Überzahlspiel wurde zum Ärgernis
Auch 40 Minuten mit einem Mann mehr reichten Gladbach im Borussen-Duell nicht aus.
Karim Adeyemi lieferte Gladbach die Steilvorlage, um im Borussen-Duell nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand doch noch zu punkten. In der 56. Minute sah Dortmunds Angreifer die Gelb-Rote Karte, nachdem er Stefan Lainer auf der rechten Außenbahn zu Fall gebracht hatte. In Überzahl änderte sich die Partie, in der zuvor der BVB klare Feldvorteile hatte und Gladbach vor allem über Umschaltsituationen zum Erfolg kommen wollte, elementar. Doch wusste die niederrheinische Borussia die – inklusive Nachspielzeit – gut 40 Minuten mit einem Mann mehr nicht auszunutzen.
So war das Überzahlspiel eines der Themen, über die sich die Gladbacher vor allem ärgern mussten. „Wir hatten die eine oder andere gute Situation, um ein Tor zu erzielen. Doch insgesamt haben uns vor allem in der Phase ein bisschen die Energie, die Cleverness und die technische Intensität gefehlt, um den tiefen Block besser zu bespielen“, monierte Gerardo Seoane.
Der Verweis des Gladbacher Trainers auf fehlende Frische überraschte indes etwas, hatte der BVB doch noch am Mittwoch in der Champions League bei Atletico Madrid spielen müssen. „Dortmund war schlagbar. Aber es muss auch in unseren Kopf rein, dass sie drei Tage vorher gespielt haben, dass sie in Unterzahl sind – dann müssen wir es noch mehr erzwingen. Da muss es brennen, auch wenn es Dortmund ist“, sagte Rechtsverteidiger Stefan Lainer zum verpassten Punktgewinn.
Seoane wollte derweil den Blick auf die größere Belastung des Gegners so nicht gelten lassen: „Ich finde, der Vergleich ist etwas opportunistisch, den der BVB hat mit der Hereinnahme von sechs frischen Spielern reagiert“, sagte der Coach, der das Problem vielmehr in den vielen Ungenauigkeiten im eigenen Aufbauspiel sah – und dafür auch eine Erklärung hatte: „Wir haben zunächst aus einer tieferen Position gespielt und mussten so viele lange Sprints auf dem Weg nach vorne machen. Da gab es einen gewissen Verschleiß, gerade bei den Spielern, die bis zum Ende auf dem Platz waren wie Alassane Plea, Franck Honorat und Luca Netz, hat die Frische gefehlt.“
So blieben viele Angriffe durch leichte Fehler unvollendet, oder es fehlte das Tempo, um den Dortmunder Abwehrverbund in Bewegung zu bringen. Dabei wechselte Seoane so offensiv wie möglich. „Alle Joker haben sich voll reingehängt. Doch wir haben den Ball nicht gut genug zirkulieren lassen“, bemängelte der Schweizer. Zwar kamen zwölf Gladbacher Schussversuche nach Adeyemis Platzverweis zusammen, die Torgefahr hielt sich bei 0,84 Expected
Goals jedoch in Grenzen. Klare Chancen hatte in der Schlussphase im Grunde nur Tomas Cvancara, der einmal an BVB-Keeper Gregor Kobel scheiterte und kurz darauf einen Kopfball zu hoch ansetzte.
So konnten die Gladbacher die Überlegenheit nicht in einen weiteren Treffer ummünzen – das war ihnen auch schon beim 1:1 in Mainz passiert, wobei die Gastgeber erst ab der 84. Minute in Unterzahl waren, allerdings auch einen arg müden Eindruck machten. So bleibt in positiver Erinnerung einzig das 3:3, das Gladbach nach einem 0:3 in Überzahl noch holte – sich dabei am Ende jedoch sogar noch ärgern musste, angesichts vieler klarer Chancen nicht noch gewonnen zu haben.
Selbst hatte es die Borussen zweimal in der laufenden Saison erwischt: Nach Manu Konés Roter Karte in Köln sowie Max Wöbers Ampelkarte in Frankfurt gingen beide Partien noch verloren, in Frankfurt gar nach Führung. Eine derartige Wende gelang Gladbach im Borussen-Duell nicht, weswegen sich angesichts von Adeyemis Steilvorlage der Frust bei den Gastgebern nur verstärkte.