Harry Potters magische Welt in Giesenkirchen
Haus Horst an der Grenze zu Korschenbroich stellt sich für James und seinen Freund Moja als ein kleines Stück Hogwarts heraus.
Moja und ich haben vieles gemein. Wir wollen überall mitmischen, dabei sein, sind flexibel und hören aufs Wort. Letzteres jedenfalls oft. Und wir sind beide Briten. Kein Wunder also, dass wir unbedingt einen gemeinsamen Ausflug zur Harry-Potter-Ausstellung in Köln machen wollen. „Wir fahren nicht extra dahin, um dort zu horrenden Eintrittspreisen eine Stunde Zauberstäbe zu schwingen und virtuell auf irgendwelche sprechenden Hüte zu treffen oder in den abgedunkelten Räumlichkeiten die noch düstere Winkelgasse zu betreten“, blafft meine Besitzerin uns an. „Außerdem sind dort Haustiere nicht erlaubt“, ergänzt Mojas Halterin. Thema durch.
Aber, Hogwarts, das Schloss, in dem in der fiktiven Welt von Harry
Potter die Eliteschule für Hexerei und Zauberei untergebracht ist, ein Internat für Kinder mit magischen Fähigkeiten...dieses Schloss möchten wir schon sehen. Leider liegt die Schule, an der die Dreharbeiten für das moderne Märchen stattfanden, in Schottland, in der Nähe von Dufftown, eine längere Fahrt mit dem Zug von London entfernt. Eine insgesamt komplizierte Anreise.
„Was ist denn, wenn wir einen Spaziergang rund um Haus Horst machen, das ist doch gleich hier um die Ecke in Giesenkirchen? Das ehemalige Wasserschloss erinnert schon ein bisschen an Hogwarts. Und einen Wald nebst Teich gibt es dort auch, zwar keinen verbotenen Wald und auch keinen schwarzen See, aber immerhin“, schlägt meine Besitzerin vor. Moja ist gleich angefixt, das ist er allerdings schnell. Ich zögere. „Und anschließend geht es zu einem kleinen Imbiss im Gartencenter an der dortigen Landstraße“, schlägt Mojas Halterin vor. Überzeugt!
Wir sind schon während der Anfahrt aufgeregt. Die Mönchengladbacher Innenstadt lassen wir schnell hinter uns, fahren am Volksgarten vorbei, die Straße wird schmaler und kurvenreich, dann geht es in eine noch engere Einbahnstraße, wir passieren nach dem Kreisverkehr Schloss Rheydt, biegen rechts ein. Felder links und rechts, dann ein
Wohngebiet. Plötzlich geht es scharf links, entlang des Hoppbruchs, ein paar Meter weiter nehmen wir eine respektable Kurve, jetzt sind es nur noch ein paar Seitensträßchen bis zum Ziel.
Plötzlich tut sich vor uns die hellgelb leuchtende Silhouette von Haus Horst auf. Ruhig liegt das Wasser umwehrte Schloss aus dem 14. Jahrhundert da, idyllisch, bezaubernd, inmitten eines uralten Waldes. Später, als wir den begleitenden Lehrpfad erkunden, stellt sich heraus, dass einige Bäume dort mehr als 600 Jahre alt sind. So muss das sein an einem verwunschenen Ort, der uns leise und majestätisch sagt, dass er da ist für seine Besucher, zum Runterkommen, Entspannen, Gassigehen.
Wie Hogwarts ist auch das denkmalgeschützte Haus Horst ein Ort für junge Menschen. Es ist Sitz einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, dort gibt es Klassenräume, Küchen, Aufenthaltsräume für Patienten und Ärzte, Schlafräume. Nicht zuletzt die abgelegene Lage und die Anmutung des Schlosses soll den jungen Patienten zu rascher Genesung verhelfen. Moja und ich sind verzaubert, vom Schloss selbst, und auch von der Natur rundherum. Nur ein paar Schritte vom Gemäuer entfernt tummeln sich Stockenten in einem Teich, genießen Spaziergänger die Stille des Walds. Für uns geht es tief ins Hoppbruch hinein, ein Naturschutzgebiet, durch das der Trietbach fließt. Zahlreiche Wassergräben machen aus dem Laubwald eine Bruchlandschaft mit Buchen, Eichen, Erlen und Eschen.
Nach einer guten Stunde eifern Mojas und mein Magenknurren um die Wette. Ab ins Gartencenter. Hunde sind in dem Café dort erlaubt. Unter unserem Tisch bekommen wir die eine oder andere Leckerei zugesteckt. Haben wir uns verdient. Übrigens: Das Gleis Neundreiviertel, von dem Zauberer und Hexen von London nach Hogwarts fahren, gibt es hier nicht. Aber die Buslinie 018 hält am Haus Horst.
Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.