Hack ist fast so effizient wie Mbappé
Robin Hack hat einen Lauf in diesem Kalenderjahr: Von 14 Schüssen auf das Tor waren zehn drin. Borussia kann heilfroh sein, dass der 25-Jährige so gut trifft.
Die kalibrierte Linie war mit Robin Hack im Bunde, obwohl es im TV in einigen Einstellungen doch nach einer Fußspitze Abseits aussah. Dass der 25-Jährige nicht einmal vom VAR zu stoppen ist, verdeutlicht ganz gut, wie groß der Lauf ist, den Hack seit ein paar Monaten erlebt. Zwar traf er im DFB-Pokal gleich in der ersten Runde, doch in der Bundesliga musste er bis Januar auf sein erstes Tor für Borussia Mönchengladbach warten – seit dem 1:0 bei Werder Bremen am Samstag sind es neun in diesem Kalenderjahr, hinzu kommen insgesamt drei im Pokal.
Hacks Lauf behielt aber auch in Bremen eine leicht tragische Note. Im Viertelfinale beim 1. FC Saarbrücken brachte sein Führungstor schon nicht das Weiterkommen, von den fünf Bundesligaspielen mit Hack-Treffern gewann Gladbach nur eines am 17. Spieltag gegen den VfB Stuttgart. Zuletzt reichte ein Dreierpack bei der TSG Hoffenheim nicht mal für ein Unentschieden – solch ein Schicksal hatte bei Borussia allein Allan Simonsen vor 50 Jahren mal erlitten.
„Man hat nach seinem Wechsel aus Bielefeld gesagt: Er kommt von einem Absteiger, er kann nicht kämpfen“, sagte Sportchef Roland Virkus am Samstag. „Gerade Robin hat gezeigt, dass er in dieser Phase einer unserer stabilsten Spieler ist, und es freut mich, dass er wieder getroffen hat.“In Bremen überwand er Michael Zetterer mit einem optimal platzierten Linksschuss links vor
dem Tor – allzu erfolgversprechende Flugbahnen gab es für den Ball in der Situation nicht, Hack fand sie dennoch.
Der immer umtriebige Offensivmann, der dadurch besticht, dass er eher wenig überragend kann, dafür aber viele Dinge echt gut, führt in einer Bilanz sogar die Liga an: Kein Bundesligaprofi übertrifft seinen Erwartungswert vor dem gegnerischen Tor so sehr wie Hack. Aus nur 3,6 „Expected Goals“wurden bislang neun Treffer, macht ein Plus von 5,4. Darmstadts Tim Skarke folgt dahinter (+4,7), den dritten Platz teilen sich Benjamin Sesko von RB Leipzig und Deniz Undav aus Stuttgart (jeweils +4,6).
Die Gefahr, dass Hack mit dieser Überperformance derzeit eine Blase aufpustet, die irgendwann platzt, ist nicht wegzudiskutieren. Aber er macht eben auch verdammt viel richtig mit seinen Laufwegen und seiner Ruhe im Abschluss. Fünf Tore mit rechts, zwei mit links, zwei mit dem Kopf – auch die Verteilung kann sich sehen lassen. Bis auf das glücklich-geniale 3:3 in Hoffenheim, als er Keeper Oliver Baumann mit einem als Flanke getarnten Schuss düpierte, erzielte Hack alle Tore aus dem Strafraum heraus, die meisten aus dem neuralgischen Raum links neben dem Elfmeterpunkt.
Im Pokal waren sogar all seine drei Schüsse aufs Tor drin, in der Liga neun der letzten 13, nachdem die ersten sieben nicht zum Erfolg geführt hatten. Würden Hacks Kollegen ihren „Expected Goals“-Wert genauso deutlich übertreffen, hätten Alassane Plea und Jordan Siebatcheu zwölf Ligatore auf dem Konto, Tomas Cvancara elf, Florian Neuhaus zehn und Nathan Ngoumou neun. Hack ist Gladbachs großer Effizienztreiber: Nur Bayer Leverkusen (+11,2) und Leipzig (+10,1) sind deutlicher im grünen Bereich als die Borussen, zu deren „Expected Goals“-Plus von 8,9 allein Hack 5,4 beiträgt.
Fünfmal traf er zur Führung, dreimal glich er aus, in Hoffenheim gelang ihm der Anschlusstreffer – wichtig waren die Tore immer, nur zu selten münzte Gladbach sie in einen Sieg um. In den fünf europäischen Topligen gibt es lediglich neun Spieler, die ihre Chancen noch effizienter nutzen, darunter Jude Bellingham (Real Madrid), Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain) und Lautaro Martínez (Inter Mailand). In den Top Ten ist Hack der große Unbekannte, in Gladbach jedoch müssen sie heilfroh sein, dass ein Mann, der zuvor zweimal in Folge abgestiegen war, der Saison einen raren Lichtblick verpasst.