Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der Prima-Giro-Cup feiert krachendes Finale
Die Volksbank an der Niers und die Rheinische Post zeigten beim Prima-Giro-Cup Flagge für den Jugendfußball. Acht Teams qualifizierten sich fürs Finale. Der Höhepunkt: das packende Finale der A-Jugend zwischen dem 1. FC Kleve und SF Broekhuysen. Mächtig Ärger bei der B-Jugend.
KEVELAER Der Prima-Giro-Cup gilt seit mehr als drei Jahrzehnten als eine große Chance. Lief die Spielzeit noch so schlecht - wer den Pokal am Saisonende in die Höhe hält, darf auf eine erfolgreiche Spielzeit zurückblicken. Seit November vergangenen Jahres kickten sich die Teams von Runde zu Runde. Acht Mannschaften hielten durch und spielten am Mittwochabend um die Trophäen auf der Kevelaerer Sportanlage bei „Scholten“. Die Veranstalter des Jugendturniers: der gastgebende Sportverein, die Volksbank an der Niers und die Rheinische Post. Erneut avancierte der Endspieltag zum Stelldichein der hiesigen Fußballszene. Schiedsrichter, Spieler, Eltern, Fans, Trainer, Betreuer und Offizielle feierten ein waschechtes Familienfest. Und das trotz zwischenzeitlicher Gewitter-Unterbrechung.
Bei den A-Junioren gelang dem favorisierten 1. FC Kleve der Pokalsieg. Doch das denkbar knapp: Die Sportfreunde Broekhuysen beschäftigten die Rot-Blauen über weite Strecken der Begegnung richtig gut. Dennoch gerieten die Grün-Schwarzen durch Luca Wiens (12.) in Rückstand. Die Kicker aus dem Südkreis waren auf jeden Zweikampf erpicht und sorgten mit einem Traumtor für den Ausgleich. Kleves Schlussmann Jonas Holzum stand zu weit vor seinem Tor, Gian-Luca Vins sah das, und zog aus dreißig Metern zum 1:1 ab. Max Schellenbach erhöhte gar, doch Michael Changezi glich noch vor dem Seitenwechsel aus. „Ich bin alles andere als zufrieden. Es gab praktisch keine Phase, in der wir richtig Druck auf Broekhuysen aufbauen konnten“, sagte Thorsten Fronhoffs, Trainer des 1. FC Kleve. Doch der Bresserberg-Klub besann sich auf die eigene Stärke, wurde spielerisch zunehmend überlegen und erzielte durch Wiens und nach starker Vorlage des eingewechselten Leander Derksen die 3:2-Führung. In den Schlussminuten setzten die Sportfreunde vergebens mit dem Mute der Verzweiflung auf lange Bälle in Richtung Sturmreihe. „Ich habe mit einem starken Gegner gerechnet. Immerhin war das für Broekhuysen das letzte Spiel. Sie haben uns aufgezeigt, was wir am Sonntag noch besser machen müssen“, sagte Fronhoffs. Er muss nun mit seiner Elf in der Qualifikation zur Niederrheinliga ran. „Wir haben das mehr als ordentlich gemacht und kräftig Paroli geboten, sind richtig aggressiv aufgetreten. Die Leistung stimmte, daher war die Niederlage unglücklich. Letztendlich hat die reifere Spielanlage und der Ballbesitz der Klever den Ausschlag gegeben“, sagte Karl Theelen, Trainer von Broekhuysen.
Die hitzigste Partie aber ereignete sich auf dem Nebenplatz der B-Junioren. Dort trafen die Jugendspielgemeinschaft aus Wissel und Kalkar und das Aufgebot des 1. FC Kleve aufeinander. Die Rot-Blauen erwischten einen gebrauchten Nachmittag. Von Beginn an dominierte die Elf von Trainer Niko Hegemann die Begegnung. Schon nach fünf Minuten setzte Wissels Spielführer Maxi Jansen mit einem sehenswerten Diagonalball Johannes Boßmann in Szene, der mit dem ersten Kontakt auf den langen Pfosten flankte. Dort musste Jonas Göknur bloß noch einköpfen. Zwischenzeitlich hätte FC-Schlussmann Lukas Albers die Rote Karte ob einer Notbremse sehen müssen. Der Unparteiische aber folgte seinem Eindruck, Albers sei noch auf dem Weg zum Ball gewesen und beließ es bei einer Verwarnung. Zum 2:0 traf Tim Panke per Freistoß. Kurz vor der Pause spielte er die rot-blaue Hintermannschaft erneut schwindelig und legte den Ball an Albers vorbei ins Tor. „Wir haben kämpferisch und spielerisch überzeugt und eine richtig starke Saison gekrönt“, sagte Hegemann. Der Anschlusstreffer von Ergün Erzi per feinem Solo war nur noch eine Randnotiz. Doch nach dem Abpfiff ging es auf und neben dem Rasen turbulent zu. Kleves Achraf Tchamousou sah nach einem üblen Tritt gegen Panke die Rote Karte, der Schiedsrichter interpretierte
„Vielleicht war der Wille daher in diesem Jahr sogar noch größer“Rudi Germes
Trainer von Walbecks B-Juniorinnen. 2015 und 2017 waren sie im Finale gescheitert
diesen als Tätlichkeit. Allerdings blieb ungeklärt, was diesem Tritt vorausgegangen war. Für Tchamousou, das Klever Publikum und Trainer Detlev Remmers war die Chronologie klar: Der dunkelhäutige Nachwuchsspieler sei rassistisch beleidigt worden, daraufhin habe er um sich getreten. Bitter für den FC: Durch den Platzverweis ist Tchamousou nun auch für das Qualifikationsspiel gegen den FC Kray außen vor. „Ich kann nicht beurteilen, was davor oder danach passiert ist. Aber ich weiß, dass das ein harter Ausfall für uns ist“, sagt Dilek Özden, Jugendobmann der Klever. Wissel schien von den Turbulenzen abseits des Rasens wenig beeindruckt und zelebrierte den Erfolg mit lautstarken Schlachtrufen und Bengalos.
