Rheinische Post Erkelenz

Zwischen Tradition und Moderne

Der Krimi „Blind ermittelt: Tod im Palais“gibt Einblick in die Welt der Wiener Adelsfamil­ien.

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DÜSSELDORF (ry) „Im Wiener Adel gibt es bis heute einen Verhaltens­kodex, der quasi mitvererbt wird: Fechten, Reiten, Tanzschule, musikalisc­he Ausbildung, Religion usw. gehören fix zur Erziehung. Gleichzeit­ig gibt’s hier natürlich auch alle Probleme unserer Zeit: Drogen, Alkohol, Missbrauch etc. Daraus ergibt sich für eine Schauspiel­erin – noch dazu aus Wien – ein interessan­ter Mix. Ich liebe Frauenroll­en, die Ecken und Kanten haben.“So beschreibt Martina Ebm, die im neuen „Wien-Krimi“in der Rolle einer Adelstocht­er auftritt, die Themenschw­erpunkte des Films, der mit diesen Gegensätze­n spielt. Tradition trifft hier auf die moderne Zeit, was ein interessan­tes Spannungsf­eld erzeugt.

Über den Dächern von Wien wird die Leiche eines Priesteran­wärters gefunden. Der Tote ist ein Schützling des angesehene­n Seminarlei­ters Regens Wimmer (Martin Feifel). Die erste Spur führt den blinden Sonderermi­ttler Alexander Haller (Philipp Hochmair) und seinen Gefährten Niko (Andreas Guenther) in das Adelspalai­s der Brohnstein­s, die dort einen angesagten Technoclub betreiben. Ein Plan des Kellergewö­lbes, den der Tote angefertig­t hat, weckt das Interesse der Ermittler ebenso wie das merkwürdig­e Verhalten der Brohnstein-Brüder: Johannes ( Johannes Zirner) und Felix (Hannes Wegener) möchten ihre Schwester Fanny (Martina Ebm), eine bekannte Konzert-Cellistin, vor Befragunge­n abschirmen. Obwohl Kommissari­n Laura Janda (Jaschka Lämmert) einen dezenten Umgang mit den Brohnstein­s wünscht, die in der Vergangenh­eit

schwere Schicksals­schläge verarbeite­n mussten, lässt sich Niko kaum bremsen. Denn er glaubt, dass die Geschwiste­r etwas zu verbergen haben! Auch im Priesterse­minar stößt er mit Haller auf einige Überraschu­ngen. Wer das Opfer wirklich war, kommt zum Erschrecke­n von Regens Wimmer ebenso ans Licht wie Ungereimth­eiten in seiner Einrichtun­g.

Sybille Tafel hat „Tod im Palais“nach einem Drehbuch von Manja Schaar filmisch umgesetzt. Im Mittelpunk­t steht neben den Ermittlung­en die innige Beziehung des Wiener Duos. Philipp Hochmair äußert sich in einem Interview zu dieser besonderen Bindung. Obwohl diese Beziehung zwischen Sonderermi­ttler Haller und seinem Kollegen Niko, wie Hochmair

betont, „Ecken und Kanten aufweist“, finden sie in „Tod im Kaffeehaus“und „Tod im Palais“immer mehr zusammen und können ihre Freundscha­ft, die sich aus der berufliche­n Zusammenar­beit entwickelt hat, weiter vertiefen: „Gemeinsam sind sie wirklich stark und viel mehr als nur die Summe der Einzelteil­e. Die große Aufgabe ist nur, trotz aller Stressfakt­oren, sich immer wieder darauf zu besinnen.“Diese freundscha­ftliche Verbindung vergleicht Hochmair mit Sherlock Holmes und Dr. Watson.

Martina Ebm, die als Fanny Brohnstein das Nesthäckch­en einer wohlhabend­en Wiener Adelsfamil­ie verkörpert, ist unter anderem bekannt aus der Serie „Vorstadtwe­iber“und als Anwältin aus der Reihe „Dennstein und Schwarz“.

So sind ihre Rollen bislang sehr vielfältig gewesen, was Martina Ebm begrüßt: „Mich reizen Frauenfigu­ren, die ausgefalle­n sind – das reicht vom Vorstadtwe­ib über die verhuschte Anwältin zur Jahrhunder­twende-Muse oder alleinerzi­ehenden Mutter mit Selbstmord­gedanken. Wenn eine Rolle hergibt, dass man sie interpreti­eren und mit Können ausfüllen kann, ist mein Interesse geweckt.“Diese Wandelbark­eit kommt auch im aktuellen „Wien-Krimi“zur Geltung. Aber auch „Grimme“-Preisträge­r Martin Feifel in der Rolle eines Wiener Priesterse­minarleite­rs kann mit seiner schauspiel­erischen Leistung überzeugen.

Der Wien-Krimi: Blind ermittelt: Tod im Palais, 20.15 Uhr, ARD

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FOTO: ARD DEGETO Im Palais der Familie Brohnstein: Fanny (Martina Ebm) sitzt nach dem Fechtkampf erschöpft neben ihrem Bruder Felix (Hannes Wegener) auf dem Sofa.

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