Israel regt arabische Allianz an
Das Land erhielt beim Angriff des Iran zwar Hilfe auch von benachbarten Staaten. Doch diese wollen vor allem die Eskalation stoppen und kein neues Bündnis.
Israels Regierung will nach dem iranischen Angriff ein regionales Bündnis gegen Teheran schmieden, doch die arabischen Staaten sind skeptisch. Sie wollen vor allem einen neuen Krieg verhindern und sich nicht in die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran hineinziehen lassen. Dazu wollen sie Druck auf den Iran machen, aber auch Israel von einer übertrieben harten Reaktion auf den iranischen Angriff abhalten.
Arabische Staaten leiden wirtschaftlich seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober unter dem Konflikt in der Region: Die Touristen bleiben weg, wichtige Handelsrouten wie die Schifffahrtswege durch das Rote Meer und den Persischen Golf sind unsicher geworden. Ein Krieg zwischen dem Iran und Israel jedoch würde eine Katastrophe für alle Nahost-Staaten bedeuten. Deshalb arbeiten die Araber daran, die Spannungen abzubauen.
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sagte, es gebe die Chance für eine „strategische Allianz gegen die iranische Bedrohung“. Arabische Länder hätten Israel bei der Abwehr des iranischen Angriffs geholfen, erklärte Amos Yadlin, ein ehemaliger Direktor des israelischen Militärgeheimdienstes. Die Araber wüssten, dass die Region gegen den Iran zusammenstehen müsse – „sonst sind sie als Nächste an der Reihe“, schrieb er bei X, vormals Twitter.
Jordanien entsandte Kampflugzeuge, die zusammen mit Jets aus Israel, den USA, Frankreich und
Großbritannien die iranischen Raketen und Drohnen auf ihrem Weg nach Israel abfingen. Jordanien Regierung bestätigte, dass iranische Drohnen abgeschossen worden seien, die den Luftraum des Landes durchquert hätten – sie will ihre Haltung aber nicht als Parteinahme für Israel verstanden wissen: Wenn israelische Drohnen über Jordanien auftauchen sollten, würden auch diese abgeschossen, sagte Ministerpräsident Ayman Safadi.
Die arabische Führungsmacht Saudi-Arabien rief die Konfliktparteien zu „maximaler Zurückhaltung“auf, „um der Region und ihren Völkern die Gefahr eines Krieges zu ersparen“. Andere Staaten äußerten sich ähnlich. Arabische Spitzenpolitiker sprachen nach dem iranischen Angriff darüber, wie die „Risiken der Eskalation“zu stoppen seien, wie saudische Staatsmedien nach einem Telefonat von Thronfolger Mohammed bin Salman mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mohammed al-Sudani meldeten. Saudische und andere arabische Politiker telefonierten zudem mit iranischen Regierungsvertretern.
Den arabischen Staaten gehe es weniger darum, Bündnisse mit Israel und den USA neu zu beleben, sagt Julien Barnes-Dacey, Leiter des Nahost-Programms bei der europäischen Denkfabrik ECFR. „Es geht eher darum, eine Eskalation in der ganzen Region mit vernichtenden Folgen für alle zu verhindern“, sagte Barnes-Dacey unserer Redaktion.
Arabische Regierungen dürften nach der iranisch-israelischen Eskalation froh sein, dass sie ihre Beziehungen zum Iran zuletzt verbessert und sich nicht auf ein enges Bündnis mit Israel festgelegt haben, meint Paul Salem, Leiter des Nahost-Instituts MEI in Washington. Israels Plan einer anti-iranischen Front hat deshalb wenig Chancen auf Erfolg. Arabische Staaten werden zwar mit Israel im Gespräch bleiben. Nahost-Experte Barnes-Dacey erwartet aber, dass die Araber auch weiterhin mit Teheran reden werden. Katar und Oman fungierten bereits bisher als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen. Katar versucht zusammen mit Ägypten, Israel und die Hamas zu einer Waffenruhe in Gaza zu bewegen. Die arabischen Staaten dürften ihre Bemühungen um eine Feuerpause in Gaza nach dem iranischen Angriff auf Israel intensivieren, schrieb Salem in seinem Blog „Thinking Middle East“: Eine Waffenruhe in Gaza könne zur Deeskalation zwischen dem Iran und Israel beitragen.