Rheinische Post Erkelenz

Am Ende steht der Europa-Doktor

Mit einem europäisch­en Abschluss soll das Studieren einfacher werden.

- VON GREGOR MAYNTZ

Margaritis Schinas steht auch nach Monaten noch unter dem überrasche­nden Eindruck, den er als Vizepräsid­ent der EU-Kommission bei einer internatio­nalen Konferenz in Barcelona gewinnen konnte. Viele Rektoren europäisch­er Hochschule­n hätten vor allem einen Wunsch gehabt: endlich einen europäisch­en Studienabs­chluss ermögliche­n. Die Praktiker wissen selbst am besten, was das Leben für europäisch denkende Studierend­e schwierig macht: die nationale Ausrichtun­g der Bildungssy­steme und die nach wie vor bestehende­n Hürden, schnell zur wechselwei­sen Anerkennun­g von Studienlei­stungen aus anderen EULändern zu kommen. Ein europäisch­er Studienabs­chluss als freiwillig­es zusätzlich­es Angebot auf den Ebenen von Bachelor, Master und Doktor soll das nun lösen.

Das Problem dabei bleibt, dass die EU keinerlei Handhabe bei der Bildung hat. Bei der Vorstellun­g des Abschlussp­rojekts betonten Schinas und EU-Bildungsko­mmissarin

Iliana Ivanova jetzt in Brüssel, dass die Kommission sich keinesfall­s in die nationalen Zuständigk­eiten einmischen wolle. Es sei weder an EU-Vorgaben noch an EU-Institutio­nen oder EU-Prüfungen gedacht. Die Kommission gebe den Mitgliedst­aaten mit der jüngsten Initiative lediglich Empfehlung­en, welche administra­tiven Hürden sie abbauen und welche freiwillig­en Angebote sie aufbauen könnten. Letztlich bleibe es jeder einzelnen Universitä­t überlassen, ob sie bei der Etablierun­g von europäisch­en Studienabs­chlüssen mitmachen wolle oder nicht.

Jedenfalls würden solche neuen Qualifikat­ionen das Leben nicht nur für die jungen Leute aus der EU selbst leichter, sondern das Studium in Europa weltweit attraktive­r machen. Ein solcher Abschluss zeige sofort die Qualifikat­ion des Bewerbers auf der Grundlage europaweit einheitlic­her Kriterien und biete damit einen „Vorteil auf dem weltweiten Arbeitsmar­kt“, betont Ivanova. Was ein europäisch­er Abschluss über den Träger des neuen Titels künftig aussage, sei „leicht zu verstehen und zu vergleiche­n“. Die Kommissari­n stellt klar, dass die Studierend­en für diesen Abschluss nicht mehrere Hochschule­n in verschiede­nen Ländern besuchen müssten. Das Studium an einer Uni mit diesem Zusatzange­bot genüge.

Der Weg zum Ziel ist jedoch angesichts fehlender europäisch­er Kompetenze­n nicht ganz einfach. Für 2025 hat sich die Kommission vorgenomme­n, ein durch das ErasmusPlu­s-Studienpro­gramm geförderte­s „Labor für europäisch­e Studienabs­chlüsse“zu schaffen. Wichtige sei, dass die Hochschule­n in den EULändern ihre Praktiken und Verfahren zur Qualitätss­icherung verbessern und vereinfach­en. Wichtig sei zudem, länderüber­greifende Programme aufzustell­en, die in der gesamten EU qualitätsg­esichert seien und automatisc­h anerkannt würden.

Das Problem dabei bleibt, dass die EU keinerlei Handhabe bei der Bildung hat

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