Musikalische Erinnerung an die Kohlezeit
Die Bergkapelle Sophia-Jacoba und der Musikverein Freisinn Baal nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch die Musikgeschichte. Während die Bergkapelle eine Art Geburtstag feierte, zog es die Baaler an die frische Luft.
Es war fast so etwas wie eine Geburtstagsfeier mit rund 740 Gästen: In der restlos ausverkauften Aula bot die Bergkapelle Sophia-Jacoba unter der bewährten Leitung von Rolf Deckers zu ihrem 85-jährigen Bestehen ein unvergessliches Konzerterlebnis.
Das 1939 mit musikalischen Belegschaftsmitgliedern der heute stillgelegten Steinkohlenzeche gegründete Ensemble schaffte es wieder einmal spielend, sein Publikum zu begeistern. Einer der Höhepunkte im abendfüllenden Programm: Miriam Amels‘ rasant dargebotenes Xylophon-Solo beim Stück „Erinnerungen an Zirkus Renz“, das die Aula-Bühne vorübergehend in eine Manege verwandelte. Die 58 Hobbymusiker im Alter zwischen 13 und 77 Jahren präsentierten bei ihrem umjubelten Jahreskonzert einen bunten Querschnitt ihres Könnens: Dimitri Schostakowitschs Walzer Nummer zwei, die Ouvertüre aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“, der Konzertmarsch „Eherne Wehr“von Georg Fürst. Mit Carlos Marques‘ symphonischer Dichtung „Cassiopeia“wagten die Gastgeber einen kurzen Streifzug durch die griechische Mythologie.
Mit dem traditionellen Bergmannsmarsch
„Schon wieder tönt‘s vom Schachte her“hatte die Bergkapelle ihren musikalischen Reigen eindrucksvoll eröffnet. Erinnerungen an die Zeit, als bei Sophia-Jacoba der Kohlehobel noch nicht stillstand, wurden wach. Mit „Phantom of the Opera“(Phantom der Oper) luden die Hobbymusiker zu einem kleinen Ausflug in die Musical-Welt ein, um dann den „Marsch des Soldaten Robert Bruce“und „Killing me softly“zu spielen. Mit Johannes Teuschls „Viva la Woodstock“präsentierten die Mitglieder der Bergkapelle eine beeindruckende Hommage an das legendäre Festival. Ed Sheerans romantische Ballade „Perfect“und Jimmy Webbs Popsong „MacArthur Park“beendeten das Konzerterlebnis mit dem ehemaligen Werksorchester.
Für 50 Jahre als aktiver Musiker wurde Dieter Aretz ausgezeichnet. Mit dem gemeinsam gesungenen Steigerlied verabschiedeten sich die Musiker von ihrem Publikum. Das Wiedersehen lässt jedoch nicht lange auf sich warten: Zum musikalischen Frühschoppen lädt die Bergkapelle Sophia-Jacoba am Sonntag, 12. Mai, in der Zeit von 11 bis 13 Uhr im Rahmen der Sonntagskonzerte der Stadt Hückelhoven ein. Bei freiem Eintritt stehen auf dem Gelände an Schacht 3 dann schmissige Polkas, bekannte Walzermelodien und zünftige Marschmusik auf dem abwechslungsreichen Programm.
Auch der Baaler Musikverein Freisinn hatte zum Konzert eingeladen. Als die Musiker in der Adventszeit durch die Straßen ihres Heimatortes zogen, um auf die bevorstehenden Festtage einzustimmen, fiel ihnen eine kleine Sackgasse auf. Die Haydnstraße stuften sie als sehr geeignet für ihr nächstes Sonntagskonzert unter freiem Himmel ein. Die insgesamt 24 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung ihres niederländischen Dirigenten Frits Dohmen fragten bei den Anwohnern nach. Familie Bossen war begeistert von der Idee eines Platzkonzerts vor ihrem Wohnhaus, öffnete die Garage für Kuchenverkauf und Kaffeeausschank. Dabei erklangen bekannte Melodien wie Frank Sinatras „My way“oder „Bohemian Rhapsody“als Erinnerung an den verstorbenen Freddie Mercury. „True Colours“, „Puttin‘ on the Ritz“und „Highway to hell“, der Hit der HeavyMetal-Formation AC/DC, begeisterten die zahlreichen Zuhörer, die bei milden Temperaturen, aber starkem Wind den unterhaltsamen Klängen lauschten.
Rund zwei Stunden lang servierten die Baaler Freisinn-Musiker vor allem leichte Unterhaltungsmusik. Dabei trat auch das von Sebastian Neef geleitete Nachwuchsorchester in Aktion. Seit fünf Monaten erlernen die Frauen und Männer ein Instrument. Beim großen Platzkonzert boten sie unter anderem „Get that Jazz“, „Moody Tune“oder auch „Basic Blues“dar. Mit „Guardians of the Galaxy“und Melodien aus dem Computerspiel Tetris brachen die Baaler Musiker in fremde Welten auf. „Singin‘ in the rain“und die Zugabe „Gruß an Würzburg“wurden mit viel Applaus belohnt.