Erkelenzerin dreht Debütfilm
Für ihren Debütfilm ist Regisseurin Jacqueline Jansen in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Gedreht wird unter anderem in den Orten Erkelenz, Bellinghoven, Rath-Anhoven und Linnich.
Ein wenig Zeit zum Verschnaufen hat in diesen Tagen die Erkelenzer Filmemacherin Jacqueline Jansen, die zurzeit in ihrer Geburtsstadt mit „Sechswochenamt“ihren ersten eigenen langen Spielfilm dreht. Die Dreharbeiten sind nach dem ersten Block aus einem plausiblen Grund unterbrochen worden: Die Hauptdarstellerin Magdalena Laubisch ist noch bei anderen Dreharbeiten beschäftigt und stößt erst später hinzu. Sie übernimmt die Rolle der „Lore“in dem Film, zu dem Jansen das Drehbuch geschrieben hat und in dem sie Regie führt.
Der Tod der eigenen Mutter in Zeiten von Corona in Erkelenz war für die 1994 in Erkelenz geborene autodidaktische Filmemacherin Auslöser zu diesem Projekt. Nach dem Tod ihrer Mutter während der Pandemie verbringt Lore sechs Wochen in ihrer rheinischen Heimat, um deren Leben für immer zu archivieren. Dabei stellt sie sich immer wieder dieselbe Frage: Wie trauert man richtig? „Sechswochenamt“sei ein feinfühliges Drama und überschreite immer wieder die Grenzen ins Komische. „Denn für mich stecken in Wut, Trauer und Verzweiflung auch immer Leichtigkeit und Humor“, erläutert Jansen, die auch die Regie innehat. „Mit diesem Film möchte ich Anstoß geben, den eigenen Umgang mit dem unvermeidlichen Thema zu ergründen. Ich möchte Menschen aller Altersgruppen dazu ermutigen, die große Distanz aufzuheben und das komplizierte Verhältnis, das wir zum Tod und zum Sterben haben, zu hinterfragen.“
Seit knapp zwei Wochen sind die Dreharbeiten in der Region schon im Gange. Producerin Elisabeth
Streffer hat die Arbeiten gut organisiert, so dass die Mitarbeiter hinter der Kamera und die Darsteller vor der Linse optimal arbeiten können. „Es läuft bisher bestens“, sagt die Berlinerin, die spontan zusagte, als Jansen nach Unterstützern suchte. Nachdem die Produktionsgesellschaft, die „Sechswochenamt“herstellen wollte, ausgestiegen war und auch Film-Fördermittel nicht bewilligt wurden, hatte Jansen sich entschlossen, mit ihrer eigens in Berlin gegründeten Produktionsgesellschaft „Filmweh“das Projekt zu stemmen.
Nicht ohne Grund hat die Filmemacherin Erkelenz als Drehort ausgewählt: Der Kreis Heinsberg ist 2020 als erster von der Corona-Pandemie heimgesucht wurde. „Aber vor allen Dingen habe ich diesen Ort gewählt, weil hier alles seinen Ursprung hat. Hier muss ich nichts behaupten, sondern kann ehrlich und authentisch meine Geschichte erzählen.“
Ehrlich und authentisch und insbesondere auch mit der Sprache der Region bestens vertraut sind die vielen Komparsen, die sich für ein Mitwirken beworben hatten. „Die Resonanz auf unseren Aufruf war enorm.“Die Komparsen teilen das Los vieler, die an einem Film beteiligt sind: Sie müssen Geduld haben und warten, bis sie an der Reihe sind oder bis eine Szene zum x-ten Mal gedreht ist.
Für Aufregung sorgte die Filmcrew, als sie im Linnicher Krankenhaus zu Werke ging. Wegen des Schildes „Hospiz Erkelenz“am Eingang habe so mancher Passant gedacht, in das leer stehende Gebäude würde das
Hospiz untergebracht, berichtet Jansen. Während ihrer Dreharbeiten in Supermärkten in Erkelenz und RathAnhoven lief das normale Geschäft reibungslos weiter. „Alle unterstützen uns großartig“, sagt die Filmemacherin. Ob Autoverleiher oder Geschäftsinhaber, Hospiz-Leiterin oder Verwaltungsmitarbeiter. Wo geholfen werden kann, wird geholfen. Das war auch in Bellinghoven so, wo im ehemaligen Bauernhof der Großmutter von Jansen gedreht wurde.
Mit einem geringen Etat will die Produktionsgesellschaft auskommen und hofft auf weitere Unterstützung
aus der Region. An 30 Drehtagen ist ein Team von rund 15 Akteuren permanent in Erkelenz, hinzukommen tageweise 20 Darsteller. Ihre Zentrale hat die Filmcrew in einem leeren Wohnhaus in Krankenhaus-Nähe. „Dort klingeln manchmal Nachbar und bringen uns Frühstück oder Mittagessen“, berichtet Jansen begeistert über die Fürsorge.
In dem Haus finden die Dreharbeiten des zweiten Blocks statt. „Die Szenen im Außenbereich sind fast alle im Kasten.“Bis Mai sollen die Aufnahmen in der Wohnung dauern, dann geht es an die nächste Stufe bei der Herstellung eines Spielfilms. Die Verarbeitung des Materials und der Schnitt dauern. Wann dann endlich „Sechswochenamt“zu sehen ist, kann Jansen nicht sagen. Daran verschwendet sie noch keinen Gedanken. Noch ist so vollkommen auf die Dreharbeiten fixiert und freut sich jeden Tag aufs Neue über das Engagement der vielen ehrenamtlich Tätigen, die ihr bei der Verwirklichung ihres Traums helfen.