Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Rennen gegen die Zeit für Titelverteidiger Thomas
Nach dem Ausfall von Favorit Chris Froome muss nun der zweite Ineos-Star um die Teilnahme an der Tour de France bangen.
ARLESHEIM (dpa) Eigentlich war alles angerichtet. Für schätzungsweise 40 Millionen Euro jährlich hat sich der umstrittene Geldgeber Ineos in den Radsport eingekauft, als Rendite war der Sieg bei der Tour de France fest eingeplant. Doch spätestens seit dem Sturz von Titelverteidiger Geraint Thomas bei der Schweiz-Rundfahrt am Dienstag ist die Aufregung beim übermächtigen britischen Radrennstall groß, nachdem es in der Vorwoche bereits den Top-Favoriten und viermaligen Tour-Champion Chris Froome schlimm erwischt hatte. Im Gegensatz zu Froome, der bei der Dauphiné-Rundfahrt Brüche am Oberschenkel, dem Ellbogen und den Rippen erlitten hatte, steht Thomas am 6. Juli in Brüssel aber wohl an der Startlinie. „Ich musste die Tour de Suisse verlassen, aber ich bin in Ordnung. Ich bin mit dem Kopf aufgeschlagen und musste über meinem Auge genäht werden“, schrieb Thomas am Mittwoch auf Twitter. Laut Teamangaben hat sich der Kapitän keine ernsthaften Verletzungen zugezogen. Im Krankenhaus wurden Brüche ausgeschlossen.
Doch eine optimale Vorbereitung auf dem Weg zu einer erfolgreichen Titelverteidigung sieht anders aus. Ohnehin ist Thomas in dieser Saison nicht richtig in Tritt gekommen. Ein dritter Gesamtplatz bei der Tour de Romandie war noch das beste Ergebnis des 33 Jahre alten Walisers. In der nächsten Woche müsse Thomas nun „einige große Trainingsfahrten“machen, betonte Thomas und gab sich äußerlich gelassen: „Natürlich ist das ein Rückschlag, aber es ist noch Zeit.“
Das Engagement des Chemieriesen Ineos im Radsport steht bislang unter keinem guten Stern. Am 1. Mai hatte das Unternehmen den Medienkonzern Sky abgelöst. Der dreiwöchigen Rundfahrt in Frankreich könnten die Probleme von Ineos indes zu mehr Spannung verhelfen. Fast schon erdrückend hatte das Team Sky in der Vergangenheit die Tour beherrscht und sechs der letzten sieben Sieger – viermal Froome, je einmal Thomas und Bradley Wiggins - gestellt.