Gartenschau soll 315 Millionen kosten
Rund um den dann stillgelegten Tagebau Garzweiler soll 2037 die Internationale Gartenschau Millionen von Besuchern anziehen. Was geplant ist und wie das Projekt finanziert werden soll.
Die Kommunen rund um den Tagebau Garzweiler arbeiten derzeit daran, die Internationale Gartenschau im Jahr 2037 in die Region zu holen. Mittlerweile ist auch bekannt, wie viel das Projekt kosten soll: 315 Millionen Euro. Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands Landfolge, berichtete in dieser Woche im Erkelenzer Braunkohleausschuss über den Stand der Planung. Zum Zweckverband haben sich die Kommunen Erkelenz, Mönchengladbach, Jüchen, Grevenbroich und Titz zusammengeschlossen.
Rund 230 Millionen Euro davon sind für Investitionen vorgesehen, die Durchführung würde vermutlich weitere 85 Millionen kosten. Was nach einer riesigen Summe steuerfinanzierten Geldes klingt, soll die fünf Kommunen allerdings nicht über Gebühr belasten. Der Zweckverband plant nämlich, mindestens 90 Prozent der nötigen Baukosten und ebenfalls einen großen Teil der laufenden Kosten durch Fördermittel abzudecken. Die schließlich sind zu Genüge vorhanden: 14,8 Milliarden Euro hat die Bundesregierung bekanntlich zur Verfügung gestellt, um den Strukturwandel im Rheinischen Revier zu bewältigen. Da rund um den Tagebau ohnehin Infrastruktur aufgebaut und sogenannte „Renaturierung“stattfinden muss, würde man aus Sicht der Planer zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
„Das klingt auf den ersten Blick nach sehr viel Geld“, sagt Volker Mielchen auf Nachfrage. „Für die Ausrichtung einer Internationalen Gartenschau ist das aber eine übliche Größenordnung.“Vor allem aber: „Wir reden hier von vielen Projekten um den Tagebau, die wir sowieso umsetzen würden. Sonst listet man sie halt nur selten so gebündelt auf.“
Ein Vorteil: Mit dem klaren Ziel 2037 vor Augen müssten die Bauprojekte schnell umgesetzt werden – und die Stichworte „schnell“und „Umsetzung“sind bislang wahrlich nicht die, mit denen die Strukturwandelstrategie der Landesregierung treffend beschrieben werden kann.
Bis 2030 wird im Tagebau noch Braunkohle abgebaut, bis 2033 könnte der Kohleausstieg bei Bedarf
noch verschoben werden. Anschließend soll das Restloch Garzweiler über einen Zeitraum von 40 Jahren mit Rheinwasser geflutet und zu einem der größten Seen in Nordrhein-Westfalen werden. Wenn die Internationale Gartenschau 2037 stattfinden sollte, wird von diesem See freilich noch nicht viel zu sehen sein. Das erste Wasser soll im Januar 2036 fließen.
Trotzdem soll die Gartenschau unter dem Motto „Neues Leben, neue Ufer, neue Landschaften“stattfinden. Ziel ist es, der Welt zu demonstrieren, wie in der Tagebaulandschaft Zukunftsperspektiven und neue Lebensräume entstehen können. Kernstück der Gartenschau sollen traditionell viele Grün- und Botanikprojekte werden. Bei Keyenberg ist ein Uferpark geplant, zwischen Keyenberg und Jüchen sollen „Grünterrassen“entstehen, der Jüchener Bahnhof soll zum „Tor zum Tagebau“werden.
Doch darüber hinaus geht es dem Zweckverband auch darum, den Tagebauraum selbst für Besucher zu erschließen. So ist als Highlight der
Schau eine Seilbahn vorgesehen, die die Besucher bis auf den Grund des Tagebaus führt und zum Besuchermagneten werden soll. „Die meisten Menschen waren noch nie auf dem Grund des Tagebaus. Themen wie Trockenheit und Klimafolgenanpassung lassen sich, denke ich, von dort unten auch viel anschaulicher erklären“, sagte Volker Mielchen.
Der Zweckverband rechnet mit 1,8 Millionen Besuchern, „und das ist eine konservative Rechnung, die auf Vergleichswerten von anderen Gartenschauen beruht“, so Mielchen. Gut möglich, dass das besondere
Umfeld des Tagebaus noch deutlich mehr Besucher anzieht. „Es gibt immer noch viele Menschen im Land, die noch nie in einen so großen Tagebau geschaut haben“, sagt der Geschäftsführer.
Nun braucht der Zweckverband vor allem zwei Dinge. Zum einen ein klares Signal der Landesregierung, hinter der Gartenschau zu stehen. Dem Vernehmen nach soll das in den kommenden Wochen passieren. Zum anderen fehlen die Beschlüsse aus den Stadträten der fünf Kommunen. „Wir spüren grundsätzlich die Unterstützung der Politik, auch bei den Bürgermeistern herrscht ganz klar Einigkeit“, erklärt Volker Mielchen.
Die Durchführung der Gartenschau soll sich hauptsächlich aus Ticketverkäufen, Sponsoring und Fördermitteln finanzieren, für die vorherigen Investitionen müssen die Kommunen mit einem Eigenanteil in Höhe von 23 Millionen Euro rechnen, also zehn Prozent der Investitionssumme. In der Zweckverbandssatzung gibt es einen Verteilungsschlüssel für solche Fälle: Mönchengladbach und Erkelenz zahlen je 30 Prozent, Grevenbroich und Jüchen je 17,5 und Titz fünf Prozent. Erkelenz und Mönchengladbach müssten demnach jeweils 6,9 Millionen Euro beisteuern.
Der Plan des Zweckverbands sieht vor, am 12. Juni auf der Verbandsversammlung in Rheydt den Beschluss zu fassen, sich für die Internationale Gartenschau zu bewerben. Vorausgesetzt werden die Ratsbeschlüsse in den fünf Kommunen, in denen bis Juli abgestimmt werden soll. Den Zuschlag könnte der Zweckverband dann Ende des Jahres erhalten.