Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die Ruhe vor dem Parookaville-Ansturm
In vier Wochen beginnt die fünfte Auflage des Parookaville-Festivals in Weeze. Mehr als 300 DJs und 85.000 Besucher werden erwartet. Die wichtigste Änderung in diesem Jahr betrifft die Eingänge. Und Steve Aoki wird Pizzabäcker.
WEEZE Und da steht man dann irgendwo im Nirgendwo rund um den Weezer Flughafen. Am Horizont ist hinter Büschen und Sträuchern ein Trecker zu erkennen, der die Baaler Straße entlang fährt, zwischen ihm und Bernd Dicks liegen geschätzt 250 Meter Sandkuhle. Ein paar Schritte hinter dem wohl bekanntesten Gesicht des Parookaville-Veranstalter-Trios steht sein Auto, in dem unwegsamen Gelände von einem Erdhügel an der Weiterfahrt gehindert. „Hier ist die Arena der Mainstage“sagt Dicks und deutet – aufs Nichts. Zu diesem Zeitpunkt, fünf Wochen vor dem Start von Parookaville, braucht es selbst für Ortskundige und erfahrene Parookaville-Bürger noch eine ganze Menge Phantasie, um sich vorzustellen, wie allein hier, vor der gigantischen Hauptbühne, etwa 35.000 Menschen zur Musik von DJ-Weltstars wie Armin van Buuren, Martin Solveig und Steve Aoki feiern.
Jenem Steve Aoki, der neben seiner Musik vor allem für seine Tortenwürfe bei Auftritten bekannt ist und bei dem Dicks noch vor wenigen Wochen im Wohnzimmer saß, um eine Europapremiere zu besprechen. Denn der US-Star wird am Festival-Wochenende im Desert Valley seine Pizzen der Marke „Pizzaoki“unters Festival-Volk bringen. In einem Bus, den Dicks‘ Bruder Stefan entworfen hat, wird Aoki unter anderem scharfe Spezialitäten wie die „Steveroni“anbieten. Und zwar persönlich.
Doch bis es so weit ist, ist diesem Bereich - ebenso wie dem Rest der Festival-Fläche im Nordwesten der Start- und Landebahn des Airport Niederrhein - nichts davon anzumerken, dass hier am dritten Juli-Wochenende Deutschlands größtes Dance-Event über die Bühne geht.
Pro Tag werden vom 19. bis 21. Juli 70.000 Besucher zu Bürgern von Parookaville, darunter 40.000 Campinggäste, die das ganze Wochenende auf den Wiesen rund um die einmal im Jahr entstehende Stadt verbringen. „Die Nachfrage nach den Tageskarten war so groß, dass wir sie in diesem Jahr erhöht haben“, sagt Dicks. Als Folge wird die etwas außerhalb liegende Campingfläche, die im Vorjahr unter dem Namen „Mellow Fields“eingeführt wurde, kleiner (und in einem abgetrennten Bereich nur für Wohnmobile geöffnet), die Fläche für mit dem Auto anreisende Tagesgäste hingegen deutlich größer. Für Anwohner, Pendler und Fluggäste bedeutet das, dass der Anund Abreiseverkehr sich mehr auf das Wochenende verteilt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass das Verkehrsaufkommen am Donnerstag, wenn die Camper anreisen, und am Montag am höchsten sein wird. Doch die im vergangenen Jahr erstmalig getestete neue Streckenführung inklusive doppelspuriger Einbahnstraße auf dem Hülmer Deich dürfte beim Ansturm der 40.000
erneut spürbar helfen.
Und auch das neue Eingangskonzept soll einen noch schnelleren Einlass ermöglichen. Dicks: „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal extra Eingänge für Bollerwagen.“Das bedeutet, dass es eigene Zugänge für jene Besucher mit viel Gepäck gibt, und Zugänge für jene, die beispielsweise nur mit Rucksack und Zelt kommen. Dicks: „Es ist einfacher und schneller, wenn wir das Personal am Eingang so aufteilen können, dass eine Gruppe das Gepäck auf den Bollerwagen kontrolliert und die andere nur die Rucksäcke.“Und wenn jene, die in der Bollerwagen-Schlange stehen, sehen, dass es nebenan schneller geht, denkt mancher vielleicht darüber nach, ob er die Kühlboxen, die Zeltdeko und den bierpongtauglichen Ausziehtisch wirklich mitnehmen musste.
Nachdem die Festival-Fans das Eingangszelt dann passiert haben, gibt es übrigens zwei weitere Überraschungen. Jene, die Campsite A gebucht haben, dürften sich über eine Rampe freuen, die die lästigen Treppen ersetzt, und für die gesamten Campingflächen gilt, dass die Bereiche nicht
mehr kleinteilig parzelliert freigegeben werden. Man darf sich also aussuchen, wo man sein Lager aufschlägt – sofern man sich bemüht, dabei keinen Platz zu verschwenden. Denn auch wenn es diesmal 10.000 Campinggäste weniger geben wird, die Flächen um den Flughafen sind – im Gegensatz zur Kreativität des Veranstalters - endlich.