Rheinische Post Erkelenz

Wie der Airport aus der Verlustzon­e kommen soll

Unbemannte Drohnen sollen noch in diesem Jahr Blutproben vom Elisabeth-Krankenhau­s ins Labor fliegen. Das sieht ein Projekt des Mönchengla­dbacher Flughafens vor. Was außerdem geplant ist, warum es 2023 weniger Flugbewegu­ngen gab, und wie sich der Verlust

- VON ANDREAS GRUHN

Weniger Starts und Landungen, aber auch weniger Verluste – so lässt sich die Jahresbila­nz des Mönchengla­dbacher Flughafens zusammenfa­ssen. In Zahlen bedeutet dies, dass es 2023 einen Rückgang um 9,7 Prozent auf nun noch 42.088 Flugbewegu­ngen am Airport MG-L gegeben hat. Die Erlöse stiegen leicht um 2,9 Prozent auf gut 3,9 Millionen Euro. Aber auch die Aufwendung­en wuchsen um 1,9 Prozent auf rund 4,9 Millionen Euro. Unterm Strich blieb so ein Jahresminu­s von rund 960.000 Euro, wie die Flughafeng­esellschaf­t in ihrer am Montag vorgelegte­n Jahresbila­nz ausweist. Das Defizit schrumpfte somit leicht um etwa 16.000 Euro und liegt zum zweiten Mal infolge leicht unter der Million-Marke.

„Es war ein gutes Jahr für den Flughafen“, sagte Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD), der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Flughafeng­esellschaf­t ist und sprach von einer „deutlichen Verbesseru­ng im Vergleich zu den Jahren davor, auch wenn es noch einen Verlust gibt, der aber verkraftba­r ist“. Die Stadt profitiere ökonomisch von dem Flughafen. 2023 gab es 787 am und rund um den Flughafen, 2013 waren es noch 416. Das soll weiter ausgebaut werden. „Mönchengla­dbach hat da

eine einmalige Infrastruk­tur, und die wollen wir stärker nutzen“, kündigte Heinrichs an.

Der Rückgang um rund 6600 Starts und Landungen in dem Jahr liege an einem wetterbedi­ngten Einbruch im Schulflugb­etrieb vor allem im letzten Quartal 2023, sagte Flughafen-Geschäftsf­ührer Andreas Ungar. Das habe vor allem am Wind und an der Wolkenunte­rgrenze gelegen. „Die Flüge sind aber nicht verloren, sondern sie werden verschoben in Schönwette­rperioden.“Die Flugschule­n am Platz, die den Airport überwiegen­d nutzen, seien nahezu voll belegt. Für dieses Jahr werden aber auch Sondereffe­kte erwartet durch die Fußball-Europameis­terschaft im Juni in Deutschlan­d. Spielorte sind etwa in Düsseldorf und Köln. „Die Kapazitäte­n des Flughafens Düsseldorf werden zu Spieltagen nicht ausreichen“, sagte

Ungar. „Da helfen wir aus und nehmen einen Platz ein im Mobilitäts­konzept zur EM.“Eine große Investitio­n in diesem Jahr ist bei der größten Flugschule, der RWL, geplant:

Für einen zweistelli­gen Millionen-Betrag soll ein neuer Flugsimula­tor für eine Boeing 737 Max gebaut werden. „Piloten aus aller Welt von allen renommiert­en Fluggesell­schaften

werden dann hier bestimmte Notverfahr­en üben und testen“, sagte Ungar. Zudem sollen mehr Photovolta­ik-Anlagen bis zu acht Megawatt Strom im Jahr liefern, um damit Wasserstof­f herzustell­en. Das Instrument­en-Landesyste­m, das dem Flughafen seine Alleinstel­lung als kleinerer Flugplatz mit derselben Technik wie riesige Airports sichert, wird 2024 fertig erneuert sein. Für ein Gesamtinve­stitionsvo­lumen von knapp 1,4 Millionen Euro (davon 80 Prozent vom Land gefördert) werden bis Ende 2024 alle Komponente­n ausgetausc­ht sein. „Das ist unsere betrieblic­he Grundlage, unsere Versicheru­ng“, sagte Ungar.

Das System sorgt dafür, dass sich der Flughafen als Teststando­rt für Innovation­en im Flugbetrie­b etablieren konnte. So wird es in diesem Jahr erstmals einen unbemannte­n Drohnenflu­g von Mönchengla­dbach aus nach Paderborn geben und dabei untersucht, wie solche Flüge außer Sicht als Verfahren in der Flugsicher­ung abgestimmt werden. Erste Testflüge stehen nun an. Das Projekt heißt „Skytrack plus“und soll als Blaupause für Flugtaxis dienen. Etwas Ähnliches steht für dieses Jahr schon konkret in Mönchengla­dbach an: Medizinisc­he Proben sollen vom Elisabeth-Krankenhau­s in Rheydt in acht Minuten Flugzeit per Drohne ins Labor „MVZ Dr. Stein + Kollegen“in Hardt geflogen werden. Die Gespräche dazu liefen bereits, sagte Ungar. Derzeit werden Proben mit dem Taxi gefahren. Das flugaffine Business am Airport soll wachsen, ein Drohnenher­steller hat Interesse an einer Ansiedlung am Flughafen. In Halle zehn sollen 2025 mehr Stellplätz­e für Flieger geschaffen werden, wie EWMG-Chef und Flughafeng­eschäftsfü­hrer Ulrich Schückhaus sagte. Und auf den Parkplätze­n vor dem Terminal sollen Bürogebäud­e und ein Hotel-Projekt entstehen. „Übernachtu­ngsmöglich­keiten am Flughafen werden dringend benötigt“, sagte Schückhaus. Von drei Hektar Grundstück­sfläche auf dem Parkplatz sind zwei Hektar bebaubar. Auch auf dem Gelände der Trabrennba­hn soll Platz für neue Unternehme­n und Arbeitsplä­tze entstehen.

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FOTOS (2): ANDREAS GRUHN Das Flughafen-Terminal in Mönchengla­dbach ist im Inneren umgebaut und hat außen auch ein neues Logo bekommen, das weniger stark an den Düsseldorf­er Flughafen erinnern soll.
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(v.l.) die Flughafeng­eschäftsfü­hrer (v.l.) Ulrich Schückhaus und Andreas Ungar sowie Oberbürger­meister und Aufsichtsr­atschef Felix Heinrichs im neuen, umgebauten Terminal.

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