Alternativen zu Kabel-TV
Ab Juli dürfen Vermieter Kabelgebühren nicht mehr über die Nebenkosten umlegen. Mieter sollten sich daher zeitnah darum kümmern, welche Technik sie künftig nutzen wollen.
Mehr als 20 Millionen Mieterhaushalte gibt es in Deutschland, und rund zwölf Millionen von ihnen sind betroffen von einer Änderung beim Kabelanschluss, die in der zweiten Hälfte dieses Jahres in Kraft tritt. Sie zahlen bislang jeden Monat für den Kabelanschluss, unabhängig davon, ob sie ihn nutzen oder nicht. Das ist Ende Juni vorbei; dann fällt das Nebenkostenprivileg, das den Vermietern in Deutschland bislang erlaubt, diese Gebühren über die Nebenkosten den MieterHaushalten in Rechnung zu stellen. Die können bald selbst entscheiden, ob sie noch freiwillig für das KabelTV zahlen wollen. Kehrseite: Viele von ihnen müssen sich innerhalb der nächsten Wochen auch selbst um das Thema kümmern. Dabei ist Vodafone der mit Abstand wichtigste Kabel-TV-Anbieter Deutschlands.
Weiternutzung Wenn Mieter und Mieterinnen das Kabelfernsehen weiter nutzen wollen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Große Wohnungsgesellschaften und der Kabelnetzbetreiber können einen Mehrnutzervertrag schließen, der zwischen den beteiligten Parteien genauso funktioniert wie bisher. Ein solcher Vertrag regelt die KabelTV-Versorgung für alle Wohnungen eines Hauses. Der Vermieter zahlt wie bisher eine monatliche Pauschale an den Kabelnetzbetreiber. Er kann die ab Juli aber nicht mehr über die Nebenkosten abrechnen, sondern müsste dazu den Mietvertrag ergänzen oder ändern (was bei großen Wohnungsgesellschaften extrem aufwendig wäre) oder seinen Mietern die Kabelgebühren erlassen – was nicht alle tun werden. Dies macht aber unter anderem die Rheinwohnungsbaugesellschaft in Düsseldorf (5000 Wohnungen).
Zweite Möglichkeit: eine Versorgungsvereinbarung. Die bedeutet: Vermieter und Kabelnetzbetreiber schließen eine andere Rahmenvereinbarung. Der Vermieter stellt die technischen Voraussetzungen für den Kabelanschluss bereit und trägt die Kosten für den Anschluss. Die Mieterhaushalte können dann selbst entscheiden, ob sie einen TVVertrag mit dem Kabelnetzbetreiber schließen wollen oder nicht, und zahlen auch direkt an ihn. „Dabei werden die Kosten für die Kunden unter zehn Euro liegen“, sagt Vodafone-Experte Helge Buchheister.
Im dritten Fall gibt es keine Versorgungsvereinbarung, sondern der Mieter schließt den Vertrag direkt mit dem Kabelnetzbetreiber (einschließlich der Wartung, die bei der Versorgungsvereinbarung der Vermieter bezahlt). „Das kostet die Nutzer dann 12,99 Euro im Monat“, so Buchheister.
Kabel-TV Es gibt jede Menge Freeund Pay-TV-Programme, die weitgehend störungsfrei auf dem Fernseher laufen. Über das Kabel lassen
sich gerade Mehrfamilienhäuser einfach versorgen. Aber: Für Privatsender in HD-Qualität muss man zusätzlich zahlen, und bei älteren Fernsehern muss womöglich ein Receiver nachgerüstet werden.
Internet-Fernsehen Auf Kabelfernsehen ist heutzutage niemand mehr angewiesen, wenn es um Empfang auf dem Fernsehgerät geht. Viele, vor allem junge Menschen, nutzen Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Apple TV oder Wow und brauchen das gute alte Kabel nicht. Auch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender haben eine umfangreiche Angebotspalette mit Spielfilmen, Sport und Dokumentationen sowie Live-TV. Aber man braucht einen schnellen Onlinezugang, um Internet-TV nutzen zu können. Anbieter sind unter anderem Vodafone und die Deutsche Telekom (Magenta TV), aber auch Firmen wie Waipu.tv oder Zattoo.
Satellitenempfang Dafür braucht man ein Empfangsgerät, das in neueren Fernsehern schon im Gerät steckt; bei älteren müssten HD-fähige Receiver beschafft werden. Der HD-Empfang ist für alle öffentlich-rechtlichen Sender frei und unverschlüsselt. Privatsender sind in HDTV verschlüsselt und können über einen Pay-TV-Anbieter entschlüsselt werden. Das kostet ein paar Euro mehr im Monat. Ein Vorteil: Es gibt unendlich viele Programme zu vergleichsweise niedrigen Kosten. Ein Nachteil: Wenn’s draußen stürmt und schneit, ist der Empfang nicht mehr optimal.
Deutsche Telekom Wenn Vodafone durch die Neuregelungen beim Kabelfernsehen tatsächlich Hunderttausende Kunden verlieren würde, könnten also andere profitieren. Dazu gehört auch die Telekom mit Magenta TV. Der Bonner Konzern umgarnt gerade wechselwillige Vodafone-Kunden in großem Stil. Das TV-Abo kostet zehn Euro im Monat.
Kabel ja, Fernsehen nein Das Kabel ist nicht nur für den Fernsehempfang von Bedeutung, man kann es auch für die Internetnutzung verwenden. Aber ist DSL besser oder das Kabel? Kabel-Internet punktet mit Bandbreiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde, während DSLAnschlüsse maximal 250 Megabit pro Sekunde ermöglichen“, heißt es auf der Website des Verbraucherportals Verivox. Aber: DSL sei deutlich verfügbarer als Kabel-Internet. „In fast allen Orten ist DSL nutzbar, dagegen sind aber nur rund drei Viertel der Haushalte per Kabelnetz erreichbar“, so Verivox. Zusätzlich setzt sich langsam Glasfaser als neue Zugangstechnik durch, die eine besonders ruckelfreie Qualität bietet.