Wie Borussia die Länderspielpause nutzen muss
Die Länderspielpause gibt den Borussen Zeit, sich auf das Finale der Saison vorzubereiten – auf allen Ebenen. Wie Klub, Trainer und Team die nutzen können, um zu tun, was Offensivmann Robin Hack formuliert hat: „Punkte holen und wieder Positivität in den
Zeit ist ein seltenes Gut im Fußball. Doch gerade die braucht Borussia jetzt, da es darum geht, den Umbruch durchzuziehen. Die Gladbacher machen es sich nicht leicht dabei, es wäre mehr zählbarer Erfolg nötig, um die Sache mit mehr Ruhe angehen zu können. Das Pokal-Aus in Saarbrücken war ein enormer Schlag ins Kontor, wirtschaftlich, sportlich, aber auch emotional, das bekamen Trainer Gerardo Seoane und seine Anvertrauten beim 1:1 in Heidenheim zu spüren, als die Fans weitgehend den Support verweigerten. Hack, derzeit der treffsicherste Borusse, lag nach dem Spiel auch in der Wortwahl richtig. Dauerhafte Entzweiung helfe nicht, sagte er zurecht. Er ist froh, dass nun die Länderspielpause ansteht. Denn die gibt, was meist fehlt im „normalen“Spielbetrieb: Zeit eben.
„Es tut uns vielleicht mal ganz gut, das Ganze Revue passieren zu lassen und neue Kraft zu tanken. Dann greifen wir nach der Pause wieder an“, sagte der Produzent der letzten vier Gladbacher Tore. Und auch, was ab dem Spiel gegen den SC Freiburg, dem ersten von noch acht verbliebenen der Saison, passieren sollte: „Punkte holen und wieder Positivität in den Verein bringen.“Das würde nichts weniger als eine Trendwende bedeuten. Genau dafür gilt es in der Bundesliga-losen Zeit die Grundlage zu schaffen. Auf allen Ebenen.
Der Klub Borussias Bosse sollten das Wording für die Saison überdenken und anpassen für das Finale – um die Saison nicht einfach nur austrudeln zu lassen. Platz zehn aufwärts, so hat Manager Roland Virkus nun die Ambitionen für die restlichen Spiele in Zahlen gegossen, das heißt: Es darf auch die Einstelligkeit sein. Platz acht könnte unter Umständen noch für Europa reichen, fünf Punkte sind es bis dahin, das ist keine Utopie. Nach unten absichern würde sich Borussia auch, wenn sie einfach nach oben klettert.
Erste Entscheidungen zu präsentieren für die neue Saison, wäre ebenfalls ein Signal, intern wie extern. Dass die Verpflichtung des Kieler Kapitäns Philipp Sander offiziell gemacht wird in den Tagen bis zum nächsten Spiel gegen den SC Freiburg, würde belegen, dass die personellen Umbaumaßnahmen im Gange sind. „Die Gespräche laufen“, bestätigte Virkus im Hinblick auf die Personalie Sander schon in Heidenheim.
Der Trainer Gerardo Seoane betreibt stets Selbstreflexion. Er hat festgestellt, dass er emotionaler sein muss an der Linie und hat das in Heidenheim umgesetzt. Nun hat er Zeit und Muße auf dem Trainingsplatz, die er nutzen muss. Bislang ist der ständige Wechsel, personell wie systemisch, ein Merkmal Seoanes in Gladbach, nun ist es an der Zeit, sich etwas mehr festzulegen und einen Hauptansatz auszudifferenzieren. Dass dieser eher offensiv als defensiv ausgerichtet sein soll, schreibt schon die Borussia-DNA vor, Punkte durch eine Riegel-Taktik wie in Heidenheim goutieren die Gladbach-Fans nicht wirklich.
Seoanes Borussia darf gern deutlich mutiger werden. Nicht mehr nicht verlieren, sondern gewinnen, sollte das Motto sein, diesen Gedanken muss Seoane den Seinen einpflanzen. Dass der Coach den üblicherweise freien Montag kippte in der ersten Woche der Länderspielpause, ist durchaus auch als Signal an die Mannschaft zu verstehen.
Seoanes Ziel sollte es sein, das Team bis zum Saisonende so einzustellen, dass es mit den dann anstehenden personellen Veränderungen gut vorbereitet in die nächste Saison gehen kann. Dazu gehört, dass Abläufe selbstverständlicher werden, dass das Spiel der Borussen einen höheren Wiedererkennungswert hat. Seoane muss Borussia im neunten Monat seines Schaffens mehr zu „seiner“Borussia machen, um dann in seiner zweiten Saison als Trainer den nächsten Schritt machen zu können.
Das Team Personell wäre es wichtig, dass Tomas Cvancara, Alassane Plea und auch Kapitän Jonas Omlin so schnell wie möglich wieder bereit sind zumindest für den Kader, Omlin soll ja im Testspiel gegen Eupen erstmals wieder spielen. Vor allem der fußballerischen Qualität und der Torgefahr würde es guttun. Cvancara und Jordan Siebatcheu haben zusammen neun Ligatore erzielt, wenn es am Ende in Summe die 13 wären, die in der Vorsaison Marcus Thuram gemacht hat, wäre das der Beleg, dass „es sicherlich erfreulich ist, wie wir den personellen Aderlass in der Offensive kompensieren konnten“, wie Sportdirektor Nils Schmadtke sagte.
Er gibt dem Kader auch gleich einen Aufgabenkatalog mit auf den Weg, an dem jetzt in der Länderspielpause gearbeitet werden kann. „Es bildet sich in einem Kader, aus dem in den zurückliegenden zwei Jahren zentrale Spieler und Persönlichkeiten ausgeschieden sind, eine neue Hierarchie, eine andere Leistungskultur und ein neuer Mannschaftsgeist“, sagte Schmadtke im Doppel-Interview mit Virkus auf der Vereinshomepage. All das voranzutreiben und mit Leben zu füllen, sich auch noch mal klar zu machen, was es fußballerisch und emotional heißt, für einen Klub wie Gladbach zu spielen, ist Aufgabe des Teams.
Schmadtke formulierte indirekt auch den mittelfristigen Anspruch: „Das alles sind enorm wichtige Faktoren, um in einer – hinter der Spitzengruppe – ausgeglichenen Liga zu den Mannschaften zu gehören, die eine sorgenfreie Saison mit Ambitionen nach oben spielen können.“Sich dem möglichst konkret schon anzunähern, sollte sich das Team vornehmen. Insgesamt darf die Mannschaft es auch mal etwas forscher angehen. Der erste konkrete Auftrag an Seoane und seine Mannschaft wird entsprechend des Mottos „Spiel für Spiel“sein: Am Ostersamstag (15.30 Uhr, Sky) Freiburg schlagen. Denn in Borussias Situation helfen nur Siege wirklich.