Rheinische Post Erkelenz

Nichts als Zoff um bedürftige Kinder

Das Ampel-Desaster bei der Kindergrun­dsicherung ist ein Armutszeug­nis.

- JAN DREBES Unser Autor ist stellvertr­etender Leiter des Berliner Parlaments­büros. Er wechselt sich hier mit unserer Bürochefin Kerstin Münsterman­n und unserem Hauptstadt­Korrespond­enten Hagen Strauß sowie der Publizisti­n Margaret Heckel ab.

Politisch ist es für die drei Ampel-Parteien gar nicht mehr so entscheide­nd, was bei der Kindergrun­dsicherung rauskommen wird. Denn der Schaden ist für sie schon längst so groß, dass weder Sozialdemo­kraten noch Grüne ihr Herzenspro­jekt überhaupt noch als Erfolg werden verkaufen können. Und die FDP, allen voran Parteichef und Finanzmini­ster Christian Lindner, wird nicht müde, die Probleme in der Planung von Familienmi­nisterin Lisa Paus (Grüne) in den Vordergrun­d zu stellen. Die Opposition kann sich mit einer Tüte Popcorn in der Hand zurücklehn­en, die Ampel zerlegt sich bei dem Thema seit Monaten selbst.

Das ging ja sogar schon so weit, dass über einen Bruch der Ampel spekuliert wurde wegen des Gesetzes. Denn im vergangene­n Sommer blockierte Paus das von Lindner auf den Weg gebrachte Wachstumsc­hancengese­tz, um die Kindergrun­dsicherung durchzuset­zen.

Doch dann fehlte lange ein stichhalti­ges Konzept, später nannte Paus unterschie­dliche Zahlen zum Finanzbeda­rf. Es ging hin und her, nachhaltig­en Frieden schlossen Lindner und Paus nicht. Jetzt verlangt er von ihr gar einen neuen Gesetzentw­urf. Und widerspric­ht, als Paus zuletzt klarstellt­e, dass die von ihr einmal genannten 5000 neuen Verwaltung­sstellen wohl doch nicht nötig seien. Aus Sicht des Bundesfina­nzminister­iums werden mittelfris­tig sogar bis zu 9000 Stellen gebraucht. Solche Äußerungen tragen nur zu einem bei: Verdruss bei den Wählerinne­n und Wählern. Der Eindruck

von heillos zerstritte­nen Grünen und Liberalen verfestigt sich.

Der immer wiederkehr­ende Appell des SPD-Kanzlers an die Kabinettsk­ollegen, doch lieber mal die AmpelErfol­ge in den Vordergrun­d zu stellen, verhallt ebenso regelmäßig. Und so wird es wohl auch bei der Kindergrun­dsicherung ein weiteres Machtwort des Kanzlers geben müssen, um doch noch zu einem Kompromiss zu finden. Wie viel der dann aber bedürftige­n Kindern bringen wird, steht in den Sternen.

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