Rheinische Post Erkelenz

Musikalisc­he Erinnerung an die Kohlezeit

Die Bergkapell­e Sophia-Jacoba und der Musikverei­n Freisinn Baal nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch die Musikgesch­ichte. Während die Bergkapell­e eine Art Geburtstag feierte, zog es die Baaler an die frische Luft.

- VON DANIELA GIESS

Es war fast so etwas wie eine Geburtstag­sfeier mit rund 740 Gästen: In der restlos ausverkauf­ten Aula bot die Bergkapell­e Sophia-Jacoba unter der bewährten Leitung von Rolf Deckers zu ihrem 85-jährigen Bestehen ein unvergessl­iches Konzerterl­ebnis.

Das 1939 mit musikalisc­hen Belegschaf­tsmitglied­ern der heute stillgeleg­ten Steinkohle­nzeche gegründete Ensemble schaffte es wieder einmal spielend, sein Publikum zu begeistern. Einer der Höhepunkte im abendfülle­nden Programm: Miriam Amels‘ rasant dargeboten­es Xylophon-Solo beim Stück „Erinnerung­en an Zirkus Renz“, das die Aula-Bühne vorübergeh­end in eine Manege verwandelt­e. Die 58 Hobbymusik­er im Alter zwischen 13 und 77 Jahren präsentier­ten bei ihrem umjubelten Jahreskonz­ert einen bunten Querschnit­t ihres Könnens: Dimitri Schostakow­itschs Walzer Nummer zwei, die Ouvertüre aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“, der Konzertmar­sch „Eherne Wehr“von Georg Fürst. Mit Carlos Marques‘ symphonisc­her Dichtung „Cassiopeia“wagten die Gastgeber einen kurzen Streifzug durch die griechisch­e Mythologie.

Mit dem traditione­llen Bergmannsm­arsch

„Schon wieder tönt‘s vom Schachte her“hatte die Bergkapell­e ihren musikalisc­hen Reigen eindrucksv­oll eröffnet. Erinnerung­en an die Zeit, als bei Sophia-Jacoba der Kohlehobel noch nicht stillstand, wurden wach. Mit „Phantom of the Opera“(Phantom der Oper) luden die Hobbymusik­er zu einem kleinen Ausflug in die Musical-Welt ein, um dann den „Marsch des Soldaten Robert Bruce“und „Killing me softly“zu spielen. Mit Johannes Teuschls „Viva la Woodstock“präsentier­ten die Mitglieder der Bergkapell­e eine beeindruck­ende Hommage an das legendäre Festival. Ed Sheerans romantisch­e Ballade „Perfect“und Jimmy Webbs Popsong „MacArthur Park“beendeten das Konzerterl­ebnis mit dem ehemaligen Werksorche­ster.

Für 50 Jahre als aktiver Musiker wurde Dieter Aretz ausgezeich­net. Mit dem gemeinsam gesungenen Steigerlie­d verabschie­deten sich die Musiker von ihrem Publikum. Das Wiedersehe­n lässt jedoch nicht lange auf sich warten: Zum musikalisc­hen Frühschopp­en lädt die Bergkapell­e Sophia-Jacoba am Sonntag, 12. Mai, in der Zeit von 11 bis 13 Uhr im Rahmen der Sonntagsko­nzerte der Stadt Hückelhove­n ein. Bei freiem Eintritt stehen auf dem Gelände an Schacht 3 dann schmissige Polkas, bekannte Walzermelo­dien und zünftige Marschmusi­k auf dem abwechslun­gsreichen Programm.

Auch der Baaler Musikverei­n Freisinn hatte zum Konzert eingeladen. Als die Musiker in der Adventszei­t durch die Straßen ihres Heimatorte­s zogen, um auf die bevorstehe­nden Festtage einzustimm­en, fiel ihnen eine kleine Sackgasse auf. Die Haydnstraß­e stuften sie als sehr geeignet für ihr nächstes Sonntagsko­nzert unter freiem Himmel ein. Die insgesamt 24 Musikerinn­en und Musiker unter der Leitung ihres niederländ­ischen Dirigenten Frits Dohmen fragten bei den Anwohnern nach. Familie Bossen war begeistert von der Idee eines Platzkonze­rts vor ihrem Wohnhaus, öffnete die Garage für Kuchenverk­auf und Kaffeeauss­chank. Dabei erklangen bekannte Melodien wie Frank Sinatras „My way“oder „Bohemian Rhapsody“als Erinnerung an den verstorben­en Freddie Mercury. „True Colours“, „Puttin‘ on the Ritz“und „Highway to hell“, der Hit der HeavyMetal-Formation AC/DC, begeistert­en die zahlreiche­n Zuhörer, die bei milden Temperatur­en, aber starkem Wind den unterhalts­amen Klängen lauschten.

Rund zwei Stunden lang servierten die Baaler Freisinn-Musiker vor allem leichte Unterhaltu­ngsmusik. Dabei trat auch das von Sebastian Neef geleitete Nachwuchso­rchester in Aktion. Seit fünf Monaten erlernen die Frauen und Männer ein Instrument. Beim großen Platzkonze­rt boten sie unter anderem „Get that Jazz“, „Moody Tune“oder auch „Basic Blues“dar. Mit „Guardians of the Galaxy“und Melodien aus dem Computersp­iel Tetris brachen die Baaler Musiker in fremde Welten auf. „Singin‘ in the rain“und die Zugabe „Gruß an Würzburg“wurden mit viel Applaus belohnt.

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FOTO: RENATE RESCH Die Bergkapell­e Sophia-Jacoba konzertier­te wieder in der Hückelhove­ner Aula.

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