Modellflieger fürchten um ihre Existenz
Im Windpark Tenholt sind zwischen Kückhoven und Katzem acht Windenergieanlagen geplant. Warum das den Aktiven des Flugsport- und Modellbauvereins Erkelenz große Sorgen bereitet.
Ortsunkundige haben es nicht leicht, den Weg zur Heimat des Flugsport- und Modellbauvereins Erkelenz zu finden. Der Flugplatz liegt fernab von Straßen in der Nähe einer Kiesgrube und eines Hains im Feld im Dreieck zwischen Kückhoven, Holzweiler und Katzem.
Nicht nur bei den Freunden der Modellflugzeuge ist das Gelände mit kleinem Heim, Lagerflächen und Parkplätzen beliebt. Auch Spaziergänger und Radfahrer nutzen den Platz für eine Pause oder fürs Beobachten der Modellflugzeuge – geschützt durch einen Drahtzaun, der die Besucher und Gebäude vom Flugfeld trennt. Es könnte ja sein, dass sich eines der Flugzeuge aus technischen Gründen oder einem Pilotenfehler selbstständig macht und unkontrolliert zu Boden rast.
Die Besucher sind immer erstaunt über die Vielfalt der Modellflugzeuge, die wegen ihrer Größe nicht immer in eine Sporttasche passen und die auch nicht gerade Leichtgewichte sein müssen. Vom Segelflugzeug mit einer Spannbreite von zehn Metern bis zum kleinen Motorflieger mit einem 250 ccmMotor und einem Gewicht von 25 Kilogramm ist viel an Modellflugzeugen vertreten.
Seit 52 Jahren besteht FME Erkelenz, auf seinem eigenen Grundstück bei Kückhoven mit den in Eigenleistung errichteten Anlagen ist er seit 1978 aktiv und hat nicht nur seine 97 Vereinsmitglieder, darunter zehn Jugendliche, für das Modellfliegen begeistert, sondern bei den Sommerferienspiele der Stadt Erkelenz auch viele Kinder und Jugendliche ans Modellfliegen herangeführt.
„Das Modellfliegen ist ein komplexes Hobby“, meint Vorsitzender
Heinz Pechtheyden. Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick sind ebenso gefragt wie räumliches Vorstellungsvermögen und das Wissen über Werkstoffe. Kenntnisse über Windverhältnisse sind ebenso erforderlich wie das Wissen um das Starten und Landen der Flugzeuge. Gegenseitige Unterstützung bei Reparaturen oder dem Tüfteln an Flugmanövern ist selbstverständlich. „Und dann haben wir als Verein eine soziale Komponente“, ergänzt Geschäftsführer Harald Sieben.
Jetzt könnte die Idylle vorbei sein, könnte die Zukunft des FME ungewiss werden. „Der Flugmodellverein hat eine Baugenehmigung für den Modellflugplatz, zu der auch die von der Bezirksregierung Düsseldorf erteilte Aufstiegsgenehmigung mit einem darin enthaltenen Flugsektor gehört“, so Pechtheyden. In einem Radius von 400 Metern
rund um das Vereinsheim darf geflogen werden. Bei diesen Vorgaben kommen die Mitglieder niemandem ins Gehege. Auch stören die Windräder im Windpark Holzweiler mit einer Nabenhöhe von 80 Metern und einem Rotorradius von 31 Metern nicht. Bei diesem Zustand wird es wahrscheinlich nicht bleiben: Im Windpark Tenholt sind zwischen Kückhoven und Katzem acht Windenergieanlagen geplant, die eine Nabenhöhe von 162 Metern und einen Rotordurchmesser
von 175 Metern haben, sodass sie auf eine Höhe von fast 250 Metern kämen. „Zwei dieser Anlagen sollen nach aktueller Planung im genehmigten Flugsektor unseres Vereins errichtet werden“, sagt Pechtheyden. „Unter Einhaltung von Sicherheitsabständen zu den Windrädern würde dieser Flugsektor so eingeschränkt, dass der bisher genehmigte Modellflug nicht mehr möglich ist.“Für den Vorsitzenden und den Geschäftsführer heißt das: „Dadurch ist der Verein gefährdet. Ohne ausreichendes Flugfeld macht die Fliegerei keinen Sinn.“
Keineswegs stellten die beiden Vereinsvertreter die Notwendigkeit der Energiewende in Zweifel. Die Windräder in Sichtweite des Vereinsgeländes geben keinen Grund zur Beschwerde. Auch unter Wahrung von Sicherheitsabständen zum Flugsektor wäre der Bau der Windräder möglich und würde akzeptiert. „Es ist Platz vorhanden“, sagt Pechtheyden mit Verweis auf die Landkarte. Er und Sieben haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich der Investor zu einer Planänderung entschließt. Noch ist der Plan nicht genehmigt, noch soll es ein Gespräch geben, an dem der Windpark-Betreiber, Vertreter der Stadt Erkelenz, des Kreises Heinsberg, der Bezirksregierung Düsseldorf, Mitglieder des FME und des Deutschen Modellfliegerverbands teilnehmen sollen.