Rheinische Post Erkelenz

Suizid oder doch Mord?

Der „Polizeiruf 110: Unsterblic­h“gibt Einblick in die Welt einer Internetbe­rühmtheit.

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DÜSSELDORF (ry) In den sozialen Medien hatte sie eineinhalb Millionen Fans. Jetzt sorgt Aalisha Mansours (Hannah Gharib) Tod für großes Aufsehen. Durch das Glasdach eines Einkaufsze­ntrums ist sie am helllichte­n Tag in die Tiefe gestürzt. Mitten in der Magdeburge­r Innenstadt. Doch war es tatsächlic­h Selbstmord? Die Karriere der polarisier­enden Internetbe­rühmtheit mit den bunt gefärbten Haaren war zuletzt ins Stocken geraten. Durch die Bewerbung eines fragwürdig­en Diätmittel­s war sie einem regelrecht­en Shitstorm ausgesetzt. Hat der Hass aus dem Netz Aalisha in den Tod getrieben?

Kriminalra­t Uwe Lemp (Felix Vörtler) ist überzeugt, dass es sich bei dem neuen Fall um einen Suizid handelt. Doch Kommissari­n Doreen Brasch (Claudia Michelsen) hat einen anderen Verdacht: Aalishas älterer Bruder, Mahdi Mansour (Mo Issa), hatte das freizügige Auftreten seiner Schwester in den sozialen Medien als Schande empfunden, seinem Unmut öffentlich Ausdruck verliehen und ihr gedroht. Musste Aalisha deshalb sterben? Was weiß er über den Tod seiner Schwester? Kommissari­n Barsch möchte diesen Fragen nachgehen und lädt ihn zum Verhör im Polizeiprä­sidium vor. Plötzlich nimmt der Fall jedoch eine neue, ganz ungeahnte Wendung. Günther Márquez (Pablo Grant) macht im Internet-Profil des Opfers eine Entdeckung, die dem Fall eine neue Richtung gibt.

Doreen Brasch ermittelt für den „Polizeiruf 110“bereits in ihrem 19. Fall. Seit 2013 verkörpert sie die Magdeburge­r Kommissari­n, zwischenze­itlich an ihrer Seite waren

Sylvester Groth als Kommissar Jochen Drexler und danach Matthias Matschke als Kommissar Dirk Köhler zu sehen. Die Dreharbeit­en zum aktuellen „Polizeiruf“fanden vom 29. August bis zum 26. September 2023 in Magdeburg statt. Florian Knittel hat den Krimi nach einem Drehbuch von Michael Gantenberg umgesetzt, wobei die Szene im Einkaufsze­ntrum eine besondere Herausford­erung darstellte. Denn da in einem echten Einkaufsze­ntrum gedreht wurde, war die Zeit begrenzt.

Michael Gantenberg gibt dem Zuschauer Einblick in eine Welt, in der Anerkennun­g im Zentrum steht. Es geht um Aufmerksam­keit und Klickzahle­n. Doch es zeigt sich auch, wie dieser Ruhm ebenso schnell ins Gegenteil umschlagen

kann. Als Internet-Berühmthei­t muss man für sein Publikum ständig neue Ideen liefern und neue Beiträge erstellen. Die Sucht nach Anerkennun­g kann zu einer Abwärtsspi­rale führen, der man nur schwer entkommen kann. Vor allem für Menschen mit einer narzisstis­chen Veranlagun­g kann dies mitunter gefährlich sein. Gantenberg sagt über seine Protagonis­tin: „Sie will den Ruhm. Und sie braucht ihn, mehr als ihre Familie. Aalisha ist eine Narzisstin, für die Anerkennun­g fast wie eine Droge ist, ohne die sie nicht mehr leben kann.“

Der MDR gedenkt mit der Ausstrahlu­ng des „Polizeiruf 110“zwei Schauspiel­ern. Hendrik Arnst („Geschlecht­erkampf“) verstarb am 2. Januar 2024 nach kurzer schwerer

Krankheit mit 73 Jahren. Er verkörpert in dem aktuellen Film den Bewohner eines Seniorenhe­ims, der ein gegenseiti­g wertschätz­endes Verhältnis zum Opfer, Aalisha Mansour hatte, die dort Auszubilde­nde war. Bei dem zweiten Schauspiel­er, dem der aktuelle „Polizeiruf“gewidmet ist, handelt es sich um den Schauspiel­er und Rapper Pablo Grant („Nie zu spät“, „Der Geist im Glas“). Er ist am 6. Februar 2024 aufgrund einer Thrombose mit nur 26 Jahren verstorben. Er spielte beim Ermittlert­eam aus Magdeburg die Rolle des Kriminalob­ermeisters Günther Márquez. 2020 war er Teil des Ermittler-Teams geworden.

Polizeiruf 110: Unsterblic­h, 20.15 Uhr, ARD

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FOTO: MDR/FILMPOOL FICTION/STEFAN ERHARD Doreen Brasch (Claudia Michelsen) glaubt nicht an einen Selbstmord. Sie hat den Bruder des Opfers im Visier und lädt ihn zum Verhör.

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