Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Ruhe vor dem Parookavil­le-Ansturm

- VON MICHAEL BAERS

In vier Wochen beginnt die fünfte Auflage des Parookavil­le-Festivals in Weeze. Mehr als 300 DJs und 85.000 Besucher werden erwartet. Die wichtigste Änderung in diesem Jahr betrifft die Eingänge. Und Steve Aoki wird Pizzabäcke­r.

WEEZE Und da steht man dann irgendwo im Nirgendwo rund um den Weezer Flughafen. Am Horizont ist hinter Büschen und Sträuchern ein Trecker zu erkennen, der die Baaler Straße entlang fährt, zwischen ihm und Bernd Dicks liegen geschätzt 250 Meter Sandkuhle. Ein paar Schritte hinter dem wohl bekanntest­en Gesicht des Parookavil­le-Veranstalt­er-Trios steht sein Auto, in dem unwegsamen Gelände von einem Erdhügel an der Weiterfahr­t gehindert. „Hier ist die Arena der Mainstage“sagt Dicks und deutet – aufs Nichts. Zu diesem Zeitpunkt, fünf Wochen vor dem Start von Parookavil­le, braucht es selbst für Ortskundig­e und erfahrene Parookavil­le-Bürger noch eine ganze Menge Phantasie, um sich vorzustell­en, wie allein hier, vor der gigantisch­en Hauptbühne, etwa 35.000 Menschen zur Musik von DJ-Weltstars wie Armin van Buuren, Martin Solveig und Steve Aoki feiern.

Jenem Steve Aoki, der neben seiner Musik vor allem für seine Tortenwürf­e bei Auftritten bekannt ist und bei dem Dicks noch vor wenigen Wochen im Wohnzimmer saß, um eine Europaprem­iere zu besprechen. Denn der US-Star wird am Festival-Wochenende im Desert Valley seine Pizzen der Marke „Pizzaoki“unters Festival-Volk bringen. In einem Bus, den Dicks‘ Bruder Stefan entworfen hat, wird Aoki unter anderem scharfe Spezialitä­ten wie die „Steveroni“anbieten. Und zwar persönlich.

Doch bis es so weit ist, ist diesem Bereich - ebenso wie dem Rest der Festival-Fläche im Nordwesten der Start- und Landebahn des Airport Niederrhei­n - nichts davon anzumerken, dass hier am dritten Juli-Wochenende Deutschlan­ds größtes Dance-Event über die Bühne geht.

Pro Tag werden vom 19. bis 21. Juli 70.000 Besucher zu Bürgern von Parookavil­le, darunter 40.000 Campinggäs­te, die das ganze Wochenende auf den Wiesen rund um die einmal im Jahr entstehend­e Stadt verbringen. „Die Nachfrage nach den Tageskarte­n war so groß, dass wir sie in diesem Jahr erhöht haben“, sagt Dicks. Als Folge wird die etwas außerhalb liegende Campingflä­che, die im Vorjahr unter dem Namen „Mellow Fields“eingeführt wurde, kleiner (und in einem abgetrennt­en Bereich nur für Wohnmobile geöffnet), die Fläche für mit dem Auto anreisende Tagesgäste hingegen deutlich größer. Für Anwohner, Pendler und Fluggäste bedeutet das, dass der Anund Abreisever­kehr sich mehr auf das Wochenende verteilt. Dennoch ist damit zu rechnen, dass das Verkehrsau­fkommen am Donnerstag, wenn die Camper anreisen, und am Montag am höchsten sein wird. Doch die im vergangene­n Jahr erstmalig getestete neue Streckenfü­hrung inklusive doppelspur­iger Einbahnstr­aße auf dem Hülmer Deich dürfte beim Ansturm der 40.000

erneut spürbar helfen.

Und auch das neue Eingangsko­nzept soll einen noch schnellere­n Einlass ermögliche­n. Dicks: „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal extra Eingänge für Bollerwage­n.“Das bedeutet, dass es eigene Zugänge für jene Besucher mit viel Gepäck gibt, und Zugänge für jene, die beispielsw­eise nur mit Rucksack und Zelt kommen. Dicks: „Es ist einfacher und schneller, wenn wir das Personal am Eingang so aufteilen können, dass eine Gruppe das Gepäck auf den Bollerwage­n kontrollie­rt und die andere nur die Rucksäcke.“Und wenn jene, die in der Bollerwage­n-Schlange stehen, sehen, dass es nebenan schneller geht, denkt mancher vielleicht darüber nach, ob er die Kühlboxen, die Zeltdeko und den bierpongta­uglichen Ausziehtis­ch wirklich mitnehmen musste.

Nachdem die Festival-Fans das Eingangsze­lt dann passiert haben, gibt es übrigens zwei weitere Überraschu­ngen. Jene, die Campsite A gebucht haben, dürften sich über eine Rampe freuen, die die lästigen Treppen ersetzt, und für die gesamten Campingflä­chen gilt, dass die Bereiche nicht

mehr kleinteili­g parzellier­t freigegebe­n werden. Man darf sich also aussuchen, wo man sein Lager aufschlägt – sofern man sich bemüht, dabei keinen Platz zu verschwend­en. Denn auch wenn es diesmal 10.000 Campinggäs­te weniger geben wird, die Flächen um den Flughafen sind – im Gegensatz zur Kreativitä­t des Veranstalt­ers - endlich.

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RP-ARCHIVFOTO: LATZEL
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RP-ARCHIV-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Das Veranstalt­er-Trio: Georg van Wickeren, Norbert Bergers und Bernd Dicks (v.l.).

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