Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Die Verantwortlichen sind bestraft, aber der Fußball muss auch Lehren aus dem Jagdszenen in der Kreisliga ziehen.
Der Zins hat sich bewegt, aber anders als erwartet. Die Hoffnungen von Millionen Sparern sind wieder einmal dahin.
Das Wörtchen „Zinswende“war 2018 einer der am häufigsten verwendeten Begriffe in der Wirtschaftspresse. Millionen Leser (Sparer) warten seit Jahren darauf, endlich wieder eine ordentliche Rendite zu bekommen. Leider vergeblich. In diesem Jahr sollte es eigentlich soweit sein. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) zum ersten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren ihren Leitzins anheben würde, galt als ausgemachte Sache. Als Anfang vom Ende der Nullzinspolitik.
Doch die Hoffnung ist dahin, wie so oft in den vergangenen Jahren.
Die EZB wird nicht anheben. Ihr Chef Mario Draghi hat vor Wochen verkündet, dass der Zins unverändert tief bleibe, bei null; auch 2020 noch. Vermutlich wird er sich auf die Fahnen schreiben, Historisches geleistet, nämlich den Euro mit seiner lockeren Geldpolitik gerettet zu haben. Draghi wird allerdings auch als derjenige Präsident in die Geschichtsbücher eingehen, der es fertiggebracht hat, in seiner achtjährigen Amtszeit nicht ein einziges Mal den Leitzins angehoben zu haben!
Stattdessen sind die Zinsen zuletzt wieder deutlich gefallen, für zehnjährige Bundesanleihen sogar deutlich unter null. Was nichts anderes bedeutet, als dass derjenige, der sein Geld für zehn Jahre an die Bundesrepublik Deutschland verleiht, dafür bezahlen muss. Andersherum verdient Vater Staat beim Schuldenmachen. Ein Traum für jeden Finanzminister, ein Alptraum für Sparer. Sieht so die viel zitierte und herbeigesehnte Zinswende aus? Nur dann, wenn gemeint ist, dass die Zinsen noch tiefer fallen. Ja, es hat eine Wende gegeben, aber leider in die falsche Richtung. Nicht nach oben, sondern wieder nach unten.
Es ist ein gewaltiges ökonomisches Experiment, das die Notenbanken, allen voran die EZB, mit ihrer Zinspolitik vollführen. Der Zins ist die Gravitationskraft für die Kapitalmärkte, der Fixpunkt für alle anderen Anlagen. Er beeinflusst die Preise von Anleihen, Aktien, Kunstgegenständen, Oldtimern und Immobilien. Wird dies außer Kraft gesetzt, fehlt die Orientierung. Es drohen Übertreibungen, etwa am Immobilienmarkt. Oder eine „Zombifizierung“der Wirtschaft. Unternehmen, die nicht wettbewerbsfähig sind, werden mit Billigkrediten künstlich am Leben gehalten. Die Kredite fehlen für innovative Geschäftsmodelle.
In einer Finanzwelt, der die Orientierung fehlt, sind Werte gefragt. Nur wer langfristige Trends wie das Dauer-Zinstief erkennt, kann als Anleger erfolgreich sein. Wichtig: Sich nicht verrückt machen lassen, den inneren Wert von Anlagen erkennen, misstrauisch werden, wenn am Markt alle in eine Richtung laufen. Dafür braucht man Geduld. Aber wer seit Jahren so geduldig auf die Zinswende wartet, könnte ein guter Investor sein. Nur Mut!