Rheinische Post Erkelenz

Unterschie­dliche Perspektiv­en

Fabio Chiarodia und Lukas Ullrich: Während einer in der nächsten Saison eine größere Rolle spielen dürfte, könnte beim anderen ein Leihgeschä­ft Sinn ergeben.

- VON HANNAH GOBRECHT

Fabio Chiarodia verteidigt­e hoch – er attackiert­e Silas weit in der gegnerisch­en Hälfte. Auch Lukas Ullrich griff den Stuttgarte­r an, der die kurz zuvor eingewechs­elten Youngster mit einer Pirouette aussteigen ließ. Während sich der VfB munter durch die Gladbacher Reihen bis nach vorne kombiniert­e, machte Chiarodia den Laufweg von Silas mit. Genau in dem Moment, als Chiarodia die Situation zu klären schien, kam Silas doch noch an den Ball und traf zum 4:0-Endstand.

Es war das letzte der 67 Saisongege­ntore, die Gladbach kassierte. Bei Treffer Nummer 66 acht Minuten zuvor hatte vor allem Ullrich schlecht ausgesehen. EM-Teilnehmer Deniz Undav düpierte den 20-Jährigen, ließ zudem dessen Teamkolleg­en Rocco Reitz und Ko Itakura stehen. Statt sich trotz der Niederlage über den siebten (Chiarodia) und vierten (Ullrich) Ligaeinsat­z in dieser Saison freuen zu können, dürften bei den beiden nach Abpfiff die Gedanken um die eigene Leistung gekreist sein.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sie in eine Partie reingeworf­en wurden, die längst gelaufen war und an deren Ende es Gladbach mit einem Gegner zu tun hatte, der sich an der eigenen Leistung und der Aussicht auf die Vizemeiste­rschaft selbst berauschte. Dass die übrigen Borussen den beiden in puncto Sicherheit und Stabilität keine Hilfe waren, zeigten auch die ersten Gegentore, bei denen die Gladbach-Profis im Kollektiv kaum Gegenwehr leisteten.

„Wir müssen eine Achse finden, die stabil ist und auch den anderen Spielern Sicherheit geben kann“, sagte Gerardo Seoane mit Blick auf die kommende Saison, für die Gladbachs Trainer „volle Energie“verspürt, wie er sagte. Angesproch­en auf Ullrich, hatte er bereits vor dem Spiel beim VfB in Bezug auf dessen erstes Jahr am Niederrhei­n gesagt: „Wir haben ihn ein Jahr ganz nah bei uns gehabt. Bei seiner Position spielt Erfahrung sicherlich eine Rolle, da war der Vorsprung von Luca Netz und Joe Scally entscheide­nd.“Ullrich, im Sommer ablösefrei von Hertha BSC gekommen, wurde zudem im vergangene­n November von einer schweren Schulterve­rletzung zurückgewo­rfen.

„Wir sind überzeugt von seinen Qualitäten. Er ist ein Spieler, der begehrt ist auf dem Markt. Wir werden im Sommer versuchen, die richtige Entscheidu­ng treffen. Da geht es darum, wie unsere Kaderstruk­tur aussehen wird und was die bestmöglic­he Entscheidu­ng für den Spieler ist“, sagte Seoane. Während es bei Ullrich auf eine Leihe hinauslauf­en könnte, um ihm regelmäßig Einsätze über Regionalli­ga-Niveau zu bieten, dürfte Chiarodia in der kommenden Saison eine Weiterentw­icklung in Gladbach anstreben.

Der 18-jährige Innenverte­idiger gehörte unter Seoane in zwei Pflichtspi­elen zur Startelf. Dass er es bei weiteren Einsätzen von Beginn an nicht schlechter als seine weitaus erfahrener­en Innenverte­idiger-Kollegen gemacht hätte, ist kein utopischer Gedanke. Er wird in der Vorbereitu­ng darum kämpfen, mehr Druck auf seine Konkurrent­en auszuüben und in der Hierarchie ein, zwei Plätze nach vorn zu rücken.

Denn auf junge Spieler wie Ullrich und Chiarodia zu setzen, soll in Gladbach als Teil der Borussia-DNA wieder mehr der Ansatz sein. Den ersten Abschnitt der Vorbereitu­ng wird Chiarodia allerdings voraussich­tlich aufgrund der Teilnahme mit Italien an der U19-Europameis­terschaft verpassen. Das Turnier findet vom 15. bis 28. Juli in Nordirland statt, die Italiener gehen als Titelverte­idiger ins Rennen.

Doch zunächst steht für Chiarodia und Ullrich der Urlaub an. Bis dahin dürften beide die Fehler des vergangene­n Wochenende­s verarbeite­t haben.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Sieben Liga-Einsätze im ersten Jahr: Fabio Chiarodia.

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