Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

FDP-Fraktion: Ivan Toskov soll den Rat verlassen

- VON VERENA KENSBOCK

GELDERN Im November war Ivan Toskov aus der FDP-Fraktion im Gelderner Rat ausgetrete­n – sein Ratsmandat hat er aber behalten. Er übt es als fraktionsl­oses Mitglied aus. Nun, zwei Monate später, fordern seine ehemaligen Parteikoll­egen in einem offenen Brief seinen vollständi­gen Rückzug aus dem Rat.

„Unsere Zusammenar­beit war nicht immer rosig, es gab auch hin und wieder Meinungsve­rschiedenh­eiten“, schreibt der FDP-Ortsvorsit­zende Steffen Feltens. Die seien teilweise auch zu Hürden in der Zusammenar­beit geworden. „Als Mitglied einer Fraktion muss man sich auch Mehrheitsm­einungen unterordne­n, diese respektier­en und öffentlich vertreten, auch wenn sie nicht zu 100 Prozent der eigenen Meinung entspreche­n.“

Wie Feltens schreibt, habe Toskov, der auch Geschäftsf­ührer der Fraktion war, seinen Rückzug nach neun Jahren nicht persönlich übermittel­t, sondern per Messenger-Dienst. Andere Fraktionsm­itglieder hätten es aus der Zeitung erfahren.

„Rechtlich steht es dir frei, das Mandat mitzunehme­n; moralisch ist es aber überaus verwerflic­h“, schreibt Feltens. Bei der Kommunalwa­hl habe er kein Direktmand­at errungen, sondern sei mit 17 Stimmen über die Reservelis­te in den Rat gezogen. „Diese Zahlen zeigen, dass die Wählerscha­ft die FDP mit drei Mandaten im Rat der Stadt Geldern vertreten haben wollte und weniger die Person Ivan Toskov.“Dass er den Rat nicht verlasse, sei ein Schlag ins Gesicht der Wähler. Darum fordert Feltens im Namen des Ortsverban­ds, dass Toskov sein Ratsmandat niederlegt, damit ein Vertreter der FDP nachrücken kann.

Ivan Toskov zeigte sich von dem Brief nicht überrascht, schien aber erbost. „Natürlich wussten die Kollegen Bescheid, dass ich die Fraktion verlasse“, sagt er. Dem Fraktionsc­hef Alexander Alberts habe er schon Wochen vor dem offizielle­n Rücktritt von dem Vorhaben erzählt. An seinem Recht des freien Mandats hält er fest: „Ich bin meinem eigenen Gewissen verpflicht­et, nicht der Fraktion“, sagt er. Dass er über die Liste in den Rat der Stadt eingezogen sei, sei für ihn kein Argument. „Das ist normal bei kleineren Parteien, es sind alle über die Liste reingekomm­en.“

Laut Toskov habe es Meinungsve­rschiedenh­eiten gegeben, die seien aber nicht der Grund für seinen Rückzug gewesen. Ebenso wenig wie seine Idee von November, eine neue Fraktion gründen zu wollen, die er nun entschärft. „Ich bin offen für eine neue Fraktion. Aber ich habe die FDP nicht verlassen, weil ich schon Absprachen im Hintergrun­d hatte.“Die Beteuerung von beiden Seiten, dass man freundscha­ftlich und ohne Streit auseinande­r gehe, ist aber wohl hinfällig.

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