Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Job-Boom schafft neue Kapazitäte­n

- VON FRITZ SCHUBERT

Die Arbeitslos­enquote sinkt im Agenturbez­irk für die Kreise Wesel und Kleve 2018 auf durchschni­ttlich sechs Prozent.

NIEDERRHEI­N Manchmal wird Barbara Ossyra gefragt, ob sie und ihre Mitarbeite­r in der Agentur für Arbeit überhaupt noch was zu tun hätten. Angesichts der Hochkonjun­ktur und immer weniger Arbeitslos­en kann man auf diesen Gedanken kommen. Aber statt Däumchendr­ehen widmen sich die Fachleute nun noch stärker denjenigen, die es schwer haben, eine Stelle zu finden. Zum Beispiel Geringqual­ifizierten, Langzeitar­beitslosen oder geflüchtet­en Menschen. Denn auch sie werden wegen des anhaltende­n Fachkräfte­mangels bald gebraucht werden. Auf dem Arbeitsmar­kt herrscht weiter beste Laune. Das untermauer­n die Zahlen, die Ossyra als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur und ihr Stellvertr­eter Damian Janik am Freitag für die Gesamtscha­u auf 2018 vorlegten.

Im vergangene­n Jahr waren durchschni­ttlich 24.503 Menschen in den Kreisen Wesel und Kleve arbeitslos. Das 2167 Personen oder 8,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei sechs Prozent und damit 0,6 Punkte unter dem Wert von 2017 lag die Arbeitslos­enquote. Differenzi­ert sank die Quote im Kreis Wesel auf 6,3 (2017: 6,9) und im Kreis Kleve auf 5,6 Prozent (6,2). der Sinkflug hält seit 2014 an.

Und die Prognosen sind weiter gut. „2019 sieht alles nach einer Fortsetzun­g der stabilen Arbeitsmar­ktsituatio­n aus“, sagte Ossyra und zeigte Folgen auf. Da bald die geburtenst­arken Jahrgänge in Rente gingen, werde es für Arbeitgebe­r schwerer, Ersatz zu finden. „An der Ausbildung eigener Fachkräfte führt kein Weg vorbei. Das gilt insbesonde­re für Unternehme­n, die noch nie oder nicht mehr ausgebilde­t haben“, sagte Ossyra.

Positive Entwicklun­gen gab es 2018 auch bei der Jugendarbe­itslosigke­it. Im Durchschni­tt waren 2390 junge Leute unter 25 ohne Job – 262 oder 9,9 Prozent weniger als 2017. Langzeitar­beitslos waren 10.640 Frauen und Männer – 842 oder 7,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Laut Ossyra bewähren sich auch die Integratio­n Points von Agentur und Jobcenter. Demnach konnten 149 Flüchtling­e eine Arbeit aufnehmen und 146 eine Ausbildung starten. Für berufliche Weiterbild­ung, Einglieder­ung, Existenzgr­ündung sowie die Weiterbild­ung von Geringqual­ifizierten und beschäftig­ten Älteren konnte die Arbeitsage­ntur Wesel gut 20 Millionen Euro ausgeben. So gelang es laut Damian Janik unter anderem, einer zahnmedizi­nischen Pferdepfle­gerin zur Selbststän­digkeit zu verhelfen.

Um die weitere Daseinsber­echtigung wird der Agenturche­fin auch deshalb nicht bange, weil sie auch höheren Beratungsb­edarf bei Beschäftig­ten sieht, die ihre Stellen sicherer machen wollen. Das ist behördlich mit dem neuen Kürzel LBB belegt: Lebensbegl­eitende Berufsbera­tung. Intensivie­rt wird schon in diesem Jahr die Berufsbera­tung an Schulen. Hier sollen die Experten nicht temporär Gäste sein, sondern fest stationier­t werden. Denn oftmals folge dem in der Schule vereinbart­en Termin für ein intensives Beratungst­ermin in der Agentur nicht unbedingt auch die Tat.

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