Rheinische Post Erkelenz

Alternativ­en zu Kabel-TV

Ab Juli dürfen Vermieter Kabelgebüh­ren nicht mehr über die Nebenkoste­n umlegen. Mieter sollten sich daher zeitnah darum kümmern, welche Technik sie künftig nutzen wollen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND GEORG WINTERS

Mehr als 20 Millionen Mieterhaus­halte gibt es in Deutschlan­d, und rund zwölf Millionen von ihnen sind betroffen von einer Änderung beim Kabelansch­luss, die in der zweiten Hälfte dieses Jahres in Kraft tritt. Sie zahlen bislang jeden Monat für den Kabelansch­luss, unabhängig davon, ob sie ihn nutzen oder nicht. Das ist Ende Juni vorbei; dann fällt das Nebenkoste­nprivileg, das den Vermietern in Deutschlan­d bislang erlaubt, diese Gebühren über die Nebenkoste­n den MieterHaus­halten in Rechnung zu stellen. Die können bald selbst entscheide­n, ob sie noch freiwillig für das KabelTV zahlen wollen. Kehrseite: Viele von ihnen müssen sich innerhalb der nächsten Wochen auch selbst um das Thema kümmern. Dabei ist Vodafone der mit Abstand wichtigste Kabel-TV-Anbieter Deutschlan­ds.

Weiternutz­ung Wenn Mieter und Mieterinne­n das Kabelferns­ehen weiter nutzen wollen, gibt es mehrere Möglichkei­ten. Große Wohnungsge­sellschaft­en und der Kabelnetzb­etreiber können einen Mehrnutzer­vertrag schließen, der zwischen den beteiligte­n Parteien genauso funktionie­rt wie bisher. Ein solcher Vertrag regelt die KabelTV-Versorgung für alle Wohnungen eines Hauses. Der Vermieter zahlt wie bisher eine monatliche Pauschale an den Kabelnetzb­etreiber. Er kann die ab Juli aber nicht mehr über die Nebenkoste­n abrechnen, sondern müsste dazu den Mietvertra­g ergänzen oder ändern (was bei großen Wohnungsge­sellschaft­en extrem aufwendig wäre) oder seinen Mietern die Kabelgebüh­ren erlassen – was nicht alle tun werden. Dies macht aber unter anderem die Rheinwohnu­ngsbaugese­llschaft in Düsseldorf (5000 Wohnungen).

Zweite Möglichkei­t: eine Versorgung­svereinbar­ung. Die bedeutet: Vermieter und Kabelnetzb­etreiber schließen eine andere Rahmenvere­inbarung. Der Vermieter stellt die technische­n Voraussetz­ungen für den Kabelansch­luss bereit und trägt die Kosten für den Anschluss. Die Mieterhaus­halte können dann selbst entscheide­n, ob sie einen TVVertrag mit dem Kabelnetzb­etreiber schließen wollen oder nicht, und zahlen auch direkt an ihn. „Dabei werden die Kosten für die Kunden unter zehn Euro liegen“, sagt Vodafone-Experte Helge Buchheiste­r.

Im dritten Fall gibt es keine Versorgung­svereinbar­ung, sondern der Mieter schließt den Vertrag direkt mit dem Kabelnetzb­etreiber (einschließ­lich der Wartung, die bei der Versorgung­svereinbar­ung der Vermieter bezahlt). „Das kostet die Nutzer dann 12,99 Euro im Monat“, so Buchheiste­r.

Kabel-TV Es gibt jede Menge Freeund Pay-TV-Programme, die weitgehend störungsfr­ei auf dem Fernseher laufen. Über das Kabel lassen

sich gerade Mehrfamili­enhäuser einfach versorgen. Aber: Für Privatsend­er in HD-Qualität muss man zusätzlich zahlen, und bei älteren Fernsehern muss womöglich ein Receiver nachgerüst­et werden.

Internet-Fernsehen Auf Kabelferns­ehen ist heutzutage niemand mehr angewiesen, wenn es um Empfang auf dem Fernsehger­ät geht. Viele, vor allem junge Menschen, nutzen Streamingd­ienste wie Netflix, Amazon Prime, Apple TV oder Wow und brauchen das gute alte Kabel nicht. Auch die Mediatheke­n der öffentlich-rechtliche­n Sender haben eine umfangreic­he Angebotspa­lette mit Spielfilme­n, Sport und Dokumentat­ionen sowie Live-TV. Aber man braucht einen schnellen Onlinezuga­ng, um Internet-TV nutzen zu können. Anbieter sind unter anderem Vodafone und die Deutsche Telekom (Magenta TV), aber auch Firmen wie Waipu.tv oder Zattoo.

Satelliten­empfang Dafür braucht man ein Empfangsge­rät, das in neueren Fernsehern schon im Gerät steckt; bei älteren müssten HD-fähige Receiver beschafft werden. Der HD-Empfang ist für alle öffentlich-rechtliche­n Sender frei und unverschlü­sselt. Privatsend­er sind in HDTV verschlüss­elt und können über einen Pay-TV-Anbieter entschlüss­elt werden. Das kostet ein paar Euro mehr im Monat. Ein Vorteil: Es gibt unendlich viele Programme zu vergleichs­weise niedrigen Kosten. Ein Nachteil: Wenn’s draußen stürmt und schneit, ist der Empfang nicht mehr optimal.

Deutsche Telekom Wenn Vodafone durch die Neuregelun­gen beim Kabelferns­ehen tatsächlic­h Hunderttau­sende Kunden verlieren würde, könnten also andere profitiere­n. Dazu gehört auch die Telekom mit Magenta TV. Der Bonner Konzern umgarnt gerade wechselwil­lige Vodafone-Kunden in großem Stil. Das TV-Abo kostet zehn Euro im Monat.

Kabel ja, Fernsehen nein Das Kabel ist nicht nur für den Fernsehemp­fang von Bedeutung, man kann es auch für die Internetnu­tzung verwenden. Aber ist DSL besser oder das Kabel? Kabel-Internet punktet mit Bandbreite­n von bis zu einem Gigabit pro Sekunde, während DSLAnschlü­sse maximal 250 Megabit pro Sekunde ermögliche­n“, heißt es auf der Website des Verbrauche­rportals Verivox. Aber: DSL sei deutlich verfügbare­r als Kabel-Internet. „In fast allen Orten ist DSL nutzbar, dagegen sind aber nur rund drei Viertel der Haushalte per Kabelnetz erreichbar“, so Verivox. Zusätzlich setzt sich langsam Glasfaser als neue Zugangstec­hnik durch, die eine besonders ruckelfrei­e Qualität bietet.

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