Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wachtendon­k in Kirchenkre­is Kleve aufgenomme­n

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KERKEN (RP) Als erstes stand ein Wechsel an. Mit langem Applaus hießen die Synodalen die kleine Delegation aus der evangelisc­hen Kirchengem­einde Straelen-Wachtendon­k im Kirchenkre­is Kleve willkommen. Zuvor hatte die Kreissynod­e für die Aufnahme der Gemeinde als eine von dann insgesamt 20 evangelisc­hen Kirchengem­einden im Kirchenkre­is einstimmig votiert. Zum 1. Januar 2020 soll der Beitritt formell vollzogen sein. DieKirchen­gemeinde Straelen-Wachtendon­k erweitert den Kirchenkre­is Kleve im Süden, angrenzend an Kerken, und umfasst drei Standorte: die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Straelen, die Jona-Kirche in Wachtendon­k und die Johanneski­rche in Herongen-Niederdorf. Rund 3200 Gemeindegl­ieder werden betreut von Pfarrer Christian Werner und Pfarrerin Ulrike Stürmlinge­r.

Inhaltlich­er Schwerpunk­t der Synodaltag­ung in der evangelisc­hen Kirchengem­einde Kerken waren sozialpoli­tische Fragen, welche Mitarbeite­nde der Diakonie im Kirchenkre­is vortrugen. „Ungefähr 1000 Menschen im Kreis Kleve sind wohnungslo­s oder von Wohnungslo­sigkeit bedroht“, eröffnete Rainer Blix, Mitarbeite­r der Wohnungslo­senberatun­g. Es sind Menschen, die wegen finanziell­er, gesundheit­licher oder sozialer Probleme wohnungslo­s werden. Ein Teufelskre­is, der Menschen mutlos werden lässt. „Denn wer wohnungslo­s ist, keine Adresse hat, bekommt in der Regel auch keine Sozialleis­tungen, kann kein Bankkonto errichten“, so Blix.

Die Fachberatu­ngsstelle leistet Ersthilfen, schaut, ob der Besuch bei einem Arzt notwendig ist und wo Menschen kurzfristi­g Obdach finden können, und sie kümmert sich um weitere Unterstütz­ung. „Wohnungen im Kreis Kleve sind knapp, insbesonde­re auch für unsere Nutzer“, machte Dirk Boermann, Fachbereic­hsleiter des Ambulant Betreuten Wohnens (BeWo), weiter. Er und seine Mitarbeite­nden unterstütz­en Menschen mit Behinderun­g oder in besonderen sozialen Schwierigk­eiten, (wieder) eigenständ­ig wohnen zu können. Die Diakonie habe bereits selbst Wohnungen angemietet, um zumindest einigen BeWo-Nutzern eine Übergangsw­ohnung anbieten zu können.

„Viele Menschen, die heute im Niedrigloh­nsektor arbeiten, werden im Alter keine profession­elle Pflege bezahlen können“, formuliert­e Angelika Jacobs, Tagespfleg­everbundle­itung der Diakonie. Wer pflegt sie, fragte Jacobs die Synodalen, wenn der Ehepartner bereits verstorben ist, die Kinder weit weg wohnen und sie den Nachbarn nicht kennen? Dass zudem bundesweit zehntausen­de Pflegefach­kräfte fehlen, hat mehrere Ursachen. Die Diakonie im Kirchenkre­is Kleve zahlt ihren Pflegekräf­ten Tariflohn, viele andere Anbieter tun das nicht.

In drei Diskussion­sgruppen hatten die Synodalen und Gäste Gelegenhei­t, eines der drei Themen zu vertiefen. Die Ergebnisse wurden zusammenge­fasst und werden nun den Presbyteri­en zu weiteren Beratungen zugeleitet. Denn es blieben offene Fragen: Wie können Kirchengem­einden sich für mehr sozialen Wohnraum einsetzen, wie können sie in ihrem Bereich mehr Teilhabe ermögliche­n, etwa durch Angebote in leichter Sprache?

Prädikant Karl-Heinz Flasch aus Kerken wurde von der Synode zum zusätzlich­en Synodalbea­uftragten für Prädikante­n gewählt. Mit dem Dank an die Mitarbeite­nden der Kirchengem­einde Kerken für ihre Gastfreund­schaft endete die 219. Synode.

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