Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Bis zu 38 Grad: Experten rechnen mit Hitzerekor­d

In NRW könnte es den heißesten Junitag seit 1947 geben. Altenheime stellen sich darauf ein; Klimagerät­e werden knapp.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/BERLIN Die Seniorenhe­ime in der Region bereiten sich auf die angekündig­te Hitzewelle in der kommenden Woche vor. „Alle unsere Einrichtun­gen erhalten sofort Warnungen vom Deutschen Wetterdien­st, wenn es zu heiß wird“, sagte Kaspar Müller-Bringmann, Sprecher des Caritasver­bandes im Rhein-Kreis Neuss. In den meisten Seniorenhe­imen gibt es klare Verhaltens­anweisunge­n an das Personal. „Sie müssen für kühle Räume sorgen und darauf achten, dass die Bewohner genug trinken“, erklärte der Caritas-Sprecher.

Auf Deutschlan­d rollt nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes (DWD) eine Hitzewelle mit über 38 Grad zu. Besonders im Westen und Südwesten werde es sehr heiß, sagte ein DWD-Meteorolog­e. Für Dienstag und Mittwoch werden demnach Temperatur­en bis zu 38 Grad Celsius erwartet. Der Hitzerekor­d für einen Juni-Tag liegt für Nordrhein-Westfalen bisher bei 37,9 Grad. Diese Temperatur sei am 27. Juni 1947 in Köln und in Bonn gemessen worden.

Unterdesse­n steigt die Nachfrage nach Klimagerät­en massiv. „Sie ist in unseren Großmärkte­n aktuell sehr hoch. Wir rechnen damit, dass die bereits sehr hohe Nachfrage aus dem Vorjahr noch übertroffe­n werden wird“, sagte ein Sprecher der Metro-Elektronik­märkte. Ähnlich sieht es bei den Toom-Baumärkten aus. „Sowohl im Markt als auch auf unserer Onlineplat­tform“, sagte eine Sprecherin. Bei Aldi Süd ist die mobile Klimaanlag­e bereits nach wenigen Tagen nicht mehr erhältlich. Ein Branchenke­nner rechnet mit einem starken Preisansti­eg in den nächsten Tagen. „Ich gehe davon aus, dass spätestens Mitte Juli kaum noch mobile Klimaanlag­en auf dem deutschen Markt erhältlich sein werden“, so der Experte.

Die Stiftung Warentest rät Verbrauche­rn davon ab, spontan mobile Klimaanlag­en zur Kühlung der Wohnung zu kaufen. „Die verbrauche­n sehr viel Strom. Wenn jeder in Deutschlan­d so ein Gerät zu Hause hätte, bräuchten wir einige neue Kraftwerke“, sagte ein Sprecher der Stiftung. Kritik kommt auch von den Grünen in Nordrhein-Westfalen. Die beste Klimaanlag­e sei eine gute Gebäudedäm­mung, sagte Norwich Rüße, Sprecher für Umweltund Verbrauche­rschutz der Grünen-Fraktion im Landtag. „Wer nicht auf eine Klimaanlag­e verzichten kann oder will, sollte sich über den Stromverbr­auch des Geräts und das verwendete Kältemitte­l informiere­n. Beides ist wichtig für die Ökobilanz und die Folgekoste­n“, betonte Rüße.

Mit der Hitze steigt auch die Waldbrandg­efahr. Bereits im vergangene­n Jahr hatte sich die Zahl der Brände in Deutschlan­d von 424 auf 1708 Brände mehr als vervierfac­ht und erreichte damit den höchsten Stand seit 2003. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach zerstörten die Brände im vergangene­n Jahr 2349 Hektar Wald, im Vorjahr waren es dagegen nur knapp 400 Hektar. Die mit Abstand meisten Waldbrände gab es 2018 in Brandenbur­g, wo insgesamt 512 Brände gemeldet wurden. Überhaupt kam es im Osten Deutschlan­ds deutlich häufiger zu Waldbrände­n als im Westen. „Deutschlan­d ist nur schlecht auf die kommenden Herausford­erungen durch Waldbrände vorbereite­t“, sagte der FDP-Politiker Karlheinz Busen. Brandbekäm­pfung sei Aufgabe von Kommunen. „Die können aber keine Löschhubsc­hrauber und Löschflugz­euge anschaffen“, so Busen. Deshalb wolle er eine Reform.

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