Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der nächste Schritt
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen trifft bei der WM am Samstag (17.30 Uhr) auf Nigeria.
GRENOBLE (dpa) Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Weltmeisterschaft in Frankreich schadlos durch die Gruppenphase gekommen. Anders als ihre männlichen Kollegen beim Turnier im vergangenen Jahr in Russland. Bei den Bemühungen um eine bessere Bezahlung von Fußballerinnen nimmt die ehemalige Nationaltorhüterin Nadine Angerer den DFB und die deutschen Spielerinnen in die Pflicht. „Vom Verband müssen viel mehr Möglichkeiten geschaffen werden“, sagte die zweimalige Weltmeisterin dem „Tagesspiegel“. „Wenn ich sehe, dass die Zahlungen des DFB, Tagegelder und Prämien, seit Jahren nicht angeglichen wurden, dann müssen auch die Spielerinnen mehr fordern.“
Bei der WM in Frankreich hält Angerer das Erreichen des Halbfinals für die DFB-Elf für realistisch. „Aber ich habe einen Traum: Deutschland und die USA im Finale“, fügte sie an. Dem US-Team bescheinigt sie „einen extremen Siegeswillen“, der es sehr schwer mache, die Mannschaft zu schlagen. Angerer lebt seit mehreren Jahren in den USA, ist seit 2016 Torwarttrainerin des Portland Thorns FC.
Das deutsche Team trifft am Samstag im Achtelfinale auf Nigeria. Die Entscheidung über den Gegner in der ersten K.o.-Runde fiel erst am späten Donnerstagabend nach dem Abschluss der Vorrunde. Um 17.30 Uhr (ARD und DAZN) geht es im Stade des Alpes dann gegen den 38. der Weltrangliste um den Einzug ins WM-Viertelfinale. „Wir wissen, dass da ein Brocken auf uns zu kommt“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. „Afrikanische Teams sind immer schwer zu bespielen, sie haben viel Tempo und körperliche Präsenz.“Bereits zuvor hatte die stellvertretende Spielführerin Svenja Huth erklärt, Nigeria sei „eine physisch sehr starke Mannschaft. Man hat gesehen, dass sich Frankreich enorm schwer getan hat. Aber wir wollen auf uns gucken, wollen den nächsten Schritt machen.“
Zumindest beim Stadtbummel am Donnerstag ging es für die deutschen Fußballerinnen schon mal hoch hinaus. Nach einer intensiven Trainingseinheit am Vormittag nutzte die Mannschaft den Nachmittag für einen gemeinsamen Ausflug nach Grenoble. Mit der Gondelbahn fuhr sie auf die Bastille. Von der rund 260 Meter über Grenoble gelegenen Festung genossen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und ihre Spielerinnen den großartigen Blick über das Isère-Tal und die größte am Hochgebirge liegende Stadt der Alpen.
Bei der Vorbereitung auf das Achtelfinale setzt die Auswahl auf Teamgeist und gesunden Konkurrenzkampf und legt den Fokus auf die eigenen Stärken. „Für uns wird wichtig sein, dass wir uns auf uns konzentrieren“, sagte Huth. Der Teamgeist zeigt sich auf vielen Ebenen – zum Beispiel im Umgang Huths mit Zimmergenossin Dzsenifer Martina Voss-Tecklenburg Bundestrainerin Marozsan. Die Spielmacherin hatte im ersten Spiel gegen China einen Zehenbruch erlitten und fällt seitdem verletzt aus. Beim Treppensteigen habe sie ihre Mitspielerin zwar nicht unterstützen müssen, sagte die 28 Jahre alte Offensivspielerin vom 1. FFC Turbine Potsdam schmunzelnd. „Aber wir versuchen alles, um Dzseni zu helfen.“Die Spielmacherin trainiere individuell und gebe sich kämpferisch. „Man muss von Tag zu Tag gucken, wie sich das weiterentwickelt. Dzseni ist positiv, wir sind positiv, dass es gut werden wird“, sagte Huth.
Als Stellvertreterin von Alexandra Popp sieht sich Huth auch in der Verantwortung für die Spielerinnen, die nicht oder nur wenig zum Einsatz kommen. „Die Ersatzspielerinnen machen das bisher sehr gut. Die hauen sich von Anfang bis Ende richtig rein“, sagte sie. „Aber natürlich tut es denen auch mal gut, wenn man sie zur Seite nimmt und ihnen sagt: „Das war eine richtig gute Aktion, mach so weiter!“oder „Deine Chance wird kommen!“, damit sie wissen, dass sie ein ganz wichtiger Bestandteil sind.“
Zudem herrscht in der Mannschaft ein gesunder Konkurrenzkampf, wie Verena Schweers betont. Sie konkurriert auf der linken Abwehrseite mit Carolin Simon. Zuletzt stand Schweers zweimal in der Startformation, im ersten Spiel hatte Simon den Vorzug erhalten.
Natürlich freue sie sich, wenn sie spiele. „Aber genauso werde ich Caro unterstützen, weil ich weiß, was für eine gute Qualität sie hat“, sagte Schweers. „Das ist ein guter und fairer Konkurrenzkampf im ganzen Team. Wir pushen uns gegenseitig.“
„Afrikanische Teams sind immer schwer zu bespielen“