedenen Stufen sollten durch Beschlüsse abgesichert werden“, sagte er. „Das ist der beste und klarste Weg.“Erik Jansen (Linke) kritisierte, dass nur von Tagungs- und Konferenzräumen die Rede sei, nicht mehr von einem Plenarsaal. Heinrichs betonte, dass es multifunktional nutzbare Räume sein würden, dafür nicht so beengt wie im heutigen Ratssaal.