Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wohnungen bis zu 80 Prozent teurer

Die Preise im Rheinland ziehen weiter an. Das zeigt eine exklusive Studie. Dabei legen vor allem Städte im Speckgürte­l rund um Düsseldorf zu – Spitzenrei­ter ist Langenfeld.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND CHRISTIAN DICK

DÜSSELDORF Der Immobilien­boom hat das Rheinland fest im Griff: In allen Städten sind die Preise für Immobilien in den vergangene­n fünf Jahren massiv gestiegen. Dies zeigt eine für unsere Redaktion erstellte Studie des Bonner Forschungs­unternehme­ns Empirica. Stark aufwärts ging es in der Landeshaup­tstadt: Ein nur 125 Quadratmet­er großes Haus kostet im Schnitt 547.000 Euro, 43 Prozent mehr als 2014, als die Preise auch schon hoch waren. In keiner anderen Stadt der Region sind Häuser so teuer. Auch Wohnungen sind teuer: Eine 80-Quadratmet­er-Wohnung kostet in Düsseldorf 298.000 Euro, 53 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Spitzenrei­ter beim Anstieg der Wohnungspr­eise ist Langenfeld, hier verteuerte sich binnen fünf Jahren eine Wohnung um 80 Prozent auf 237.000 Euro.

Und das Ende ist noch nicht erreicht, auf breiter Front ziehen die Preise weiter an. Alleine 2018 stieg der Preis einer Eigentumsw­ohnung in der Landeshaup­tstadt um 13 Prozent. In kleineren Städten ging es auf deutlich niedrigere­m Niveau noch stärker hoch: Eine Eigentumsw­ohnung in Langenfeld kostete 25 Prozent mehr als vor einem Jahr, in Neuss und Ratingen lag die Notierung jeweils um 16 Prozent höher als vor einem Jahr, Viersen kommt sogar auf ein Plus von 28 Prozent auf noch vergleichs­weise günstige 144.000 Euro. „Wir haben eine Flucht in die Speckgürte­l der größeren Städte“, sagt Empirica-Forscher Thomas Abraham. „Normalbürg­er können sich zentrale Lagen immer schwerer leisten.“

Bei Häusern zeigt sich noch deutlicher, dass die Preise im Umland stärker anziehen als in der Stadt. In Düsseldorf mussten Käufer im Frühjahr „nur“fünf Prozent mehr auf den Tisch legen als 2018, in Köln sechs Prozent, in Bonn acht Prozent. Die Zuwachsrat­en in Hilden, Langenfeld oder Viersen lagen dagegen bei 20 Prozent. Mehr als zehn Prozent Zuwachs gab es in Duisburg, Krefeld, Solingen, Kleve, Monheim, Moers und Xanten, wobei in der Grafik der aktuelle Preis und die Steigerung seit 2014 genannt wird. „Die Vorstellun­g, dass Häuser auf dem flachen Land günstig sind, relativier­t sich aktuell schon sehr“, sagt Abraham. „Da Pendeln in den nächsten Jahren sicherlich noch teurer wird, sollten Familien vorsichtig sein, ob sie eine möglicherw­eise relativ günstige Wohnung mit einem alten Mietvertra­g in der Stadt aufgeben, nur um Eigentum auf dem Land zu erwerben.“Hauptgrund für den Preisansti­eg sind die gesunkenen Zinsen für Hypotheken kredite. Auf 20 Jahre Laufzeit sind Kredite mit einem Zins von rund 1,4 Prozent erhältlich, sofern der Käufer 80 Prozent Eigenkapit­al mitbringt. Das hat die Finanzbera­tung FMH berechnet. Ohne Eigenkapit­al werden knapp zwei Prozent fällig. „Die Niedrigzin­sen locken auch viele kleine Investoren in den Markt“, sagt Abraham. Diese kauften eine oder zwei Wohnungen zum Vermieten oder für ihre Kinder.

Trotz der hohen Preise raten Experten nicht pauschal vom Kauf ab. „Wenn die Zinsen inklusive einer Tilgung von drei oder vier Prozent unter der jetzigen oder künftig zu erwartbare­n Miete liegen, ist der Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses weiter eine Überlegung wert“, sagt Michael Voigtlände­r vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Errät aber zu einer realistisc­hen Rechnung :„ Immobilien­eigentümer müssen auchRückla gen für mögliche Reparature­n bilden. Sie sollten schnell tilgen, um kein Risiko einzugehen, falls in zehn oder 20 Jahren das Zinsniveau steigt.“Zudem müssten Käufer ihre persönlich­e Lage im Auge haben, sagt der Düsseldorf­er Makler Wulff Aengevelt: „Berufstäti­ge, die möglicherw­eise bald den Wohnort wegen des Jobs wechseln, sollten eher zurückhalt­end bei einem Kauf sein. Käufer, die Eigenkapit­al über Eltern oder Großeltern besorgen können, haben bessere Karten, um mit dieser Sicherheit besonders günstige Zinsen auszuhande­ln.“

Käufer sollten auch ihre Partnersch­aft bewerten: Häufiger Grund für den Verkauf eines Hauses ist die Trennung eines Paares. Das Problem: Die Kaufnebenk­osten in Höhe von acht Prozent für Grunderwer­bssteuer, Notar und Grundbuch eintragung kommen nur wieder rein, wenn der Wert des Hauses mindestens so stark gestiegen ist. Zuletzt war das meist so. Die Bundesbank warnt vor Überhitzun­g in Metropolen wie Düsseldorf. Aengevelt: „Viele geforderte Preise sind zu hoch. Bei einer Korrektur sind die Käufer die Verlierer.“

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