Den Prima-Giro-Pokal dürfen künftig auch die B-Juniorinnen des SV Walbeck in ihre Trophäen-Vitrine stellen. Sie besiegten im Endspiel Siegfried Materborn mit 4:1. Zur Spielerin des Spiel kürte sich Rebecca Bereths, die gleich doppelt traf. „Das ist außergewöhnlich für uns. Ich bin unglaublich stolz auf die Mädels, sie haben gegen einen guten Gegner wirklich verdient gewonnen“, sagte SV-Trainer Rudi Germes. Schon 2015 und 2017 standen die Spargeldörfler im Endspiel. „Endlich ist es soweit. Vielleicht war der Wille daher in diesem Jahr sogar noch größer“, sagt Germes. Bei den C-Juniorinnen behielt Viktoria Winnekendonk gegen Wetten/Twisteden die Oberhand. „Wir haben ein ausgeglichenes Spiel mit vielen Chancen gesehen. Doch wir haben heute eben noch ein Tickchen mehr gezeigt“, sagte Markus Aufermann, Übungsleiter der Viktoria. Ein Eigentor der gegnerischen Jugendspielgemeinschaft sorgte für den 1:0-Endstand. Die C-Junioren des Kevelaerer SV zeigten eine überragende Leistung und düpierten den 1. FC Kleve mit 3:0-Toren. Von Beginn an dominierten die Gastgeber. Robin Kaschubat traf gleich doppelt, Anna Klücken besorgte mit einem starken Distanzschuss die Entscheidung. „Wir haben durchweg sicher gestanden und durch unsere Ausnahmetalente gewonnen“, sagte Trainer Luis Meuser. Sein Gegenüber Henrik Hommels konkludierte: „Wir haben viel ausprobiert in Anbetracht der nahenden Relegation. Dennoch: Die Niederlage war verdient. Auch, weil Kevelaer immer zu den richtigen Zeitpunkten getroffen hat.“
Bei den jüngsten der D-Junioren und Juniorinnen wurden der SC Blau-Weiß Auwel-Holt und der SV Grün-Weiß Vernum als Sieger geehrt. Auwel-Holt überlag der Arminia Kapellen-Hamb mit 2:0 durch die Treffer von Bleona Alijaj und Mia Kroppen. „Das war mit unsere beste Saisonleistung. Von Beginn an haben wir Gas gegeben und den Favoriten geschlagen“, sagte Trainer Marcel Kroppen. Kapellens Übungsleiter Philipp Oerding sprach von einem „sehr unglücklichen Spielverlauf“. Vernums Kicker wiederum hatten für eine frühe Führung gesorgt, waren jedoch zunehmend ins Hintertreffen geraten und kassierten den Ausgleich. „Nach der Gewitterpause haben wir ehrlicherweise ziemlich geschwommen“, sagte Trainer Simon Stüttelberg. Im Elfmeterschießen behielt seine Elf die Nerven und durfte den Prima-Giro-Pokal entgegennehmen. Doch auch Materborns Jugendliche gewannen rasch wieder an Fassung. Alles andere wäre auch verwunderlich gewesen: Immerhin war der hochsommerlich-familiäre Charakter bei „Scholten“ansteckend. Dieser hielt Kleves Dilek Özden aber nicht davon ab, Kritik zu üben: „Die Atmosphäre des Turniers ist jedes Jahr super. Aber die Ansetzung halte ich für unglücklich. Immerhin befinden wir uns inmitten der Qualifikations-Wochen. Ich würde mir wünschen, dass das Turnier früher oder später angesetzt wird.“