Wie der Airport aus der Verlustzone kommen soll
Unbemannte Drohnen sollen noch in diesem Jahr Blutproben vom Elisabeth-Krankenhaus ins Labor fliegen. Das sieht ein Projekt des Mönchengladbacher Flughafens vor. Was außerdem geplant ist, warum es 2023 weniger Flugbewegungen gab, und wie sich der Verlust
Weniger Starts und Landungen, aber auch weniger Verluste – so lässt sich die Jahresbilanz des Mönchengladbacher Flughafens zusammenfassen. In Zahlen bedeutet dies, dass es 2023 einen Rückgang um 9,7 Prozent auf nun noch 42.088 Flugbewegungen am Airport MG-L gegeben hat. Die Erlöse stiegen leicht um 2,9 Prozent auf gut 3,9 Millionen Euro. Aber auch die Aufwendungen wuchsen um 1,9 Prozent auf rund 4,9 Millionen Euro. Unterm Strich blieb so ein Jahresminus von rund 960.000 Euro, wie die Flughafengesellschaft in ihrer am Montag vorgelegten Jahresbilanz ausweist. Das Defizit schrumpfte somit leicht um etwa 16.000 Euro und liegt zum zweiten Mal infolge leicht unter der Million-Marke.
„Es war ein gutes Jahr für den Flughafen“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft ist und sprach von einer „deutlichen Verbesserung im Vergleich zu den Jahren davor, auch wenn es noch einen Verlust gibt, der aber verkraftbar ist“. Die Stadt profitiere ökonomisch von dem Flughafen. 2023 gab es 787 am und rund um den Flughafen, 2013 waren es noch 416. Das soll weiter ausgebaut werden. „Mönchengladbach hat da
eine einmalige Infrastruktur, und die wollen wir stärker nutzen“, kündigte Heinrichs an.
Der Rückgang um rund 6600 Starts und Landungen in dem Jahr liege an einem wetterbedingten Einbruch im Schulflugbetrieb vor allem im letzten Quartal 2023, sagte Flughafen-Geschäftsführer Andreas Ungar. Das habe vor allem am Wind und an der Wolkenuntergrenze gelegen. „Die Flüge sind aber nicht verloren, sondern sie werden verschoben in Schönwetterperioden.“Die Flugschulen am Platz, die den Airport überwiegend nutzen, seien nahezu voll belegt. Für dieses Jahr werden aber auch Sondereffekte erwartet durch die Fußball-Europameisterschaft im Juni in Deutschland. Spielorte sind etwa in Düsseldorf und Köln. „Die Kapazitäten des Flughafens Düsseldorf werden zu Spieltagen nicht ausreichen“, sagte
Ungar. „Da helfen wir aus und nehmen einen Platz ein im Mobilitätskonzept zur EM.“Eine große Investition in diesem Jahr ist bei der größten Flugschule, der RWL, geplant:
Für einen zweistelligen Millionen-Betrag soll ein neuer Flugsimulator für eine Boeing 737 Max gebaut werden. „Piloten aus aller Welt von allen renommierten Fluggesellschaften
werden dann hier bestimmte Notverfahren üben und testen“, sagte Ungar. Zudem sollen mehr Photovoltaik-Anlagen bis zu acht Megawatt Strom im Jahr liefern, um damit Wasserstoff herzustellen. Das Instrumenten-Landesystem, das dem Flughafen seine Alleinstellung als kleinerer Flugplatz mit derselben Technik wie riesige Airports sichert, wird 2024 fertig erneuert sein. Für ein Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 1,4 Millionen Euro (davon 80 Prozent vom Land gefördert) werden bis Ende 2024 alle Komponenten ausgetauscht sein. „Das ist unsere betriebliche Grundlage, unsere Versicherung“, sagte Ungar.
Das System sorgt dafür, dass sich der Flughafen als Teststandort für Innovationen im Flugbetrieb etablieren konnte. So wird es in diesem Jahr erstmals einen unbemannten Drohnenflug von Mönchengladbach aus nach Paderborn geben und dabei untersucht, wie solche Flüge außer Sicht als Verfahren in der Flugsicherung abgestimmt werden. Erste Testflüge stehen nun an. Das Projekt heißt „Skytrack plus“und soll als Blaupause für Flugtaxis dienen. Etwas Ähnliches steht für dieses Jahr schon konkret in Mönchengladbach an: Medizinische Proben sollen vom Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt in acht Minuten Flugzeit per Drohne ins Labor „MVZ Dr. Stein + Kollegen“in Hardt geflogen werden. Die Gespräche dazu liefen bereits, sagte Ungar. Derzeit werden Proben mit dem Taxi gefahren. Das flugaffine Business am Airport soll wachsen, ein Drohnenhersteller hat Interesse an einer Ansiedlung am Flughafen. In Halle zehn sollen 2025 mehr Stellplätze für Flieger geschaffen werden, wie EWMG-Chef und Flughafengeschäftsführer Ulrich Schückhaus sagte. Und auf den Parkplätzen vor dem Terminal sollen Bürogebäude und ein Hotel-Projekt entstehen. „Übernachtungsmöglichkeiten am Flughafen werden dringend benötigt“, sagte Schückhaus. Von drei Hektar Grundstücksfläche auf dem Parkplatz sind zwei Hektar bebaubar. Auch auf dem Gelände der Trabrennbahn soll Platz für neue Unternehmen und Arbeitsplätze entstehen.