Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Revolverhelden am Niederrhein
Die Laienschauspieler lieferten unter freiem Himmel ein spektakuläres Cowboy-und-Indianer-Stück. Es wurde viel geschossen, es gab Explosionen und einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die Zuschauer waren begeistert.
TWISTEDEN Cowboys und Indianer faszinieren auch lange nach Karl Mays Ableben die Menschen. Mit viel Hingabe und Liebe zu dem Thema, widmet sich seit dem Jahre 2000 der DJK Twisteden. So wurde vor 19 Jahren die erste Aufführung „Winnetou“vor gerade einmal 73 Zuschauern im Ferienlager in Assinghausen gezeigt.
Alle zwei Jahre wurden dann neue Aufführungen in Twisteden gespielt, was auch immer mehr Zuschauer anlockte. Die wunderschöne Kulisse am Sonnenhügel-Hoensberg machte an diesem Donnerstag seinem Name leider keine Ehre. Es regnete. Aber die Zuschauerzahlen stiegen dafür in den Himmel. Was wohl nicht nur daran lag, dass der Eintritt wie immer frei ist.
Rund 2000 Gäste freuten sich auf Winnetou (gespielt von Matthias Kaenders), Old Shatterhand (Max Weber) und Peteh (Steffen Douteil), dem Maricopa Oberkrieger. Auch Sir Percival Polaroyd (gespielt von Niklas Jansen) der vorwitzige Fotograf aus England, fand besonders viel Anklang.
In einer tollen Wild-West-Atmosphäre konnte man zwischen Knallbüchsen, Saloon und Tipis die Spannungen zwischen den Maricopa Indianern und der skrupellosen Bande rund um Fiesling Santer (gespielt von Rafael Keuler) und Santer Fe (Hannah Roßmann) erleben.
Mitten in der Schusslinie befanden sich die Siedler. Diese mussten in einer Miene Quecksilber für Santer abbauen. Auch Kinder, wie zum Beispiel der kleine Linus (gespielt von Linus Laukens) mussten die harte Arbeit verrichten. Als sein Vater Will (gespielt von Thomas Wustmans) gegen die Bande aufbegehrt, wird er einfach vor den Augen seines Sohnes erschossen.
Doch nicht nur Mord und Totschlag waren die vorherrschenden Themen. Immer wieder brachten die Schauspieler kleine lokale Insiderwitze ein. Wie zum Beispiel als Sheriff Marty (Martin Bujok) von Dos Palmos sagte, dass er zwar keinen Zopf trage, aber trotzdem hier im Ort der Chef sei. Eine Anspielung mit Augenzwinkern auf den anwesenden Bürgermeister Dominik Pichler, der seine Haare zum Zopf trägt.
Das Wetter meinte es leider nicht ganz so gut mit dem Open-Air-Festspiel und den Gästen. Der einsetzende Regen sorgte für einige frei werdende Sitzreihen. Doch ein Großteil der Besucher blieb im Tal des Todes, um das aktionsreiche Schauspiel bis zu Ende verfolgen zu können.
Sie wurden belohnt mit Pyrotechnik vom Feinsten, einer Pferdekutsche und vielen Kampfszenen die mit vollem Körpereinsatz gespielt wurden. Ein wirklich gelungener Familienspaß mit kleinen Spielen für die Pause, rund um das Thema Indianer und Wild West. So konnte man Hufeisen werden, mit Pfeil und Bogen schießen oder einen Stock durch einen Ring werfen. Geschick war dabei auf jeden Fall von Vorteil. Mit selbst gebastelten Holzpferden wurde auf die Gesichter der jungen Gäste ein Lächeln gezaubert.
Nach der Explosion des Saloons und dem finalen Kampf zwischen Gut und Böse wurde es noch mal spannend. Winnetou und Old Shatterhand kämpfen gegen den berüchtigten Santer. Der Oberfiesling wähnte sich schon in Sicherheit, als er rücklings von Old Shatterhand erschossen wurde und in einen kleinen Wasserfall landetet. Dort harrte er bis zum Schluss aus.
Alle Schauspieler gaben für ihre Rolle wirklich alles. Von der Gruppen-Tanzeinlage über den völlig betrunkenen Sheriff oder dem erschossenen Siedler Will. Man spürte in jeder Rolle immer Herzblut und die Liebe zur Schauspielerei.
Am Ende gab es verdient reichlich Applaus zum Dank für das spektakuläre Schauspiel unter freiem Himmel.