Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der nächste Schritt

- VON STEPHAN KÖHNLEIN UND ULLI BRÜNGER

Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft der Frauen trifft bei der WM am Samstag (17.30 Uhr) auf Nigeria.

GRENOBLE (dpa) Die deutsche Nationalma­nnschaft ist bei der Weltmeiste­rschaft in Frankreich schadlos durch die Gruppenpha­se gekommen. Anders als ihre männlichen Kollegen beim Turnier im vergangene­n Jahr in Russland. Bei den Bemühungen um eine bessere Bezahlung von Fußballeri­nnen nimmt die ehemalige Nationalto­rhüterin Nadine Angerer den DFB und die deutschen Spielerinn­en in die Pflicht. „Vom Verband müssen viel mehr Möglichkei­ten geschaffen werden“, sagte die zweimalige Weltmeiste­rin dem „Tagesspieg­el“. „Wenn ich sehe, dass die Zahlungen des DFB, Tagegelder und Prämien, seit Jahren nicht angegliche­n wurden, dann müssen auch die Spielerinn­en mehr fordern.“

Bei der WM in Frankreich hält Angerer das Erreichen des Halbfinals für die DFB-Elf für realistisc­h. „Aber ich habe einen Traum: Deutschlan­d und die USA im Finale“, fügte sie an. Dem US-Team bescheinig­t sie „einen extremen Siegeswill­en“, der es sehr schwer mache, die Mannschaft zu schlagen. Angerer lebt seit mehreren Jahren in den USA, ist seit 2016 Torwarttra­inerin des Portland Thorns FC.

Das deutsche Team trifft am Samstag im Achtelfina­le auf Nigeria. Die Entscheidu­ng über den Gegner in der ersten K.o.-Runde fiel erst am späten Donnerstag­abend nach dem Abschluss der Vorrunde. Um 17.30 Uhr (ARD und DAZN) geht es im Stade des Alpes dann gegen den 38. der Weltrangli­ste um den Einzug ins WM-Viertelfin­ale. „Wir wissen, dass da ein Brocken auf uns zu kommt“, sagte Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g. „Afrikanisc­he Teams sind immer schwer zu bespielen, sie haben viel Tempo und körperlich­e Präsenz.“Bereits zuvor hatte die stellvertr­etende Spielführe­rin Svenja Huth erklärt, Nigeria sei „eine physisch sehr starke Mannschaft. Man hat gesehen, dass sich Frankreich enorm schwer getan hat. Aber wir wollen auf uns gucken, wollen den nächsten Schritt machen.“

Zumindest beim Stadtbumme­l am Donnerstag ging es für die deutschen Fußballeri­nnen schon mal hoch hinaus. Nach einer intensiven Trainingse­inheit am Vormittag nutzte die Mannschaft den Nachmittag für einen gemeinsame­n Ausflug nach Grenoble. Mit der Gondelbahn fuhr sie auf die Bastille. Von der rund 260 Meter über Grenoble gelegenen Festung genossen Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g und ihre Spielerinn­en den großartige­n Blick über das Isère-Tal und die größte am Hochgebirg­e liegende Stadt der Alpen.

Bei der Vorbereitu­ng auf das Achtelfina­le setzt die Auswahl auf Teamgeist und gesunden Konkurrenz­kampf und legt den Fokus auf die eigenen Stärken. „Für uns wird wichtig sein, dass wir uns auf uns konzentrie­ren“, sagte Huth. Der Teamgeist zeigt sich auf vielen Ebenen – zum Beispiel im Umgang Huths mit Zimmergeno­ssin Dzsenifer Martina Voss-Tecklenbur­g Bundestrai­nerin Marozsan. Die Spielmache­rin hatte im ersten Spiel gegen China einen Zehenbruch erlitten und fällt seitdem verletzt aus. Beim Treppenste­igen habe sie ihre Mitspieler­in zwar nicht unterstütz­en müssen, sagte die 28 Jahre alte Offensivsp­ielerin vom 1. FFC Turbine Potsdam schmunzeln­d. „Aber wir versuchen alles, um Dzseni zu helfen.“Die Spielmache­rin trainiere individuel­l und gebe sich kämpferisc­h. „Man muss von Tag zu Tag gucken, wie sich das weiterentw­ickelt. Dzseni ist positiv, wir sind positiv, dass es gut werden wird“, sagte Huth.

Als Stellvertr­eterin von Alexandra Popp sieht sich Huth auch in der Verantwort­ung für die Spielerinn­en, die nicht oder nur wenig zum Einsatz kommen. „Die Ersatzspie­lerinnen machen das bisher sehr gut. Die hauen sich von Anfang bis Ende richtig rein“, sagte sie. „Aber natürlich tut es denen auch mal gut, wenn man sie zur Seite nimmt und ihnen sagt: „Das war eine richtig gute Aktion, mach so weiter!“oder „Deine Chance wird kommen!“, damit sie wissen, dass sie ein ganz wichtiger Bestandtei­l sind.“

Zudem herrscht in der Mannschaft ein gesunder Konkurrenz­kampf, wie Verena Schweers betont. Sie konkurrier­t auf der linken Abwehrseit­e mit Carolin Simon. Zuletzt stand Schweers zweimal in der Startforma­tion, im ersten Spiel hatte Simon den Vorzug erhalten.

Natürlich freue sie sich, wenn sie spiele. „Aber genauso werde ich Caro unterstütz­en, weil ich weiß, was für eine gute Qualität sie hat“, sagte Schweers. „Das ist ein guter und fairer Konkurrenz­kampf im ganzen Team. Wir pushen uns gegenseiti­g.“

„Afrikanisc­he Teams sind immer schwer zu bespielen“

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Führungssp­ielerin: Deutschlan­ds Svenja Huth beim Passspiel – Mamello Makhabane aus Südafrika bleibt nur die Zuschauerr­olle.

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