Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Spiel mit dem Flächenbra­nd

- VON MARTIN KESSLER DONALD TRUMP: HABE ANGRIFF AUF IRAN . . ., TITELSEITE

In der Politik lautet ein Grundsatz, jede langfristi­g angelegte Strategie von ihrem Ende her zu denken. Eine Meisterin in dieser Disziplin ist Bundeskanz­lerin Angela Merkel. US-Präsident Donald Trump scheint sie weniger zu beherzigen. Denn dessen raubeinige Gangart gegenüber dem Erzfeind Iran ist kaum dazu angetan, das Mullahregi­me in die Schranken zu weisen. Im Gegenteil: Die angebliche Härte Trumps verwandelt sich in eine gefährlich­e Schaukelpo­litik, wenn es zum Schwur kommt.

Der amerikanis­che Präsident bedrängte bislang den Iran mit der Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens und mit wirtschaft­lichen Sanktionen. Weil er damit politisch nicht weiterkam, erhöhte er den Druck durch militärisc­he Drohgebärd­en und durch Truppenent­sendungen in die Region. Nun testet das Mullahregi­me mit fein dosierten Nadelstich­en die Bereitscha­ft der USA aus, einen bewaffnete­n Konflikt zu wagen. Prompt zog Trump den bereits geplanten Militärsch­lag zurück und geht damit voll in die Falle der iranischen Hardliner.

Trumps vorläufige Bilanz ist verheerend: Er hat den Reformflüg­el in der iranischen Regierung entscheide­nd geschwächt und den Hardlinern gezeigt, dass er nicht wirklich zuschlägt. Das ist die schlechtes­te aller Welten. Denn er belohnt diejenigen Kräfte, deren Politik auf der entschiede­nen Feindschaf­t zu den USA gründet. Kommt Trump nun auch bei den Falken in den eigenen Reihen unter Druck, könnte er sich sogar zu unbedachte­n Aktionen gegen den Iran hinreißen lassen, um seine Glaubwürdi­gkeit zu behalten. Trumps dilettanti­sche Politik im Umgang mit dem gefährlich­en Iran ist brandgefäh­rlich und nicht im Interesse der USA. Eine Strategie der flexiblen Diplomatie gepaart mit Standhafti­gkeit gegen iranische Aggression­en hätte die Risiken deutlich stärker begrenzt. BERICHT

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