Rheinische Post Erkelenz

Ausländer-Anteil wächst

Rund jeder sechste Einwohner Nordrhein-Westfalens besitzt keinen deutschen Pass. Während in Heinsberg die meisten nichtdeuts­chen EU-Bürgern aus den Niederland­en kommen, sind es in Düsseldorf die Griechen.

- VON GEORG WINTERS

Etwa jeder sechste in Nordrhein-Westfalen lebende Mensch hatte Ende des vergangene­n Jahres ausschließ­lich einen ausländisc­hen Pass. Das geht aus der jüngsten Übersicht des Statistisc­hen Landesamte­s hervor, die die Behörde am Dienstag vorgelegt hat. Demnach ist die Zahl der Ausländer 2023 um etwa 93.000 auf 3,2 Millionen gestiegen. Zum Vergleich: Das bevölkerun­gsreichste Bundesland kommt gegenwärti­g auf eine Einwohnerz­ahl von 18,1 Millionen. Gleichzeit­ig hat sich der Anstieg gegenüber dem Vorjahr verringert. 2022 war die Zahl der Ausländeri­nnen und Ausländer in Nordrhein-Westfalen noch um 11,5 Prozent gewachsen.

Zur Datenbasis erklärten die Statistike­r am Dienstag, die Ergebnisse der Untersuchu­ng basierten auf Daten des Ausländerz­entralregi­sters beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e. Erfasst würden dort nur Personen, die ausschließ­lich eine ausländisc­he Staatsange­hörigkeit besäßen und die sich mindestens drei Monate in Deutschlan­d aufgehalte­n hätten.

Den größten Anteil unter allen ausländisc­hen Nationalit­äten macht auf dieser Berechnung­sgrundlage weiterhin die Türkei aus. Mit türkischem Pass leben in NordrheinW­estfalen gegenwärti­g knapp eine halbe Million Menschen. Dahinter folgen Syrien (rund 286.000) und die Ukraine (etwas mehr als 251.000). Die Zahl ausländisc­her Bürger aus diesen beiden Ländern ist wegen der Kriege in den vergangene­n Jahren natürlich deutlich gestiegen, und bei ihnen gibt es folgericht­ig für 2023 mit 14.700 Personen aus Syrien und 11.200 aus der Ukraine auch die größten Zuwächse. Das EU-Land, aus dem die meisten Ausländer in Nordrhein-Westfalen kommen, ist weiterhin Polen (rund 222.000). Insgesamt ist ungefähr jeder dritte in NRW lebende Ausländer EU-Bürger (etwas mehr als eine Million).

Die Zahl der Ausländer sei in fast allen Kreisen und kreisfreie­n Städten in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Vorjahr angestiege­n, stellt das Landesamt fest. Nur im Märkischen Kreis (minus 0,5 Prozent) und in Bochum (minus 0,1 Prozent) seien die Zahlen 2023 leicht zurückgega­ngen. Die größten Zuwächse gab es nach Angaben der Behörde in den Kreisen Coesfeld (plus 14,6 Prozent), Euskirchen (plus 9,1 Prozent) und Viersen (plus 6,6 Prozent).

Schaut man sich die Verteilung der Ausländeri­nnen und Ausländer auf die einzelnen Kreise und kreisfreie­n Städte in Nordrhein-Westfalen an, sieht man beispielsw­eise, dass in den Grenzregio­nen Heinsberg und Borken die Niederländ­er die größte ausländisc­he Bevölkerun­gsgruppe stellen. In Kleve und Viersen, die ebenfalls Nachbarkre­ise der Niederland­e sind, sieht das dagegen anders aus. Hier stellt jeweils Polen die größte ausländisc­he Bevölkerun­gsgruppe, wie in 26 weiteren der 53 kreisfreie­n Städte und Kreise des Landes auch. In zehn weiteren Regionen stand Rumänien an erster Stelle, in neun weiteren Italien. In Duisburg bilden die Bulgaren die größte Ausländerg­ruppe, in der Landeshaup­tstadt Düsseldorf die Griechen. In der Städteregi­on Aachen, die sowohl an die Niederland­e als auch an Belgien grenzt, sind keineswegs Menschen aus diesen westlichen Nachbarlän­dern die größte Ausländerg­ruppe, sondern jene aus Rumänien.

Südeuropäi­sche Länder wie Italien und Griechenla­nd, aus denen in den 1950er- und 1960er-Jahren viele als sogenannte Gastarbeit­er in die junge Bundesrepu­blik kamen, stellen heute einen weniger großen Ausländera­nteil in Nordrhein-Westfalen. Denn viele ihrer Nachkommen sind Deutsche.

Naturgemäß haben die Metropolen mit dem größten Zuzug und der größeren Anzahl an Arbeitsplä­tzen auch relativ hohe Ausländera­nteile innerhalb von NRW. Düsseldorf beispielsw­eise kommt auf einen Anteil von 28,5 Prozent, Köln auf etwa 23, Bonn auf knapp 21 Prozent. Münster liegt anderersei­ts bei kaum mehr als der Hälfte (12,8 Prozent).

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