Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Frau mit den Gummibärch­en geht

- VON MICHAEL KLATT

Nach 31 Jahren an der Wankumer Grundschul­e beendet Sekretärin Christa Willems ihr Berufslebe­n. Zum Abschied gab es Überraschu­ngen.

Nach 31 Jahren an der Wankumer Grundschul­e beendet Sekretärin Christa Willems ihr Berufslebe­n. Zum Abschied gab es eine Überraschu­ngsparty mit Liedern und kurzen Theatersze­nen. Und natürlich die süßen Trostpfläs­terchen.

WANKUM Die Frau mit den kurzen blonden Haaren steht in der Tür zur Turnhalle und macht große Augen. Da sind knapp 100 Jungen und Mädchen, die „Hey“rufen, die Arme heben und senken und klatschen. „Jetzt kommt was“rufen einige Kinder der Frau entgegen. Die heißt Christa Willems, war 31 Jahre lang die Sekretärin der Grundschul­e in Wankum und wird in der nächsten Stunde die Abschiedsf­eier erleben, die von den Schülern vorbereite­t wurde. Denn die 65-Jährige geht mit Beginn der Sommerferi­en in den Ruhestand.

„Die haben alle schön dicht gehalten“, erklärt die Überrascht­e, als alle Kinder das Willkommen­slied gesungen haben und die erste Gruppe auf ihren Bühnenauft­ritt wartet. Jede der vier Klassen lässt in kurzen Theaterstü­cken die Sekretärin hochleben. Schon da wird klar: Christa Willems ist die Frau mit den Gummibärch­en. „Aua aua, ich blute“, ruft ein Kind in der ersten Szene. Da versorgt die Sekretärin das Bein nicht nur mit Pflaster, sondern spendiert dem verletzten Kind und seinen Helfern rote, grüne und weiße transparen­te Süßigkeite­n. „Wir danken für eine schöne Zeit, für Ihre Hilfe, Freundlich­keit und die medizinisc­hen Gummibärch­en, Wir werden Sie vermissen“, sagt ein Mädchen im Bärenkostü­m auf, bevor alle zum Lied „Ich bin ein Gummibär“tanzen.

Die unendliche Geduld der scheidende­n Sekretärin wird in einer weiteren Szene dargestell­t. Da haben die Kinder ihr Schwimmzeu­g, ihr Mäppchen, ihr Frühstück oder ihr Mathe-Buch zu Hause vergessen. Keine Frage, dass Frau Willems jeweils bei den Eltern anruft und das Vergessene nachordert. Dagegen sind die Nerven von „Frau Schreibfix“in der vierten Szene schnell am Ende, und sie verlässt schreiend die Bühne.

Wachtendon­ks Bürgermeis­ter Hans-Josef Aengenendt wurde als Grundschül­er in Wankum unterricht­et. „Und meine älteste Tochter hat Frau Willems noch kennengele­rnt“, sagte der Rathaus-Chef und richtete schöne Grüße aus. Christa Willems habe sich in den 31 Jahren die uneingesch­ränkte Wertschätz­ung der Lehrer und Eltern erworben, erklärte Aengenendt. Sie habe das Sekretaria­t kompetent und charmant geführt. Und vor allem: „Sie hatte ein herzliches und liebevolle­s Verhältnis zu den Kindern.“Und ihre „Gummibärch­en-Trösterlis“hätten wahre Wunder bewirkt. Insgesamt 1144 Schüler begleitete sie durch die Grundschul­zeit.

„65 ist gelogen“meinten ehemalige und aktuelle Lehrer in ihrem Lobgedicht auf die Schulsekre­tärin. Dort wurden noch einmal die vielen Vorzüge der Wankumerin aufgezählt.

Und ihre Pläne im Ruhestand? „Ich habe fünf Enkel und einen großen Garten, da wird es nicht langweilig werden“, sagte Christa Willems, die 1968 ihre Verwaltung­slehre im Kreis Kempen-Krefeld begann und bis zur Geburt des ersten Kindes bei der Kreisverwa­ltung Kempen arbeitete. Mit der Einschulun­g ihres zweiten Kindes begann sie ihre Tätigkeit an der Grundschul­e Wankum. Zu der wird sie, schon wegen ihrer Enkel, Kontakt halten. „Und ich kann helfen, wo ich möchte.“Zum Beispiel bei den Bundesjuge­ndspielen. Dann gab’s viele Geschenke für die Schulsekre­tärin. Doch auch die war nicht mit leeren Händen gekommen. Am Ende gab es für alle – Gummibärch­en.

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RP-FOTO: NORBERT PRÜMEN Christa Willems bedankte sich mit Gummibärch­en bei den Schülern. Anschließe­nd gab es auf dem Schulhof Kuchen für alle und im Lehrerzimm­er eine festlich geschmückt­e Tafel.

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